Lorenz (links) und Meinrad Küchler: Sohn und Vater überzeugten als Solisten, der Jüngere auch noch als charmanter Conferencier. Bild Mona Birchler
Lorenz (links) und Meinrad Küchler: Sohn und Vater überzeugten als Solisten, der Jüngere auch noch als charmanter Conferencier. Bild Mona Birchler

Musik

Ein Wunschkonzert mit zwei Solisten

Meinrad Küchlers beruflicher Schlusspunkt als Biologe war ein Konzert, welches sich die Berufskollegen in Zürich wünschten. Dieses wurde am Sonntagabend im Grossen Saal des
Klosters Einsiedeln ein zweites Mal vor viel Publikum aufgeführt.

Eine halbe Stunde vor Konzertbeginn streben bereits Besucher Richtung Hofpforte. Bei Konzertbeginn sind die Stühle im Grossen Saal bis auf den letzten Platz besetzt. Das Programm klingt vielversprechend und ist mit Bedacht gewählt.

Eine Familienangelegenheit

Heute sitzt mit Frau Helen, den Söhnen Urs, Lorenz und Martin wieder einmal die ganze Familie im Orchester. Das Konzert startet mit Johann Sebastian Bach, der mit dem Brandenburgischen Konzert No. 3 in G-Dur eines der schönsten Stücke der Musikgeschichte erschaffen hat. Was für eine Spielfreude und Konzentration, welche Lust für das Publikum, zu schauen, zu hören und zu erahnen, was an Arbeit, Präzision und Fleiss dahintersteckt. Ein bravouröser und gelungener Einstieg. Bei Kurt Atterberg (1887–1974) und seiner Suite Nr. 3 gibts für Meinrad ein Geigensolo, für Sohn Lorenz ein Bratschensolo und für die Streicher einen Orchesterteil. Dieses Stück war Lorenz’ Wunsch. Ähnlich wie sein Vater absolvierte er zwei Studien; nach der Ausbildung zum Ingenieur an der ETH Zürich ein Musikstudium. Der musikalische Dialog von Bratsche und Violine, von Sohn und Vater, berührt. Nach dem letzten Ton ein kurzer Blick, ein Nicken zwischen den beiden. Der Applaus bestätigt: gelungen. Gelungen und humorvoll sind auch die kurzen Einführungen von Lorenz Küchler zu jedem Stück.

Die Vorahnung des Krieges

Das Divertimento für Streichorchester von Béla Bartók (1881– 1945), im Jahre 1938 komponiert, spiegelt die Stimmung der Zeit kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Fröhlich am Anfang noch, bedrohlich und dunkel im zweiten Satz. Meinrad Küchler hat die Komposition seit Jugendtagen nicht mehr konzertant gespielt. Die Rhythmik, das technisch Anspruchsvolle wie auch die verschiedenen Stimmungen des Stücks waren Anlass genug, das Stück zu wählen. Dass mit Gabor Bartók ein Namensvetter mitspielt, sei erwähnt. Das musikerfahrene Publikum klatscht heftig. Grandios, meint nach dem Konzert Pater Lukas Helg. Zwei Sätze aus dem Concerto Grosso Op. 6. No. 12 in h-Moll von Georg Friedrich Händel (1685– 1759) setzen nach gut einer Stunde den barocken Schlusspunkt.

«Ich habe fleissig seyn müssen»

Alle sind sie gekommen, Verwandte und Freunde, Fussball- und Sängerkollegen. Viele Hände hat die Hauptperson des Abends geschüttelt, Gratulationen und gute Wünsche für die Zukunft entgegengenommen. «Ich habe fleissig seyn müssen; wer ebenso fleissig ist, der wird es ebenso weit bringen können.» Meinrad Küchler bestätigt diese Aussage von Johann Sebastian Bach (1685–1750) im Gespräch. Jeder kann so weit kommen. Bewiesen hat Küchler die Aussage längst. Einige der Orchestermitglieder haben erste musikalische Schritte bei Meinrad gemacht. Dranbleiben, üben. Wie oft hat er wohl gemahnt? Meinrad war und ist Lehrer, Vorbild, Animator. Als Solist wird man Meinrad Küchler nicht mehr oft hören. Zwar wird er auch 2018 noch solistische Auftritte haben. Doch die Konzentrationsfähigkeit lässt nach und Meinrad Küchler ist sich selbst der strengste Beobachter. So wird er sich mehr und mehr zurückziehen in die Reihen des Orchesters und lässt die Jungen vor. Am Sonntagabend erlebten die 200 Zuhörerinnen und Zuhörer im Grossen Saal, warum Dranbleiben sich lohnt. Danke Meinrad Küchler, für dieses eindrückliche Lehrstück.

Einsiedler Anzeiger (MB)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.03.2017

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