Walter R. Kälin liest in der zweiten Auflage seines «Einsiedler Wörterbuches». Bild Patrizia Pfister
Walter R. Kälin liest in der zweiten Auflage seines «Einsiedler Wörterbuches». Bild Patrizia Pfister

Literatur

Tausende Stunden ins Buch investiert

Die stark erweiterte zweite Auflage des «Einsiedler Wörterbuches» findet guten Absatz. Das neue «Einsiedler Wörterbuch» vereint auf knapp 400 Seiten rund 10'000 Begriffe. Entstanden ist das Werk durch die sorgfältige jahrzehntelange Arbeit von Walter R. Kälin.

Unter «Walter Kälin, Einsiedeln» finden sich im Telefonbuch gesamthaft 15 Einträge, wenn man jedoch die Initiale R. für Richard hinzufügt, gibt es nur noch einen Einzigen. Vor Kurzem erschien die zweite, stark erweiterte Auflage des «Einsiedler Wörterbuches». Zwischen den Begriffen «a» (an der Alp) bis «Zwüschedziit» (Zwischenzeit) stehen Tausende Ausdrücke, die der Einsiedler betreffend Herkunft, Schreibweise, Bedeutung und Verwandtschaft untersuchte.

Wissenschaftliche Aufarbeitung

Es ist das Ziel des Autors, «den Dialekt für alle fassbar zu machen, auch für Auswärtige». Deshalb ist bei Substantiven immer der Plural und wenn vorhanden der Diminutiv (Verkleinerungsform) angegeben, sowie der Artikel. Bei Verben findet man die Vergangenheitsform. Zudem werden Nebenbedeutungen und Parallelwörter angegeben. Teilweise habe er Erläuterungen aus dem Idiotikon übernommen, «ich brauche es jeden Tag». Es gibt viele Wörter, bei denen Kälin die Herkunft nicht kennt. «Ich lebe zu wenig lang, um das überall herauszufinden», erklärt er. Bei speziellen Ausdrücken versuchte er es aber. Diese Arbeit sei sehr aufwendig. Der 76-Jährige erfasste die Begriffe per Computer, «das ist gäbig!», vor allem zum Löschen und Ergänzen.

Zweite Ausgabe

Bereits 2007 erschien das «Einsiedler Wörterbuch» aus der Feder von Walter R. Kälin als Schrift des Kulturvereins Chärnehus. «Ein Wörterbuch ist nie vollständig», ist sich der 76-Jährige bewusst. Deshalb trug er auch in den letzten Jahren neue Wörter zusammen. Der Autor ist mit der zweiten Auflage zufrieden, «der grösste Teil ist jetzt abgedeckt», ist er sicher.

Die intensive Suche nach Einsiedler Wörtern, diese hat Kälin natürlich nicht von heute auf morgen abgebrochen. «Ich habe bereits wieder etwa zwei Seiten neue Begriffe.» Im Buch «Willerzell und Egg» von Marlis Schuler habe er ein paar Wörter entdeckt, die «nicht allgemein gebraucht werden». Das neuste ihm zugetragene Wort sei «rüssä» was so viel wie «umä ranggä» heisst. «Für mich ist jetzt fertig», es wird keine weitere ergänzte Auflage aus seiner Feder geben. Der Hobbygärtner und Instrumentensammler würde die neusten Aufzeichnungen jedoch anderen zur Verfügung stellen.

Nur Ausdrücke von früher

Im Gespräch betont der Autor, dass das Einsiedler Wörterbuch nicht den heutigen Dialekt widerspiegle, sondern eine «Bestandesaufnahme der Sprache Mitte des letzten Jahrhunderts» sei. Natürlich gab es damals schon ältere Wörter, die man heute kaum mehr kennt. Amerikanismen beziehungsweise Anglizismen hätten im Wörterbuch nichts zu suchen, auch wenn es im Vorwort eine kurze Aufstellung von gängigen Wörtern gibt. Auch das Wort «geil» sucht man vergebens, «das ist nicht unser Dialekt». Der Grossteil der Begriffe im Wörterbuch stammt von Kälin selbst. «Wenn ich mit Leuten spreche, kommen mir die Wörter in den Sinn.»

Ein.üsse von aussen

Durch das Kloster war die Anziehungskraft für Pilger gegeben, woraus sich oftmals fremde Begriffe in den Einsiedler Dialekt einschlichen. Beispielsweise «tifig» (flink, schnell) wird auch in Solothurn gebraucht. Aus Fremdsprachen gibt es viele Ableitungen, wie «Fazene jtli» (Taschentuch von Italienisch fazzoletto), «lavour» (Waschbecken von Französisch lavoir) oder «Baliguu» (Witzbold, von Französisch baligout). Vor allem für auswärtige Leser könnte die Schreibweise, beziehungsweise die Aussprache der Einsiedler Wörter eine Herausforderung werden. Es hilft, die Doppelseite «Aussprache und Schreibweise» zu konsultieren. Anhand von Beispielen werden dort Ausnahmen erläutert. «Im Zweifelsfall die Wörter halblaut lesen, um die rich-tige Aussprache zu hören», rät Kälin. Und «nicht vergessen: Jeder Buchstabe muss einzeln ausgesprochen werden». Bei Worten wie «bliijig» (bleischwer) häufen sich zwar die Vokale, dafür ist die Aussprache klar. Die Konsonanten sind meist gleich auszusprechen wie in der Schriftsprache.

Idee für Wörterbuch?

Der Einsiedler ist nach eigener Aussage Mitglied «zweiter Stunde» des Kulturvereins Chärnehus. Er st

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

24.12.2013

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