Aktuelle Presseaufnahmen der beiden Diogenes-Patrons gibts praktisch keine. «Wir lassen uns nicht gerne fotografieren», wehrt etwa Rudolf C. Bettschart ab. Doch auch als Pfeffer- und Salzstreuer sind die beiden Geehrten unverkennbar: Daniel Keel (links)
Aktuelle Presseaufnahmen der beiden Diogenes-Patrons gibts praktisch keine. «Wir lassen uns nicht gerne fotografieren», wehrt etwa Rudolf C. Bettschart ab. Doch auch als Pfeffer- und Salzstreuer sind die beiden Geehrten unverkennbar: Daniel Keel (links)

Literatur

Rudolf C. Bettschart und Daniel Keel mit Friedrich Perthes-Medaille geehrt

Als erste Nicht-Deutsche Preisträger erhielten die beiden Einsiedler Rudolf C. Bettschart und Daniel Keel die Friedrich Perthes-Medaille für ihre Verdienste um das Buch und die Buchbranche.

In Anerkennung und Würdigung des «grossen Engagements für das Buch und die Buchbranche» ehrte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Freitag vor Pfingsten Rudolf C. Bettschart und Daniel Keel durch die Verleihung der Friedrich Perthes-Medaille. Als Gründungsväter des Zürcher Diogenes Verlags hätten die beiden Einsiedler mit «ihrer Leidenschaft für das Buch neue Impulse in die deutschsprachige Literatur und in das Verlagswesen eingebracht». Da sich die beiden inzwischen 80-jährigen Diogenes-Inhaber aus gesundheitlichen Gründen entschuldigen mussten, nahm Stefan Fritsch, Mitglied der Geschäftsleitung beim Diogenes Verlag, an ihrer statt die Medaillen entgegen.

«Menschlichkeit und Fairness»

In der Laudatio verwies Prof. Dr. Gottfried Honnefelder als Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels auf die Gratwanderung, um die jener wisse, «wer ernsthafte und zugleich unterhaltsame Literatur verlegt». Verbunden mit wirtschaftlichem Denken und dem Anspruch, den Mitarbeitern und Autoren «mit Menschlichkeit und Fairness zu begegnen», werde dieses Unterfangen zu einer Kunst, «die allein kaum zu bewältigen ist». Die Ehrung der Verleger Daniel Keel und Rudolf Bettschart war aber auch aus einem anderen Grund eine besondere. Erstmals ehrte der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit der Friedrich Perthes-Medaille zwei Persönlichkeiten zugleich. Und erstmals kamen die beiden Geehrten, die im vergangenen Oktober 80 Jahre alt geworden sind, nicht aus Deutschland, sondern aus der Schweiz. Erstmals steht bei der Ehrung nicht die ehrenamtliche Tätigkeit im Vordergrund, sondern ein «besonderes verlegerisches Selbstverständnis, das in unserer Branche selten geworden ist», wie Honnefelder betonte. Dabei gab er seinem Bedauern Ausdruck, dass «die Gründungsväter des Diogenes Verlags aus gesundheitlichen Gründen nicht hier sein können».

«Weil noch das Lämpchen glüht»

Der Laudator erinnerte ans Jahr 1952, in welchem in einem Zimmer in der Zürcher Wohnung der Künstlerin Hildi Hess «alles seinen Anfang nahm». Daniel Keel brachte Zeichnungen von Ronald Searle aus Grossbritannien mit, an denen die angefragten Verlage jedoch kein Interesse zeigen. Er leiht sich 2000 Franken und sichert sich die Rechte an den Bildern. Er gründet einen Verlag, dessen Namen Diogenes er aus hundert Vorschlägen auswählt, «weil man unter diesem Namen alles machen kann, was man will». Und er veröffentlicht die Zeichnungen mit einem Vorwort von Friedrich Dürrenmatt unter dem Titel «Weil noch das Lämpchen glüht». Allein in dieser Gründungsgeschichte erkennt Gottfried Honnefelder «viel von dem, was den Verleger und seinen Verlag die folgenden bald 60 Jahre ausmachen wird»: die Leidenschaft zum Buch und zum Büchermachen, die Kombination von Ernsthaftigkeit und Unterhaltung, die Verbindung von Wort und Bild, von verschiedenen literarischen Genres, die enge Beziehung zu den Autoren, die scheinbare Sorglosigkeit gegenüber den finanziellen Aspekten des Verlagswesens.

Gemeinsame Aufbauarbeit

Bertrand Russell hat über den griechischen Philosophen Diogenes geschrieben: «Diogenes suchte Tugend und moralische Freiheit in der Wunschlosigkeit: Sei gleichgültig gegenüber Gütern, die das Glück zu verschenken hat, und du wirst frei von Furcht sein.» Dass Daniel Keel frei von Furcht Bücher herausbringen kann, dafür, so Honnefelder, «sorgt Rudolf Bettschart, mit dem er nicht nur das gleiche Geburtsdatum, den 10. Oktober 1930, teilt». Als Rex und Micky haben sie die Kindheit bei den Einsiedler Pfadfindern verbracht, und als Daniel Keel seinen Freund Ende der 1950er-Jahre bittet, sich um die finanzielle Seite des Verlags zu kümmern, sagt Rudolf Bettschart sofort zu. Es folgen Jahrzehnte der gemeinsamen Aufbauarbeit eines Verlags, der in der deutschsprachigen Buchwelt einzigartig wird – wird mit seinem Namen doch eine gewisse Leichtigkeit mit einer Tiefe verbunden, die gemäss Honnefelder «in einem deutschen Verlag, sicherlich nicht zuletzt auch aufgrund unserer Geschichte, selten

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SchwyzKulturPlus

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  • Literatur

Publiziert am

17.06.2011

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