Werner Oechslin schildert die Fülle von Laurenz Landenbergers Schaffen.
Werner Oechslin schildert die Fülle von Laurenz Landenbergers Schaffen.
Von rechts: Regierungsrat Michael Stähli, alt Bezirksammann Hans Kuriger und Anneliese Kuriger bewundern einen Plan von Einsiedeln.  Bilder Anita Chiani
Von rechts: Regierungsrat Michael Stähli, alt Bezirksammann Hans Kuriger und Anneliese Kuriger bewundern einen Plan von Einsiedeln. Bilder Anita Chiani

Kunst & Design

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«Man sollte das Dorf als Ganzes denken»

Bibliothek Werner Oechslin: Vernissage Laurenz Landenberger. Seine Werke sind Zeitzeugnisse von Einsiedeln. In seinem Nachlass gibt es ein besonders wertvolles Dokument aus dem Jahr 1912.

«Zeichnerische Arbeiten jeder Art» stand auf dem Briefkopf von Laurenz Landenberger (1868–1937). Er war Handwerker, Graphiker und Künstler in einem. Viele Jahre arbeitete er bei der Weltfirma und Verlagsanstalt Benziger, die sich damals als «Drucker für Kaiser und Papst» bezeichnete. Erst spät konnte er sich selbständig machen und seine künstlerischen Neigungen ausleben. Dabei galt sein Interesse der realen, prallen Welt. Er zeichnete gerne Menschen im Gewühl. Sein Schaffen war durchdrungen von Schalk und Humor. Eine Zeichnung zeigt Leute vor einem Wartezimmer. Das Bild heisst «Herumstehen: Nütz’s nüd so schad’s nüd».

 

Die Entstehung des Sihlsees dokumentiert 

Landenberger wollte das Dorfleben hervorheben und den Ort Einsiedeln aus dem Schatten des Klosters befreien. Mit hoher Beobachtungsgabe dokumentierte er Alltagssituationen und lokale Bräuche. Es gibt eine Serie von Szenen helvetischer Festkultur. Er gestaltete die Fasnachtszeitung Abäck und hielt die Entstehung des Sihlsees fest. Seine immense Schaffenskraft stand unter der Devise: «Jeden Tag einen Strich!» Später stellte ihn die Etzelwerk AG als Zeichner an. Mit seinen künstlerischen Fähigkeiten konnte er Unterseespiegel in verschiedenen Tiefen abbilden. Von ihm stammen die «Karte der Stausee-Projekte bei Einsiedeln» und Federskizzen der Staumauer. Landenberger hat ein Sammelsurium von Arbeiten in zwei grosse Alben eingeklebt. Neben Reklamen und Illustrationen befinden sich darin auch Originalskizzen, Porträts und Karikaturen. Der Kanton

 

Schwyz ist keine Kulturwüste

Am letzten Freitag fand die Vernissage statt. Gastgeber waren Werner Oechslin und seine Frau Anja Buschow Oechslin. Ihre Stiftung ist Inhaberin einer Forschungsbibliothek in Kooperation mit der ETH Zürich. Rund vierzig Personen versammelten sich in diesem einzigartigen Gebäude, das der Architekt Mario Botta entworfen hatte. Regierungsrat Michal Stähli eröffnete den Abend mit kulturpolitischen Hinweisen. Er höre oft den Vorwurf, dass der Kanton Schwyz eine Kulturwüste sei. Aber das treffe nicht auf das Jahr 2024 zu, da stehe nebst Veranstaltungen von SchwyzKultur+ das grosse Welttheater auf dem Programm, das gleichzeitig hundertjähriges Bestehen feiere.

 

Visionen und klare Vorstellungen

Danach veranschaulichte Werner Oechslin Landenbergers vielfältigen Kunstwerke, die vor allem durch ihre besondere Machart ansprechen. «Kaum jemand hat das Dorf so genau beobachtet wie er», sagte Oechslin. Die unzähligen «Postkarten» seien aufgrund ihrer Präzision zu wertvollen Zeugnissen der Bausubstanz geworden. Als Opus magnum gilt ein Plan im Grossformat mit perspektivischer Aussicht auf das Dorf Einsiedeln, das Vogelschaubild. Landenberger war nicht nur Kunstschaffender, er hatte auch Visionen und klare Vorstellungen vom Städtebau. Er erstellte eine Gesamtstruktur des Fleckens und konzentrierte sich dabei auf Strassen und Plätze, wo sich Menschen bewegen und begegnen. Er fokussierte offene Räume und setzte seinen Hauptakzent aufs Bahnhofsquartier. Wäre seine futuristische Planung umgesetzt worden, gäbe es dort heute vielleicht eine grossräumige Fussgängerzone.

 

Einsiedler Anzeiger / Anita Chiani

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

26.03.2024

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www.schwyzkultur.ch/HW8MES