Viel Applaus für Orchester und Dirigentin Lucia Canonica (Mitte). Foto: Franz Kälin
Viel Applaus für Orchester und Dirigentin Lucia Canonica (Mitte). Foto: Franz Kälin

Musik

Applaus für das Dream Team

Im Rahmen des ersten Schwyzer Kulturwochenendes präsentierte sich am Sonntagabend der Orchesterverein Einsiedeln anlässlich seines Frühlingskonzerts im Grossen Saal des Klosters. Als Solist überzeugte der Einsiedler Marcel Schuler.

Man kennt sich im Grossen Saal des Klosters. Der Orchesterverein Einsiedeln lädt zum alljährlichen Frühlingskonzert. Der Saal ist voll, Reservestühle werden gebracht. Erfreulich ist die Anwesenheit einiger Kinder. Orchestermitglieder von morgen!

Programm verspricht Genuss

Das Programm verspricht viel Genuss, aber auch Anspruchsvolles. Ob es gelingen wird? Bevor Dirigentin Lucia Canonica das Dirigentenpodest besteigt, gibts einige Informationen zu den ausgewählten Stücken und ihren Komponisten. Eine gute Idee. Warum es die sympathische Informantin vorzieht, die kurze Einführung in der Mitte des Saales zu geben, ist indes unklar. Die Hälfte des Publikums muss die Köpfe verdrehen, das Gesagte kommt nicht überall an. Nun, das Programm liegt ja noch schriftlich auf. Und da steht als erstes «Einzug der Königin von Saba» von G.F. Händel. Ein fröhlicher Einstieg. Die Uraufführung dieses Stücks fand am 17. März 1749 im Theater Royal in Covent Garden, London, statt.

Ein königlicher Beginn

Es erstaunt nicht, dass diese Sinfonie das meistgespielte Werk Händels ist. Ein fröhliches, beschwingtes Stück. Das Orchester ist hochkonzentriert, die Spannung ist spürbar, die Einsätze sind exakt und die Akustik im vollen Saal wunderbar. Gespannt durfte man auf das zweite Stück des Abends sein. Ein Tscheche aus Budweis hat es komponiert, sein Name Adalbert Gyrowetz. Das Stück überzeugt und es ist eine Freude, dem Orchester zuzuschauen. Die Spiellust ist unübersehbar. Viel trägt einmal mehr Franz Nussbaumer als erster Geiger zum Gelingen bei. Mit einer Sicherheit, die durch nichts zu erschüttern ist, trägt er die Streicher zu Höchstleistungen.

Komponist ist anwesend

Auf dem Programm steht auch ein zeitgenössisches Werk. Der 1941 geborene Solothurner Urs Joseph Flury komponierte im Jahre 1978 eine Sinfonietta für Streichorchester. Manchmal sind heutige Komponisten nicht einfach zu verstehen und die Schreibende macht sich auf einen Schreibstau gefasst. Aber nein! Das Stück ist nicht quer und sperrig und voller Disharmonien. Es ist wunderbar. Flury nimmt Motive von Walzer und Tango auf, zuerst einzeln und verwebt sie dann. Einzelne Besucher wippen den Takt mit dem Fuss, ein junger Mann nimmt den Rhythmus mit der Hand auf und unterstützt die Dirigentin. Fast erstaunt es, dass niemand aufsteht und anfängt zu tanzen. Das Orchester meistert die schwierigen Passagen souverän. Flury, der selbst ein hervorragender Geiger ist, mischte sich – von den meisten unerkannt – unter die Zuhörer. Ob ihm das Stück gefallen hat? So unbemerkt, wie er kam, war er wieder weg.

Marcel Schuler als Solist

Ziel des Orchestervereins ist es, regelmässig einen Solisten im Programm zu haben. Dieses Jahr fanden sich der Leiter der Studentenmusik und der Orchesterverein Einsiedeln das erste Mal zum gemeinsamen Spiel. Auf dem Programm das berühmte Klavierkonzert Nr. 1 in C-Dur von Ludwig van Beethoven. Er hatte sich dieses Werk auf den Leib geschnitten. Vieles von seiner pianistischen Vortrags- und Improvisationskunst hat er in dieses frühe Werk einfliessen lassen. Im Jahr 1800 kam die endgültige Version in den Druck. D as Orchester beginnt zu spielen – zwei Minuten und 40 Sekunden muss Marcel Schuler auf seinen Einsatz warten. Und dann ist es so weit: Die Spannung löst sich, das Spiel fliesst und Orchester und Pianist finden sich auf Anhieb. Schuler kann auf dramatischen Körpereinsatz verzichten. Er besticht durch eine unaufgeregte Präsenz und ein schönes Zusammenspiel mit dem Orchester.

Viel Applaus für das Dream Team

Zwei Stunden Musik vom Feinsten endet mit langanhaltendem und herzlichem Applaus. Sogar die Stuck-Engel an der Decke lächeln. Die Blumen für Dirigentin und Solist sind mehr als verdient. Hoffentlich haben die Zuhörer vom vielen Klatschen zu wenig Kraft, um eine schwere Münze aus dem Geldbeutel zu nehmen und legen deshalb einen leichten Geldschein in den noch leeren Geigenkasten. Die Kollekte ist der Grundstock für ein nächstes Programm. Wir freuen uns schon heu

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

19.04.2010

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