Lesen macht auch zu zweit Spass: Marann Schneider und Helga Kuriger (links). Zeno Schneider ergänzte die breite Palette an gelesenen Werken mit «Lewinsky» und dem Ritual ums Spiegeleieressen. Bilder Paul Jud
Lesen macht auch zu zweit Spass: Marann Schneider und Helga Kuriger (links). Zeno Schneider ergänzte die breite Palette an gelesenen Werken mit «Lewinsky» und dem Ritual ums Spiegeleieressen. Bilder Paul Jud

Literatur

Theaterleute lesen im Museum

Die sieben Chärnehus-Theaterspieler traten am Donnerstagabend im Museum Fram auf: Sie lasen Textausschnitte aus Büchern von Schweizer Autoren. Das Spektrum hätte nicht breiter sein können.

Fast als Eingeweihter durfte sich fühlen, wer am letzten Donnerstagabend der öffentlichen Einladung des Fram-Clubs zur abendlichnächtlichen Lesung folgte. Die Fram ist für eine derartige Veranstaltung der richtige Ort  eine gewisse Intimität der Veranstaltung ergibt sich schon aus der Grösse des Raums und der Einrichtung und Aufteilung. Und auch die Idee, «Einsiedeln und die Literatur miteinander zu verbinden», wie Walter Kälin in seinem Begrüssungswort ausführte, war reizvoll.

Alle mit Brille!

Die Fronten waren von Beginn weg gegeben: Vorne sassen die Vorleser, schön aufgereiht, auf Bürostuhl, Polsterstuhl, normalem Stuhl oder Sofa, die Sitzgelegenheiten allesamt mit Lehne versehen. Dann, nach dem obligaten «Graben», die Zuhörer, die gespannt der Dinge warteten, die da kommen sollten. Übrigens: alle die da vorlasen, trugen Brille, offenbar das Lesewerkzeug schlechthin. Da hatten es die auf der andern Seite besser. Auf Hörhilfen, oder gar ein Hörrohr, konnte man getrost verzichten! Die Vorleser trugen ihre Texte in angenehmer Lautstärke vor. Sie mussten sich aber so nebeneinander im vollen Licht irgend wie ausgestellt vorgekommen sein. Jede, jeder fühlte sich in Erwartung der ungewohnten «Arbeit» nicht gleich wohl, das war zu spüren.

Fortsetzung verdient

Mir wäre es auch so ergangen. Man hätte den Raum ausnützen können, die Leute einzeln platzieren, ihnen allen einen Raum im Raum geben können - Frontalunterricht ist sogar in der Schule nicht mehr die «Allerweltsform». Aber eben, kritisieren ist nicht angesagt, vielmehr soll dies als Gedankenanstoss für ein nächstes Mal - und hoffentlich gibt es ein nächstes Mal - dienen. Die Veranstaltung verdient eine Fortsetzung. Dies sei ins Terminbüchlein aller Abwesenden geschrieben, die etwas verpasst haben. Es muss aber im gleichen Atemzug erwähnt werden, dass Veranstaltungen des Fram-Clubs (noch) nicht im Kulturverständnis des Einsiedlers angekommen sind. Dem Klub haftet halt das Image eines elitären Vereins an - und dies beschränkt das Interesse im vorneherein. Was mindestens für dieses Mal schade war.

Sieben lasen aus acht Büchern

Pepi Albertini, der übrigens als einziger an einem Stehpult vorlas, trug aus Hansjörg Schneiders «Nilpferde unter dem Haus» vor. Ja, die Prüfer-Prüfer und ihre Macht bei der Herausgabe eines Buches - viele Hindernisse auf dem Weg der Entstehung gilt es zu meistern. Rita Noser mit Alex Capus «Mein Nachbar Urs, Geschichten aus der Kleinstadt»,Olten, wo im dortigen Ausländerviertel die Sprüche über Ausländer in «Balkan-Deutsch» sehr feindlich daherkommen - macht nachdenklich. Helga Kuriger las aus Thomas Hürlimanns «Die Satellitenstadt, Geschichten» über den Vestiar-Bru der, den Madonna-Einkleider in der Kirche, der mit Ehrerbietungsknick ihr wahrer Kammerdiener ist. Marann Schneiders Ausschnitt «Nicht zu retten?» aus Helen Meiers «Kleine Beweise der Freundschaft» war schon starker Tobak. Für mich kam der trügerische Hoffnungsschimmer durch, die Kirche möge nicht wanken, sonst stürze sie zusammen.

Was,wenn,wie?

Charles Lewinskys «Gerron» zeigte ein immer wiederkehrendes (Hochzeitstag)-Ritual ums Spiegeleieressen auf eine verzwickt hintersinnige Art,wäre das Ganze nur nicht im Konzentrationslager Theresienstadt angesiedelt. Ursi Staub nahm man die Serviertochter aus Melinda Nadj Abonjis «Tauben fliegen auf» ab. Bedrückend ist nur, wie man hochkonzentriert den Job ausfüllen muss und letztendlich die Perspektive von Dr. Pfisters Hund annimmt. Klara Obermüllers «Ganz nah und weit weg», eine Szene aus einem Hörspiel, vorgetragen von Helga Kuriger und Marann Schneider, wirkte beklemmend, liess kaum Luft und stellte das Heiligsein des Bruder Klaus in Frage.

Ende eines ganz normalen Tages

Den heiter-wahnsinnigen Schlusspunkt setzte Moritz Kälin mit Franz Hohlers «Das Ende eines ganz normalen Tages». Wie der Supercard- und Gutscheinfixierte hofft, und schlussendlich kläglich scheitert - köstlich. Eine breite Palette wurde da präsentiert, was einige Ansprüche

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

23.09.2014

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