Das Konzert wusste die Zuhörer zu begeistern. Bild Franz Kälin
Das Konzert wusste die Zuhörer zu begeistern. Bild Franz Kälin

Musik

Eine überzeugende Kollektivleistung

Pauken bedeuten Krieg, die Paukenmesse will den Frieden. Mit dieser Botschaft haben die beteiligten Musiker und Sänger mit einer eindrücklichen Aufführung von Haydns «Missa in tempore belli» das begeisterte Publikum erfreut.

Die Stimmung am Sonntagabend war speziell. Unhörbar - doch es knisterte in der Klosterkirche: gespannte Ruhe im Publikum, gespannte Konzentration der Aufführenden. Haydn, Pauken, aber eine Messe. Ein Grossprojekt mit vier Vereinen, vier Solisten und weit über 100 Aufführenden. Und wird das Werk gelingen?

Traum wurde wahr

Fabian Bucher, derzeit Leiter des Frauenchors Einsiedeln, begrüsste im Namen aller Beteiligten das Publikum und schilderte kurz den Werdegang dieses Projekts, das vor ungefähr einem Jahr mit der Anfrage von Pater Lukas Helg begann und mit einem «dreifachen, spontanen und begeisterten Ja» die Antwort fand. Für den Kirchenmusiker wurde «ein Traum wahr» und Bucher fand für ihn das richtige Wort: ein Traumfänger.

Ein Grossprojekt

Haydns «Missa in tempore belli» enthält die üblichen Teile mit Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Sie wird in lateinischer Sprache gesungen. Die Instrumentalbesetzung entspricht einem Sinfonieorchester, also der ideale Auftritt für unseren örtlichen Orchesterverein. Zum mächtigen Chor vereinigten sich der Frauen-, der Männer- und der Stiftschor. Die Gesamtleitung übernahm Pater Lukas Helg, seines Zeichens der Stiftskapellmeister.

Der Meister

Im Musikunterricht lernt man die drei Klassiker auswendig: Haydn, Mozart, Beethoven. Haydn, der Hofkomponist und Kapellmeister der wohlhabenden Familie Esterházy, sorgte für viel Neues in der Musik. Die sechs Messen, die er in den Jahren 1796 bis 1802 komponierte, gehören zu seinen vokalen Spätwerken, die man zu seinen kompositorischen Spitzenleistungen zählt. Die Bezeichnung «Messe in Zeiten des Krieges» offenbart uns die Begleitumstände dieser zweiten, 1796 uraufgeführten Messe. Gut können wir uns die Schlagzeilen jener Jahre vorstellen: Französische Revolution, Napoleon, kriegerische Absichten, Bedrohung, Angst, aber auch Hoffnung. Haydn nannte sein Werk «Missa in tempore belli». Im deutschen Sprachraum ist sie als «Paukenmesse» bekannt, dies ein deutlicher Hinweis auf die besondere Besetzung mit Timpani, also mit Kesselpauken.

Strahlende Musik

Haydns Musik strahlt, auch diese Paukenmesse. Und sollten düstere Momente die Stimmung trüben, es kehrt mit Sicherheit «die strahlende C-Dur» zurück. Man spürt seine optimistische Grundhaltung, wundert sich manchmal über naiv-heitere Momente und geniesst die würdevollen, ja pathetischen Linien. Unter der sicheren Leitung des Stiftskapellmeisters steigen Orchester und Chor verhalten fein ins Kyrie ein. Doch bereits im fünften Takt macht ein erster Aufschrei auf die unruhige Zeit aufmerksam. Später lösen die Solisten den Chor mit ihren Einsätzen ab. Gabriela Bürgler, Sopran, Anja Powischer, Alt, Lukas Albrecht, Tenor und Auke Kempkes, Bass  sie ordnen sich generell gut in das Gesamtwerk ein. So werden die Wechselspiele von Chor und Solisten zum Genuss, lassen Haydns Werk wirken. Immer wieder markieren kräftige Tuttieinsätze die frohen Momente. In diesen Passagen hätte sich der Schreibende noch mehr Ausdruck, Offenheit und Kraft gewünscht. Der vielfältigste Teil bleibt jedoch das Agnus Dei. Ein schönes Piano von Chor und Orchester wird abge löst durch den Paukenrhythmus, dem strahlende Trompeten noch zusätzlich die Botschaft bringen: Krieg. Doch setzt sich im Allegro con spirito und sicher im Più presto immer mehr durch: Dona nobis pacem! Hoffentlich wird dieser Traum vom Frieden für alle wahr!

Beeindruckend

In der Klosterkirche haben viele Menschen Platz. Am Sonntagabend war es wohl aus der Sicht der Aufführenden herrlich anzusehen, wie viele Besucher ihnen die Ehre gaben. Umgekehrt staunte das Publikum über den riesigen Aufmarsch an Sängerinnen und Sängern. Beeindruckend kräftig spendete das begeisterte Publikum zum Schluss langanhaltend Applaus. Er dürfte für die Aufführenden wohl Balsam und ein kleines Dankeschön für den grossen Probenaufwand gewesen sein. Denn kompakt, ohne unnötige Längen und vor allem sauber intoniert - das Ergebnis darf sich zeigen (und am nächsten Sonntag noch

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

02.12.2014

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