Hans Steinegger liest vor dem interessierten Publikum aus «Einsiedler Pilger Sagen». Foto: Karl Hensler
Hans Steinegger liest vor dem interessierten Publikum aus «Einsiedler Pilger Sagen». Foto: Karl Hensler

Literatur

Weihrauch, der über der Geschichte schwebt

Immer mehr wird die Literatur beim Fram-Club zum grössten Gewichtsstein in seiner kulturellen Aktivität. Thematisch ähnelten sich die letzten zwei Lesungen etwas.

Wurde Ende September von Eveline Hasler ein besonderer Engel vorgeführt, so vernahmen am letzten Donnerstagabend, 11. Oktober, gut siebzig Zuhörer von Begebenheiten zwischen Erde und Himmel, von denen mancher schon gehört hat, aber wohl noch nie differenziert darauf eingegangen ist. Das Thema passte denn auch ausgezeichnet in die auslaufende Fram-Ausstellung «Zauberwahn und Wunderglaube».

Die Einführung

Nach der gewohnt souveränen Begrüssung und Einführung des Clubpräsidenten Walter Kälin übernahm Hans Steinegger mit «Sagenhafte Pilger» das Zepter zu einem Thema, in dem er sich als veritabler Fachmann zu zeigen vermochte. Lichtbilder nutzte er geschickt zur guten Verständlichmachung des Stoffes. Mit Erläuterungen zur Wallfahrt und der Pilger, die auch in seinem Buch «Einsiedler Pilger Sagen» nachzulesen sind, führte er subtil in das Stoffthema ein. Er erinnerte daran, dass das Pilgerwesen gegen die Sagenwelt nicht gefeit war. Er nannte letztere denn auch «der Weihrauch, der über der Geschichte schwebt». Ein dreiteiliges Diagramm diente ihm als differenzierendes Mittel in diesem nicht immer leicht verständlichen Gebiet. Das Ereignis liege auf der Linie der historischen Sage, die Sache zeige sich als erklärende Sage, während das Erlebnis eher als dämonische Sage verstanden sein wolle.

Zu den Legenden

Nach diesen erläuternden Worten beginnt er seine Legendengeschichten beim Heiligen Meinrad. Was er zu dessen Geschichte tat, wiederholte er mehrmals. Er stellte nämlich die gleiche Begebenheit, oder eben die Legende, mit zwei Varianten in den Kontext zueinander. Auch wusste er auszuführen, dass es vorkam, wie die gleiche Sage an zwei verschiedenen Orten unterschiedlich erzählt wurde. Wie an einer Perlenschnur reihten sich im geschichtlichen Zeitschritt in der Folge mancherlei Begebenheiten, die nicht nur verwundern, sondern ab und zu auch zum Schmunzeln veranlassten, aneinander. Beispielsweise vernahm die Zuhörerschaft aus der Sammlung «Sagen aus Graubünden», von Arnold Büchli zusammengetragen, eine Geschichte zum Chorgitter unseres Klosters. Erstauntes Kopfschütteln da und dort war die Folge dieser überraschenden Schilderung. 1300 Geschichten sind in der vierbändigen Sagensammlung «Schwyzer Sagen» erfasst, die der Schweizer Volkskundler Richard Weiss als «Berichte über Tatsachen oder Erlebnisse, welche mit dem modernen wissenschaftlichen oder kirchlich begründeten Weltbild nicht in Einklang stehen» umschreibt.

«Oft skurril und verwunderlich»

Hans Steinegger schliesst mittels eines Zitats aus der Odilo Ringholz-Chronik mit verstecktem Schmunzeln seine Ausführungen. Darin wird über das seinerzeitige Malefizpulver berichtet. Verschmitzt erwähnt der Chronist, dass dieses Zaubermittel nicht mehr gebraucht werde, dafür aber der «Einsiedler Balsam» aus der Apotheke. D ie Anwesenden erlebten einen ausgezeichneten Vortrag, in dem nicht nur die Geschichten variantenreich waren, sondern auch die Gestaltung des Referates selbst. Für manchen Besucher war es gewiss ein vergnügtes Eintauchen in eine Welt, die oft skurril und verwunderlich anzuhören ist. ISBN 978-3-9523700-0-1 Einsiedler PilgerSagen. Die vier Bände «Schwyzer Sagen» erschienen auch im Riedter-Verlag Schwyz. Alle diese Werke sind im Buchhandel erhältlich.

Einsiedler Anzeiger

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

16.10.2012

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