Bruder Gerold Zenoni, Sakristan der Gnadenkapelle, Pflegehelfer, Journalist und Autor. Bild Victor Kälin
Bruder Gerold Zenoni, Sakristan der Gnadenkapelle, Pflegehelfer, Journalist und Autor. Bild Victor Kälin

Literatur

«Menschen wie du und ich»

Bruder Gerold Zenoni hat viele Passionen. Eine davon sind Interviews mit berühmten Persönlichkeiten. Doch wie kommt man an Sepp Blatter, Daniel Vasella und Co. heran?

Victor Kälin: Ihr Buch «Treffpunkt Kloster Einsiedeln» (2009) handelt ausschliesslich von Berühmtheiten, die auf irgend eine Weise mit dem Kloster Einsiedeln in Verbindung stehen. Woher die Idee, daraus ein Buch zu machen?

Bruder Gerold Zenoni: Die Idee ist nicht von mir. Der damalige Dekan Pater Basil Höfliger schlug mir vor, meine für unsere benediktinische Zeitschrift «Salve» geschriebenen Texte in Buchform herauszugeben. Ich stimmte begeistert zu.

Alle diese prominenten Zeitgenossen haben Sie persönlich getroffen. Nehmen Sie da den Telefonhöhrer zur Hand und sagen: «Grüss Gott, ich bin der Bruder Gerold und möchte gerne…»?

Das ist unterschiedlich. Ich habe Türöffner – sozusagen. Abt Martin Werlen bei Sepp Blatter, mein Bruder Felice Zenoni bei der Sängerin Petula Clark… Und dann gibt es ja noch Telefon, Mail und Brief. Und auf so einen Brief hat – zu meinem Erstaunen – Daniel Vasella positiv geantwortet.

Stehen Sie bereits im Range der Zürcher People-Journalistin Hildegard Schwaninger oder eines Mark van Huisseling von der Weltwoche?Eilt auch Ihnen Ihr in unzähligen Publikationen geschaffener Ruf bereits voraus?

Falls dem so wäre, bekomme ich davon jedenfalls nichts zu spüren. Vor ein paar Tagen machte ich aber tatsächlich mit Hildegard Schwaninger eine Wallfahrt nach Einsiedeln. An der Welt der Prominenten schnupperte ich schon, als ich als «Walterli» auf der Tell-Bühne stand. Das Fernsehen kam… Erkennungsmerkmal Kutte…? Üblicherweise bin ich mit ihr unterwegs. Über deren Wirkung auf meine Gesprächspartner habe ich mir aber noch keine Gedanken gemacht.

Sie führen Buch über Ihre Begegnungen, indem Sie die Prominenz Ihr Sammelalbum signieren lassen. Wie viele Widmungen stehen bereits drin?

Es dürften 60 bis 70 sein. Der erste Eintrag ist von Emil und seiner Frau. Das war vor rund fünf Jahren. Es gibt sehr schöne Einträge. Unterschriften habe ich zum Beispiel von Roger Federer, Richard von Weizsäcker, Karl Meli, Hans Erni…

Mindestens für Einsiedler Verhältnisse sind Sie ein Szene-Kenner. Wie sind sie nun, die Prominenten? Gibt es etwas Verbindendes, etwas Gemeinsames?

Es sind meistens Menschen wie Du und ich. Interessant ist, dass das Gespräch oft wechselt – und ich als Mönch zum Befragten werde.

Wenn Sie nur eine einzige Begegnung erwähnen können…

Jene mit Petula Clark. Sie ist ein Weltstar. Und kam extra fürs Interview nach Einsiedeln. Nach dem Gespräch hörte ich tagelang nur noch ihre Lieder.

Sie selbst haben sich für die Bescheidenheit eines mönchischen Lebens entschieden. Und sind nun Krankenpfleger auf der klostereigenen Station. Nie Lust verspürt, selbst im Rampenlicht zu stehen, selbst promiment zu sein?

Petula Clark weiss zwar nichts: Aber ich träume davon, mit ihr ein Duett zu singen. Das ist zwar absolut vermessen, aber man darf doch Träume haben. Rampenlicht…? «Die Bretter, die die Welt bedeuten» faszinieren mich seit den Tellspielen. Auch wenn ich jetzt im Kloster bin.

Und wen treffen Sie als nächsten?

Christoph Mörgeli. Ich sah ihn mit seinen beiden Kindern in der Klosterkirche. Er war auf den Spuren des heiligen Meinrad.



Steckbrief


Vorname:
Bruder Gerold

Name:Zenoni

Jahrgang: 1958

Wohnort: Einsiedeln

Beruf:
Benediktinermönch

Hobbys:
Literatur, Musik hören

Bruder Gerold Zenoni ist als Rezensent und Journalist unter anderem für die Zeitschrift «Salve» tätig. Er hat zwei Bücher geschrieben («Lesehimmel» 2005 sowie «Treffpunkt Kloster Einsiedeln» 2009). 2010 erhielt er den Förderpreis der SRG SSR idée suisse Zentralschweiz.

Einsiedler Anzeiger

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

17.06.2011

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