Hanspeter Müller-Drossaart (links) und Walter Kälin,Präsident Fram-Club,stehen vor dem Portrait des Waldstattdichters Meinrad Lienert. Bild Karl Hensler
Hanspeter Müller-Drossaart (links) und Walter Kälin,Präsident Fram-Club,stehen vor dem Portrait des Waldstattdichters Meinrad Lienert. Bild Karl Hensler

Literatur

Ins Geschehen hineinversetzt

Hanspeter Müller-Drossaart las am vergangenen Dienstag Meinrad Lienert Die Kombination von Meinrad Lienert und Hanspeter Müller-Drossaart hat am Tag der Viehausstellung in Einsiedeln bestens funktioniert.

Die Stieremusig eröffnete am Dienstag, 29. September, eine Lesung, welche den besonderen Schreibstil von Meinrad Lienert deutlich aufscheinen liess. In der Fram konnten die achtzig anwesenden Zuhörer eine Geschichte miterleben, welche das Bauerntum lebensecht vorführte. Das gewählte Kapitel «Wie die Judith eine Kuh verkauft und dabei selbst an den Mann kommt» passte ausgezeichnet zum aktuellen Tag. Walter Kälin als umsichtiger Präsident des Framclubs erinnerte daran, dass im «Doppelten Matthias» die Familie biblische Namen trägt. Er stellt unseren Einsiedler Dichter in besonderer Art auf die Stufe von verschiedenen Schweizer Autoren, die als Spitzenschriftsteller gelten. Auch erinnert er daran, dass das Buch «Der doppelte Matthias und seine Töchter» in der Fram antiquarisch und bei Ex Libris erhältlich ist.

Die Lesung

Hanspeter Müller-Drossaart ist einzelnen Personen noch als Regie-Assistent der Welttheater-Saison 1981 bekannt. Er wusste als versierter Schauspieler in seiner humorvollen Art, die Zuhörer schnell auf das Thema einzustimmen. Man könnte denken, dass ihm dies unser Dichter eigentlich leicht gemacht hat. Zum Werk schrieb seinerzeit das Berner Tagblatt: «Sapperlot, ist das ein saftiges Buch! So kerngesund, so urwüchsig, so köstlich in all seiner schalkhaften Frische und so sprudelig und kribbelig wie ein munterer Bergbach.» Im Buch, erschienen 1929, schreibt der Autor zum Namen Judith: «Einen Namen, der so viel Kraft in sich hat, gibts im ganzen Alten Testament nicht mehr.» Die Fram-Besucher erlebten eine Lesung, die sie mitten ins Geschehen hineinzog. Der Funke sprang schnell über. Die Figuren glaubte man fast im Raum dabei zu haben. Der Stil des Dichters brachte es nämlich erneut fertig, die Erlebnisse der Protagonisten zu denjenigen der Zuhörer werden zu lassen. Hörte man teils Schilderungen zur Bauernszene, die wegen ihrer Sachlichkeit eher ernst aufzunehmen waren, so wechselten sich diese mit schalkhaften und die Zuhörer zu Lachern verführenden Bildern ab. Solches überrascht eigentlich keineswegs, sind doch im Buch Szenenbeschriebe wie: «  sein Maul wie eine Holzschnatter in der Karwoche gehen liess», oder «  hieb dem Spielaumichel über den Tisch hin eine Ohrfeige herunter, dass er in einer Sekunde den feurigen Schwefelregen von Sodom und Gomorrha und dazu auch noch die drei Jünglinge im Feuerofen sah.» Die Kombination Meinrad Lienert und Hanspeter Müller-Drossaart liess das dargebotene Kapitel zum Erlebnis werden. Der Vortrag von einem Könner wurde zu einem veritablen Genuss. Wer Meinrad Lienert in solcher Art vorgetragen hört, liesse sich noch lange und häufiger in die Welt des Dichters verführen.

Weitere Veranstaltungen

Das breite Kultur-Spektrum zum 150. Geburtstag des Poeten und Erzählers, das die Fram-Leute bisher anboten, erlebte immer wieder einen grossen und begeisterten Zuspruch. Bei den nächsten Veranstaltungen ist Gelegenheit geboten im Gespräch mehr über unsern Juzlieni zu vernehmen: Am 14. Oktober ist Richard Schönbächler, am 15. Karl Hensler (1941) und am 16. Res Marty in dieser Runde anzutreffen. Am 25. des gleichen Monats sind um 17.15 Uhr im Grossen Saal des Klosters Vertonungen von Versen unter dem Titel Plangliedli, Lanzigliedli, Herbstliedli und Heiwehliedli zu hören.

Einsiedler Anzeiger (heka)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

02.10.2015

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