Zeno Schneider beherrscht das Spiel mit dem Trümpi perfekt. Gekonnt setzte er das Instrument zwischen den Gedichtvorträgen ein.
Zeno Schneider beherrscht das Spiel mit dem Trümpi perfekt. Gekonnt setzte er das Instrument zwischen den Gedichtvorträgen ein.
Betty Peter in ihrem Element. Ihre grosse Erfahrung macht ihre Vorträge einzigartig. Bilder Walter Grämiger
Betty Peter in ihrem Element. Ihre grosse Erfahrung macht ihre Vorträge einzigartig. Bilder Walter Grämiger

Literatur

«Humor ist, wenn man trotzdem lacht»

Im Kaffeehaus «zu den drei Herzen» war an diesem Abend kein Platz mehr frei. Schönes Ambiente, gemütliche Stimmung. Die Gäste fühlten sich wohl. Lyrikfreunde kennen sich und freuen sich jedes Mal, wenn Betty Peter und Zeno Schneider Lesungen
veranstalten.

«Uns fasziniert an Lyrik ihre Kraft, unter formalen Vorgaben mit wenigen Worten und deren Zwischenräumen mehr zu sagen als mit einem präzis deskriptiven Text. Lyrik riskiert viel, gewinnt dadurch aber auch viel, wo sie gelingt», so Schneider. Bierbaums Sprichwort «Humor ist, wenn man trotzdem lacht», lässt tief blicken, wenn man zwischen den Zeilen liest. Darum haben die beiden Gastgeber, Betty Peter mit ihrer warmen weiblichen Stimme und Zeno Schneider mit seinem kräftigen Stimmvolumen, am vergangenen Donnerstagabend dieses Bonmont dem Lyrik-Abend zugrunde gelegt. Die Zeit, um sich jeweils zwischen die Zeilen der vorgetragenen Gedichte zu begeben, überbrückte Schneider in angenehmer Weise mit seinem Trümpi. Es sollte noch viele solche «Gedenkminuten» geben.

Von Max und Moritz zu Daddeldu

Auf dem Programm standen an diesem Abend Gedichte vom humoristischen Dichter und Zeichner Wilhelm Busch (Max und Moritz), einem der einflussreichsten humoristischen Dichter und Zeichner Deutschlands. Dann reihte sich Höhepunkt an Höhepunkt. So etwa die Gedichte von Robert Gernhardt, den die «Frankfurter Allgemeine» den Krebskrieger nannte und nach der Diagnose schrieb: «Da war ich relativ geschockt.» Oder Christian Morgenstern, der mit seinen lustigen, scharfsinnigen und doch feinfühligen Gedichten immer wieder zu begeistern wusste. Zum Abschluss dieser gelungenen Lesung wurden Gedichte von Joachim Ringelnatz, «Humor ist der Knopf, der verhindert, dass einem der Kragen platzt», der vor allem für humoristische Gedichte um die Kunstfigur Kuttel Daddeldu bekannt geworden war, zitiert. Ringelnatz fragt sich auch: Was wohl Katzen hören, wenn Caruso singt? «Humor ist, wenn man trotzdem lacht», sagt man öfters so schnell dahin, wenn einem ein Missgeschick, ein Fehler oder sonst eine «dumme Sache» passiert ist. Richtig, doch an diesem Lyrik-Abend wurde das zahlreiche Publikum zu mehr angeregt. «Humor ist die Begabung eines Menschen, der Unzulänglichkeit der Welt und der Menschen, den alltäglichen Schwierigkeiten und Missgeschicken mit heiterer Gelassenheit zu begegnen», schreibt Wikipedia zum Thema Humor.

Die Kraft des Humors

Die vier zitierten Dichter hatten eines gemeinsam: Ihr Leben verlief nicht einfach schnurgerade. Nein, ganz im Gegenteil, alle vier wurden vom Schicksal hart geprüft. Krankheiten warfen sie zurück, Schicksalsschläge hinderten sie in der Verwirklichung ihrer Träume. «Sie litten unter schwierigsten Lebenslagen, verloren dabei aber nie ihren Humor. Sie schafften es, ihre Kraft in Tragendes umzusetzen», erklärt Zeno Schneider. Humor sei bei allen Autoren dieser Lesung eine wesentliche Stütze der Lebenshaltung. Busch, Gernhardt, Morgenstern und Ringelnatz hatten in ihrem tiefsten Innern Humor. Diesen Humor nennt man in unserer Umgangssprache oft auch Galgenhumor. Wikipedia: «Galgenhumor besitzt, wer in einer für ihn nachteiligen, ausweglosen Situation ein komisches Element findet und seine Lage oder sich selbst belacht, indem er sein tatsächliches oder vermeintliches Unglück auf humoristische Art in einen Vorteil umdeutet.» Im «Tagebuch eines Eingriffs in einhundert Eintragungen» beschreibt der «Krebskrieger» Robert Gernhardt mit ebenso viel Humor seine bedrohliche Situation im Kampf gegen die schwere Krankheit – Darmkrebs, Lebermetastasen. Zeno Schneider zum Dichter: «Robert Gernhardts Humor ist nie Selbstzweck sondern dient ihm, unter schwersten Bedingungen, diese auszuhalten.»

Einsiedler Anzeiger (grä)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

21.03.2017

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