Oft im Mittelpunkt des Geschehens – wie hier 1988 mitten in seiner Studentenmusik, als ihm die Universität Fribourg den Titel eines Ehrendoktors verlieh: Pater Roman Bannwart. Foto: Archiv EA
Oft im Mittelpunkt des Geschehens – wie hier 1988 mitten in seiner Studentenmusik, als ihm die Universität Fribourg den Titel eines Ehrendoktors verlieh: Pater Roman Bannwart. Foto: Archiv EA

Musik

Als Musiker Mensch geblieben

Er war ebenso bekannt, wie bescheiden: Pater Roman Bannwart galt als einer der bedeutendsten Gregorianiker. Am Karfreitag starb er im Alter von 91 Jahren.

Pater Roman Bannwart wusste, wer er war. Und er wusste, was er konnte. Und doch blieb er Zeit seines Lebens bescheiden. Zuallererst kam immer der Mensch. Dann die Musik. Wer wusste, was ihm die Musik bedeutet, kann erahnen, wie nahe er an den Menschen gewesen war, mit denen er zu tun hatte.

Die Gregorianik…

Der langjährige Stiftsarchivar Pater Joachim Salzgeber hätte seinem Mitbruder dafür gleich einen zweiten Ehrendoktortitel verliehen, so beeindruckt war er ob Pater Romans musikpädagogischer Leistung. Fürwahr: Hier tat sich musikalisch und menschlich ein Universum auf. Zwei Jahre nach seiner Priesterweihe wurde er 1947 Choralmagister. In kontinuierlicher Arbeit brachte er die Einsiedler Choralschola auf ein Niveau, das im deutschsprachigen Raum seinesgleichen sucht. Zahlreiche Tonträger zeugen von einer scheinbar nie erlahmenden Schaffenskraft. Auch wenn der gregorianische Choral musikalisch zweifelsfrei im Zentrum des Lebens von Pater Roman stand, war er weder musikalisch noch wissenschaftlich darauf fixiert. Daran änderten auch seine langjährigen Tätigkeiten an renommierten Schulen nichts (Lehraufträge für Gregorianik in Luzern, Zürich und Bern sowie – quasi als Krönung seiner Tätigkeit auf dem Gebiet der Gregorianik – der Ehrendoktortitel 1988 der Universität Fribourg). In seiner Laudatio würdigte der damalige Dekan der Theologischen Fakultät der Uni Fribourg, Professor Othmar Keel, die «kritische Aufarbeitung der neuen Erkenntnisse der Choralforschung» samt deren Umsetzung in die Praxis. Pater Roman hätte als Magister scholae cantorum die Einsiedler Tradition des gesungenen Gotteslobes an den mittelalterlichen Quellen überprüft und im «Antiphonale Eremi Beatae Virginis Marae» neu kodifiziert. «Als langjähriger Lehrbeauftragter an den Universitäten Zürich und Bern und an der Akademie für Kirchenmusik in Luzern haben Sie es verstanden», so Keel, «Studierende unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Konfession mit grossem pädagogischen Geschick für den einstimmigen Choral zu begeistern… und die Funktion des liturgischen Gesanges auch für Laien fasslich und überzeugend darzustellen.»

… die Studentenmusik

Mit ebensolcher Begeisterung führte Pater Roman ab 1953 die Studentenmusik. Bis 1997 stand er der sich Jahr für Jahr neu erfindenden Feldmusik vor. Wer ihn in dieser Funktion sah, kam nicht umhin, sich beeindruckt zu zeigen. Pater Roman war ein Phänomen. In den jungen Damen und Herren seiner Studentenmusik sah er zuerst die Menschen, erst dann die Musiker und Musikerinnen. Immer interessierte es ihn, was diese jungen Leute denken, was sie fühlen, was sie beschäftigt. Unzählige Stunden diskutierte er mit ihnen über Gott und die Welt. L egendär seine Tourneen, die ihn und seine Studentenmusik durch ganz Europa führten. Und ebenso legendär war sein jeweils gefasster Vorsatz, aufgrund der grossen Verantwortung, die eine solche Reise mit sich bringt, nie mehr eine solche durchzuführen, um dabei gedanklich bereits die nächste zu planen… In der Zelle und Öffentlichkeit I n der Nacht zum Karfreitag, am Tag, an dem die Glocken ruhen, hat er seine Seele dem Schöpfer zurückgegeben. Ein grosser und grosszügiger Mensch ist nicht mehr. Das Kloster trauert um einen verlässlichen und arbeitsamen Mitbruder, der sich in seiner Zelle, aber auch in der Öffentlichkeit zu Hause fühlte. Doch Pater Roman lebt weiter. Und dies nicht nur in dankbaren Erinnerungen unzähliger Menschen, die ihm in seinem Leben begegnet sind. Da ist noch mehr. Unter anderem das «Antiphonale Monasticum Einsidlense», das das Kloster Einsiedeln seinem verstorbenen Mitbruder verdankt. Aus diesem singt die Klostergemeinschaft jeden Abend die Vesper.

Einsiedler Anzeiger

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Einsiedler Anzeiger

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  • Musik

Publiziert am

07.04.2010

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