Erwin Füchslin übergibt das Amt des Dirigenten der Jugendmusik Einsiedeln in jüngere Hände. Foto: zvg
Erwin Füchslin übergibt das Amt des Dirigenten der Jugendmusik Einsiedeln in jüngere Hände. Foto: zvg

Musik

«Der Zeitpunkt ist völlig stimmig»

Als 12-jähriger Bub war Erwin Füchslin vor 40 Jahren Gründungsmitglied der Jugendmusik Einsiedeln. Nun tritt er im Jubiläumsjahr als Dirigent ab. «Genau zum richtigen Zeitpunkt», wie er findet. Er könne seinem Nachfolger diesen Frühling ein toll ausgebautes Blasorchester übergeben. Herausforderungen gebe es dennoch zu meistern.

«Ich habe immer gewusst, dass ich Musiker werden will», sagt Erwin Füchslich zu seinem Werdegang. Allerdings habe sein Vater ihm davon abgeraten und ihn dazu gebracht, zuerst einen «richtigen » Beruf zu erlernen. So absolvierte er bei der damaligen Landis & Gyr in Einsiedeln eine Lehre als Feinmechaniker. Erst nach der Rekruten- und Unterof  ziersschule als Trompeter im Militärspiel gab Füchslin seiner musikalischen Karriere den richtigen Dreh. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte er am Konservatorium Zürich Blasorchesterdirigent. Später kamen Ausbildungen zum Musiklehrer, Musikschulleiter und Jazzmusiker hinzu. Dass er sich als Musiker hat etablieren können, ist auch der damaligen Zeit und seinem Arbeitgeber geschuldet. «Der Personalchef bei Landis & Gyr war ein Musikfan. Ich konnte mein Pensum Ende der goldenen achtziger Jahre kontinuierlich auf 50 Prozent senken und parallel meine Musikerkarriere aufbauen.» Viel gebracht hat ihm auch sein Engagement in der Swiss Army Big Band mit dem damaligen Bandleader Pepe Lienhard. «Das war für mich ein Glück. Ich konnte viele Persönlichkeiten dieser Szene kennenlernen und es taten sich Türen auf.» Als Musikschullehrer fand er später mit den Schulen Einsiedeln «einen sicheren Arbeitgeber». Mit dem Dreieck Musikschullehrer, Dirigent und Musiker könne er seinen Lebensunterhalt seither gut bestreiten.


Nie «brutalen Taucher» erlebt


Seine Dirigentenlaufbahn bei der Jugendmusik begann mit dem Amt des Vizedirigenten. Dann folgten 20 «tolle Jahre» als Leiter des Aspirantenspiels. Seit 2001 ist Füchslin als Dirigent auch für die Geschicke der Jugendmusik verantwortlich. Es brauche viel «Hege und Pflege» – mehr als bei einer Erwachsenenmusik. Dirigent sei er nur zu rund 20 Prozent, in der übrigen Zeit müsse er vor allem motivieren, mitreissen und strategisch denken. Denn jedes Jahr verlassen die Ältesten – oft seien diese auch Leistungsträger – die Jugendmusik. Danach gelte es, die Musik wieder neu zu formieren und die Jüngeren heranzuziehen. Es sei ein Kreislauf, der immer wieder von vorne entwickelt werden müsse. Im Durchschnitt erfolge der Übertritt vom Aspirantenspiel in die Jugendmusik mit 13 Jahren. Zu Beginn brauche es da viel Feingefühl. Stets würden die «neuen Blumenknospen aber bald anfangen zu gedeihen». So könnten auch die Lücken der Abgänger immer wieder geschlossen werden. «Die Jüngeren entfalten sich, erhalten mehr Motivation zu üben und stehen am Schluss mit einem Solo vor dem Publikum.» In den bald 20 Jahren als Dirigent habe er nie einen «brutalen Taucher» zu verzeichnen gehabt. Unterschiede gab es allerdings schon. So hätten zwischen 2010 und 2012 über 90 Jugendliche in der Musik mitgespielt (heute 65). «Einerseits kam ich mir damals vor wie ein Raubtierdompteur, andererseits war das auch ein gewaltiger Klangkörper», erinnert sich Füchslin.


Mangel bei den Klarinetten


Etwas überdotiert ist die Jugendmusik heute beim Blech. «Wir haben vor allem viele Trompeter, sie müssen sich immer etwas zurücknehmen, um die anderen nicht zu übertönen.» Nachwuchssorgen gebe es dafür bei der Klarinette. «Das Instrument erlebt zurzeit keinen Boom. Das ist ein nationales Phänomen. Es fehlt eine Persönlichkeit, welche die Jungen mitreissen könnte.» So schnell ändern wird sich diese Unausgewogenheit nicht. Zurzeit unterrichtet Füchslin in Einsiedeln 34 Trompetenschüler. Einige lernen parallel auch das Alphornspiel. Dieses Instrument liege ebenfalls im Trend, vor allem auch bei den Erwachsenen. Dass er die Jugendmusik nun als Dirigent verlässt, ist für ihn «völlig stimmig». Es sei der richtige Zeitpunkt, das Amt in jüngere Hände zu geben. «Ich habe dabei tiefen Frieden in mir und es passt gut mit dem 40-Jahr-Jubiläum der Jugendmusik zusammen.» Er macht auch keinen Hehl daraus, dass es nach Jahrzehnten zu Abnützungserscheinungen kommt. Denn immer wenn die Musik ein hohes Niveau erreicht und «phänomenal getönt» habe, würden viele Routinierte die Musik verlassen. «Es gibt nicht nur die Sonnenseite. Im Herbst beginnt immer wieder der Neuaufbau. Bis im Januar steht jeweils Knochenarbeit an.» Man dürfe dabei den Fokus nicht verlieren, um am Tag X wieder Qualität zu bringen. Zu forsch dürfe man dennoch nicht sein. «Ich versuchte es immer auf die motivierende Art.»


Nachfolger in Aussicht


Wie Erwin Füchslin den neu gewonnenen Freiraum ausfüllen will, ist noch offen. «Ich würde gerne wieder etwas machen, weiss aber noch nicht was. Es ist auch in Ordnung, wenn eine Zeitlang nichts kommt. Ich mache sehr gerne Sport, langweilig wird mir sicher nicht.» Für die Nachfolge Füchslins ist der in der Region bestens bekannte Sebastian Rauchenstein vorgesehen. Er ist zurzeit bereits Dirigent des Aspirantenspiels und stellt sich an der kommenden Generalversammlung zur Wahl.


Einsiedler Anzeiger / dko

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Einsiedler Anzeiger

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  • Musik

Publiziert am

08.02.2019

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