«St. Meinrad – der Einsiedler» wurde im Herbst im Nachlass von Wernerkarl Kälin entdeckt. Bild Victor Kälin
«St. Meinrad – der Einsiedler» wurde im Herbst im Nachlass von Wernerkarl Kälin entdeckt. Bild Victor Kälin
«Der Nobelpreis»: Ein erster Hinweis findet sich in Karl Henslers Schrift «Üsere Dichter – Meinrad Lienert».
«Der Nobelpreis»: Ein erster Hinweis findet sich in Karl Henslers Schrift «Üsere Dichter – Meinrad Lienert».

Literatur

Zwei Lienert-Werke entdeckt

Fast 80 Jahre nach dem Tod von Meinrad Lienert sind zwei unveröffentlichte Werke aufgetaucht: «St. Meinrad – der Einsiedler» sowie «Der Nobelpreis». Das eine Werk war nur Insidern bekannt, der Fund des anderen eine kleine Sensation.

Es ist in jüngerer Vergangenheit still geworden um einen der berühmtesten Söhne unseres Ortes. Das Werk Meinrad Lienerts zollt dem sprachlich-gedanklichen Zeitgeist Tribut. Da erinnern das Ehrengrab auf dem Einsiedler Friedhof und der Heiwili-Brunnen vor dem Brüelschulhaus an einen der grössten Mundartlyriker unseres Landes; seine Erzählungen und Gedichte hingegen werden kaum noch gelesen.

Erinnerung hochhalten

Es war Karl Hensler (Allmeindstrasse), der vor zwei Jahren mit seiner Schrift «Üsere Dichter – Meinrad Lienert» die Erinnerung an den «Waldstatt-Dichter» hochhalten wollte. Und genau dieser Schrift ist ein Hinweis auf ein noch nicht veröffentlichtes Werk zu entnehmen: «Der Nobelpreis. Lustspiel in 3 Akten». Hensler vermerkte dazu: «Leider sagt das Manuskript, in der sogenannten altdeutschen Schrift gehalten, nicht aus, wann es entstand. Zur Prüfung, ob es zu einer Aufführung zu bringen ist, wird der vorliegende Text demnächst in die heutige Schrift übertragen.»

Ein persönliches Geschenk

Die Transkription ist mittlerweile durch das Schwyzer Staatsarchiv erfolgt, wie Res Marty (Altendorf) unserer Zeitung gegenüber bestätigt. Die Familie Marty ist dank persönlicher Bekanntschaft zur Familie Lienert in den Besitz dieses Originals gekommen. Sein Vater Anton Marty sei «ein schwärmerischer Verehrer» Meinrad Lienerts gewesen, erinnert sich Res Marty. Nach dem Tode des Dichters hätte ihm dessen Frau, Marie Lienert-Gyr, «einige persönliche Sachen geschenkt». Unter anderem «Der Nobelpreis». Sein Vater hätte das Stück veröffentlichen wollen, doch sei immer etwas dazwischen gekommen. So blieb die Existenz dieses noch nie aufgeführten Lustspiels bis zum heutigen Tag nur einem kleinen Personenkreis bekannt.

Handschriftliches Original-Manuskript

Eine «echte» Entdeckung war hingegen der Fund des handschriftlichen Original-Manuskriptes «St. Meinrad – der Einsiedler». Es befand sich im Nachlass von Wernerkarl Kälin, seines Zeichens führender Einsiedler Lokalhistoriker und einer der besten Meinrad Lienert-Kenner. Per Zufall wurde es im letzten Herbst durch dessen Sohn Benno Kälin entdeckt. D ieser reichte die 52 handbeschriebenen Blätter weiter an seinen Cousin Hanspeter «James» Kälin, da dieser gleichzeitig auch Mitglied der kantonalen Kulturkommission ist. Diese Kommission beauftragte den ehemaligen Stiftsbibliothekar des Klosters, Pater Odo Lang, mit der Transkription. «Pater Odo hat das Manuskript in kürzester Zeit in die heutige Schrift übertragen. Er leistete eine hervorragende Arbeit», ist Kälin voll des Lobes. Gemäss Aussagen Kälins handelt es sich um ein «frommes Theaterspiel» für sehr viele Mitwirkende, wie Schauspieler und Chormitglieder. Verfasst wurde es – wie «Der Nobelpreis» – ebenfalls in Hochdeutsch. Einen Hinweis auf das Entstehungsjahr sucht man auch hier jedoch vergebens.

«So etwas gibt es doch nicht»

«Dass jetzt gleich zwei bisher unbekannte Texte von Meinrad Lienert vorliegen, ist ein absoluter Zufall», staunt Kälin. «Ich dachte, so etwas gibt es doch nicht. Es ist eine grosse Freude.» Beide sind Theaterstücke. «Eine Beurteilung dieser Werke ist bisher noch nicht erfolgt – die Funde, respektive die Transkriptionen, sind noch taufrisch.» Was damit geschehen soll, ist gemäss Kälin noch offen: Dieses Thema werde von der Kulturkommission jedenfalls «nicht schubladisiert». Was «St. Meinrad – der Einsiedler» betrifft, hat die Besitzerfamilie Kälin hingegen beschlossen, dass das Original in Einsiedeln bleiben und der Öffentlichkeit in irgend einer Weise zugänglich gemacht werden soll.

Meinrad Lienert

Notar, Redaktor, Schriftsteller: Das sind die drei beruflichen Stationen im Leben von Meinrad Lienert (1865 geboren in Einsiedeln, 1933 gestorben in Küsnacht). Bevor er das freie Schriftstellertum wählte, war er Mitinhaber und Redaktor des Einsiedler Anzeigers. In der Lokalzeitung veröffentlichte er seine ersten Werke. Lienert gilt als einer der bedeutendsten Mundartlyriker der Schweiz. Seine bekanntesten Werke sind S

Autor

Einsiedler Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

24.02.2012

Webcode

www.schwyzkultur.ch/ZSnALN