Rief Begeisterungsstürme hervor: Susanne Theiler dirigiert die 130 Personen, die Karl Jenkins «Stabat Mater» in der Klosterkirche aufführen. Bild Franz Kälin
Rief Begeisterungsstürme hervor: Susanne Theiler dirigiert die 130 Personen, die Karl Jenkins «Stabat Mater» in der Klosterkirche aufführen. Bild Franz Kälin

Musik

Das Stabat Mater begeisterte

Das musikalische Einsiedler Grossprojekt erfüllte in der Klosterkirche mehr als die Erwartungen. Über 130 Mitwirkende führten das Stabat Mater von Jenkins in der Klosterkirche Einsiedeln auf. Die Gesamtleitung hatte Susanne Theiler. Es war ein rundum gelungener Auftritt!

Sonntagabend, Publikumgedränge in der grossen Klosterkirche. Plätze sind Mangelware, die Feldstühle gesuchte Untersätze, die Erwartungen gross. Angesagt ist ein musikalischer Leckerbissen. Die Erwartungen werden mehr als erfüllt! Bei der Präsentation vor einem halben Jahr versprach die musikalische Leiterin, Susanne Theiler: «Das Werk passt perfekt zu den Vereinen, die ich leite. Es passt ebenso gut in die Klosterkirche.» Nun hat sie und mit ihr alle Mitwirkenden, über 130 Sänger und Musikanten, den Beweis geliefert – überzeugend, ja beeindruckend!

Die Fakten

Nach dem erfolgreichen Evita-Projekt 2004 haben sich die Wood & Metal Connection und der Männerchor wiederum zu einem musikalischen Grossprojekt zusammengetan und mit dem jugendlichen Gymnasiumschor Vocal Joy aus Menzingen sowie einem Ad-hoc-Frauenchor das Stabat Mater von Karl Jenkins einstudiert. Das Werk ist in zwölf Sätze eingeteilt und dauert eine gute Stunde, ist sehr differenziert gestaltet und verlangt von allen Aufführenden volle Konzentration. Der Chor ist bei zehn Sätzen eingesetzt, in je einem Satz präsentieren sich die beiden Solistinnen.

Modern und traditionell

Was neu ist, muss nicht schlecht sein. Der Engländer, eigentlich ein Waliser, hat diese Komposition 2008 veröffentlicht. Also relativ neu. Kann das gut sein? Zumal bei dieser sicher nicht hitverdächtigen Thematik? Zu Recht hat dieses Stabat Mater von Anfang an stets gute Kritiken erhalten. Denn salopp ausgedrückt: «Es fährt ein!» Obwohl es mit Traditionen und Konventionen nicht bricht, wartet es mit einer reizenden Vielfalt und mit verschiedensten Einflüssen auf, und lebt von einer Sprachvielfalt sondergleichen. Und – das ist genial – Jenkins bringt die Sprachen samt ihrer Mentalität auch ins Orchester, die Folge davon sind ungewohnte Klänge und Rhythmen.

Ausflug in die Sätze

Zu Beginn deutet nichts auf Aussergewöhnliches hin. Die ersten vier Stabat-Mater-Verse: Latein. Die gute Aussprache der Sänger und Sängerinnen fällt auf. Chor und Orchester bilden eine Einheit. Das Grundmuster ist ruhig, kompakt, auffallend sind die in Chorwerken eher ungewohnten Rhythmusinstrumente, Notiz Schellenkranz. Im zweiten Satz stellt Christin Maho eine «andere» Welt vor. Gestikulierend unterstützt sie ihren Bittgesang, ein ungewohnter, doch faszinierender Auftritt. Und die Stimme dieser Sängerin! Hell, klar, ausdrucksstark – ein Glücksfall in der Besetzungsliste. Genauso wie Doris Grossenbacher! Man könnte meinen, die Soli seien von Jenkins für diese beiden Frauen eingerichtet worden. Nicht dominant, aber genauso ausdrucksstark und luftig gestaltet die einheimische Sopranistin den vierten Satz. Herrlich, wie sie die Höhen ansteuert! Im fünften Satz nun endlich der Beweis, warum Wood & Metal die richtige Orchesterwahl ist. Furios die Einleitung, der Rhythmus zieht alle in den Bann, instrumentale Ausbrüche rütteln auf. Da herrschen die Elemente der Filmmusik. Den Frauenstimmen gelingt im sechsten Satz eine beeindruckende Klangsynthese mit dem englischen Solopart und der aramäischen Einlage. Im Satz 9 muss der fein füllende Tenor erwähnt werden. Gesamthaft verdienen die Männerstimmen ein Lob! In diesem eher von Frauenstimmen geprägten Werk halten sie sich konzentriert zurück – singende Gentlemen.

Unüblich: ein Ave verum

Das folgende Ave verum beginnt elegant, hell und endet mit einem sehr wohltuend wirkenden Amen. Mit einer unheimlichen Begleitung beginnt der vorletzte Satz, er scheint mit seinen vielen Halbtonschritten schwierig zu sein. «Paradisi gloria» – nun setzt das Werk zum Finale an, bringt die Gefühlswelt als Reprise und führt mit Alleluja zum Ende. In diesem Schlusssatz kann sich das Orchester nochmals mit allen Registern ausdrücken, die Satztechnik verwendet zahlreiche Elemente moderner Musik und Rhythmik. Susanne Theiler, die dritte Frau im Mittelpunkt, steht mit Ruhe und Übersicht auf dem Podest, hält die musikalischen Fäden in der Hand und scheint die Ruhe selbst. Mit genauem Dirigieren und präzisen

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

08.05.2012

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