Karl Hensler hält sein neustes Werk «Üsere Dichter Meinrad Lienert» in den Händen. Foto: Urs Gusset
Karl Hensler hält sein neustes Werk «Üsere Dichter Meinrad Lienert» in den Händen. Foto: Urs Gusset

Literatur

«Wir beide sind seelenverwandt»

«Üsere Dichter Meinrad Lienert» ist nach drei Gedichtbänden und zwei Jubiläumsschriften bereits das sechste Werk des 69-jährigen Schriftstellers Karl Hensler und setzt sich mit seinem grossen literarischen Vorbild auseinander.

«Dr Meinred hilft mer, üsere Dialäkt, wou ich gäre ha, wiiterzträge», so erklärt der 69-jährige Einsiedler Karl Hensler, Allmeindstrasse, hie und da seine Liebe zur Literatur des Einsiedler Dichters Meinrad Lienert (1865 bis 1933), dem er nicht nur in dessen Werken, sondern auch immer wieder an verschiedenen Orten in Einsiedeln begegnet. Sei es beim Ehrengrab auf dem Friedhof, dem Heiwili-Brunnen beim Schulhaus Brüel, auf dem Meinrad-Lienert-Platz oder im neuen Museum Fram. «Ich mache aber nicht künstlich meine Bittgänge», sagt der waschechte Einsiedler Schriftsteller. Lienert sei zwar immer noch präsent, doch «er gerät in Gefahr, in Vergessenheit zu geraten», sagt Hensler und ergänzt: «Man muss ihn wieder ans Licht holen.»

Lienert nicht vergessen

Das will er mit seinem neusten Werk «Üsere Dichter Meinrad Lienert», nachdem er die drei Gedichtbände «s Läbe hät viel Gsichter» von 1993, «Liechter am Wäg» von 1997 und «Ä Chourb volle Liebi» von 2008 verfasst hat. Für diese Neufassung waren Hensler vor allem die verschiedenen Schriften von Wernerkarl Kälin (1917 bis 1992) eine grosse Hilfe – genauso wie Ruedi Bettschart, Manon Balduzzi-Lienert, Res Marty und seine eigene Bibliothek, die über 2000 Werke umfasst, davon allein mehr als 40 Bücher von und über Lienert.

War diese Schrift ein Muss?

Im Vorwort seiner 90-seitigen Schrift hält Hensler fest: «Dieser Text ist in Achtung vor dem unsterblichen Werk unseres Heimatdichters zusammengestellt und begleitet worden.» Gleichzeitig solle damit daran erinnert werden, dass «eine Literatur, die heimatverbunden und schollenbeladen ist, nicht eingleisig ortsgebunden, eng, bedrückt und trocken aufscheinen muss». Lienert gebe uns davon reichlich Zeugnis. Also war diese Schrift ein Muss? «Eine schwierige Frage», sinniert Hensler, der sich als Meinrad-Lienert-Bewunderer outet, aber nicht als Liebhaber. «Das tönt zu schwülstig.» Seiner Ansicht nach ist es lohnenswert, sich wieder einmal intensiv mit Lienert auseinanderzusetzen. Dieser sei zwar nicht ganz vergessen gegangen, aber nur noch bei Insidern voll präsent. «Seine Inhalte sind zeitlos, man muss ihnen nur ein heutiges Gwändli anziehen», vergleicht Hensler und ergänzt: «Die Menschen ändern sich nicht, nur ihre Kleider.»

Erinnerungen an Lienert wachrufen

Mit «Üsere Dichter Meinrad Lienert» versucht Hensler «die Erinnerung an den Waldstatt-Dichter wachzurufen», sagt der gelernte Buchdrucker, der erstmals als Zehnjähriger mit Lienert konfrontiert worden ist. Damals habe er zu Weihnachten das Buch «Meiredli» von Meinrad Lienert bekommen und gelesen, erinnert sich Hensler, der sich selber als Heranwachsender und junger Mann als Leseratte in Erinnerung hat. «Auch Schmuddelliteratur habe ich gelesen.»

Um 1990 erwacht

Was in Jugendjahren sein Zeitvertreib war, wurde später durch seinen Beruf als Buchdrucker ein naher Bezug – die Literatur. «Es hat eine längere Lebensphase gegeben, in der diese Verbindung etwas eingeschlafen ist», sagt Hensler. Doch um 1990 sei sie umso heftiger erwacht, gewissermassen aus dem Dornröschenschlaf erweckt worden – und zwar durch Ruedi Bettschart, «von dem ich einen Riesenstapel Meinrad-Lienert-Literatur als Geschenk erhalten habe», bemerkt Hensler, der diese Schenkung von über 30 Werken auch heute noch kaum fassen kann. Die Liaison zwischen Meinrad Lienert und Karl Hensler wurde damit neu belebt. Doch erst vor rund anderthalb Jahren habe er gespürt, dass «Meinrad Lienert wirklich in mir lebt», denkt Hensler zurück, der sich aber nicht etwa als Reinkarnation seines grossen dichterischen Vorbilds sieht. «Doch wir sind seelenverwandt», sagt der Schriftsteller, der sich als Lehrling des grossen Lehrmeisters bezeichnet.

Dialekte weitergeben

Lienert habe ihm das Fundament gegeben, «unseren Dialekt weiterzugeben». Dialekte haben für Hensler – er selber versuche, ohne Zwang Einsiedler Dialekt zu sprechen – einen hohen Stellenwert. «Sie drücken die Farbe und Vielfalt eines Landes aus.» Und welchen Stellenwert hat Meinr

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

29.06.2010

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