Susann Bosshard- Kälin schreibt gerne über Menschen. Die Diakonissen von Bethanien stehen im Zentrum des neuen Buches, das dieser Tage herausgekommen ist. Bild Tobias Humm
Susann Bosshard- Kälin schreibt gerne über Menschen. Die Diakonissen von Bethanien stehen im Zentrum des neuen Buches, das dieser Tage herausgekommen ist. Bild Tobias Humm

Literatur

Roter Teppich für Diakonissen

Ein Buch als roter Teppich. «Unter der Haube» ist ein Buch, das für einmal die Diakonissen ins Zentrum stellt. Sie haben ein Leben lang selbstlos vorwiegend in der Pflege gedient.

Wer in die Diakonie eintrat, kam in einem übertragenen Sinn unter die Haube. Im strengen Zürich des beginnenden 20. Jahrhunderts durften sich unverheiratete Frauen nicht ohne Kopfbedeckung frei bewegen, doch mit der Tracht und Haube der Diakonissen konnten sich die Angehörigen dieses Hilfswerks, das der evangelisch-methodistischen Kirche nahesteht, dieser Regel entziehen. So konnten sie ihrer Arbeit als Gemeindeschwestern und Krankenpflegerinnen in öffentlichen Spitälern nachkommen.

Schreiben als Leidenschaft

Als Kind wollte Susann Bosshard-Kälin Reisereporterin werden, doch ihre Geschichte verlief anders. Das Schreiben blieb aber ihre grosse Leidenschaft. So hat sie neben ihrer Tätigkeit als PR-Beraterin auch eine journalistische Ausbildung gemacht. Zum Gespräch empfängt sie in ihrem Innerschweizer Bauernhaus. Es stammt aus dem 18. Jahrhundert und steht in der verträumten Hügellandschaft in Egg hinter dem Etzel. Sanft renoviert und mit Sinn fürs Schöne eingerichtet, bietet es den Rahmen für ein konzentriertes Gespräch, das immer wieder durch Bosshards lebhafte Erzählweise aufgelockert wird.

Begeisterung für Biografien

Susann Bosshards bevorzugte Schreibthemen sind Menschen und ihre Biografien. Voller Begeisterung für ihre Arbeit und mit viel Respekt vor den Portraitierten erzählt sie, wie ihr neustes Buch entstanden ist. «Unter der Haube» hat sie in Zusammenarbeit mit der Journalistin Daniela Schwegler geschrieben. Diese hatte sie um Rat angefragt, weil sie wusste, dass Bosshard bereits mit einigen Büchern und Zeitungsartikeln über aussergewöhnliche Menschen Erfahrung gesammelt hatte. Die 20 portraitierten Diakonissen haben sich nicht von alleine zum Gespräch gemeldet. Das Diakoniewerk Bethanien wünschte zum 100-Jahr-Jubiläum, dass die Lebenswege ihrer letzten Diakonissen aufgezeichnet werden, da sich heute keine jungen Frauen mehr finden, die diesen Weg wählen. Sie lebten in Mitten der Gesellschaft, und doch in einer eigenen Welt, geprägt von Arbeit und Frömmigkeit.

Leben im Dienst des Nächsten

Die betagten Zeitzeuginnen sind Angehörige der evangelisch-methodistischen Kirche, die ihr Leben in den Dienst des Nächsten stellten und sich zu Ehelosigkeit, Gehorsam und Armut verpflichteten. Die heutigen Mitglieder im Verein Bethanien sind Frauen und Männer. Sie bilden die Basis des Diakoniewerks und unterstützen den Vorstand in seinen vielfältigen Aufgaben im Dienste von Menschen, die durch die Maschen des sozialen Netzes fallen. Der Impuls zum Buch ging also vom Diakoniewerk aus, um die eigene Geschichte der Mutterhaus-Diakonie der Nachwelt zu erhalten. Die Frauen haben über Generationen der Gesellschaft einen Dienst erwiesen, ohne selber im gleichen Mass etwas von ihr zu erwarten. In der Krankenpflege hatten sie bis in die jüngste Vergangenheit eine Vorbildrolle, so waren sie auch die ersten, die in Zürich ein Hospiz für Aidskranke, das Ankerhuus, einrichteten.

Überraschende Geschichten

Zwanzig Geschichten von Frauen, die ihr Leben in diesem Sinn der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt hatten und jetzt meist weit im Rentenalter stehen, haben sich für eine Reihe Interviews zur Verfügung gestellt. Beide Co-Autorinnen haben mit je 10 Frauen ein ganztägiges Gespräch geführt und aufgezeichnet. Diese Gespräche sind im Buch «Unter der Haube» zusammengefasst, das soeben im Huber Verlag erschienen ist. Susann Bosshard-Kälins Wunsch war es, mit diesem Buch den Frauen, die der Gesellschaft lebenslang eine dienende Funktion in der Gesellschaft eingenommen haben, einmal im Leben einen roten Teppich auszulegen. Leicht war es nicht, die betagten Frauen zum Reden zu animieren. «Manche dachten, in ihrem Leben sei gar nichts Besonderes gewesen.» Doch mit behutsamer Gesprächsführung zeigte sich, dass die Frauen viel erlebt hatten und ihr Weg, der oft auch von Zweifeln begleitet war, einen durchaus lesenswerten Stoff hergibt.

Für Junge schwer verständlich

So kommt eine Geschichte nach der anderen über diesen roten Teppich. Manches Leben

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

05.04.2011

Webcode

www.schwyzkultur.ch/D4b3e2