Unter der Leitung von Kantonaldirigent Stefan Albrecht erklangen fünf kirchenmusikalische Perlen der Wiener Klassik. Foto: Franz Kälin
Unter der Leitung von Kantonaldirigent Stefan Albrecht erklangen fünf kirchenmusikalische Perlen der Wiener Klassik. Foto: Franz Kälin

Musik

Fantastisches Kirchengesangsfest

Rund 250 Mitglieder von 13 Kirchenchören aus unserem Kanton trafen sich am Sonntagnachmittag in der wohltuend kühlen Klosterkirche zu einem festlichen Wortgottesdienst.

Unter der souveränen Leitung von Kantonaldirigent Stefan Albrecht erklangen fünf kirchenmusikalische Perlen der Wiener Klassik. Das hervorragend disponierte Orchester Schwyz-Brunnen und ein ausgeglichenes Solistenquartett (Nuria Richner, Stephanie Szanto, Lukas Albrecht und Jonathan Prelicz) gaben dem riesengrossen Laienchor den professionellen Rahmen. Kantonalpräses Pater Basil Höfliger leitete von der Stiftskanzel aus dezent die Liturgie und verstand es ausgezeichnet, den Ausführenden und dem Publikum verblüffende Zusammenhänge zwischen der Musik und dem Bildprogramm der Klosterkirche aufzuzeigen. Madeleine Durrer, die Organistin der Pfarrei Einsiedeln, umrahmte den Wortgottesdienst mit Präludium und Postludium auf der Mauritiusorgel. Nach der Begrüssung begann Pater Basil seine spirituelle Kirchenführung mit den drei Kraus-Fresken im Unteren Chor, einer Bibel in Kurzform vom ersten bis zum letzten Buch. Nahtlos ging die gemalte Verherrlichung des Lammes auf dem hintersten Bild in die gesungene über. Chor, Solisten und Orchester stimmten ein in das festliche Offertorium «Laudate populi» von Michael Haydn, dem auch von Mozart hoch verehrten jüngeren Bruder von Joseph Haydn. Herrliche Musik erfüllte die Klosterkirche.


Spürbare Freude und Begeisterung


Für Mitglieder kleinerer, dauernd um das Überleben kämpfender Kirchenchöre muss es das Paradies auf Erden sein, in einem so grossen Chor und an einem so heiligen Ort das Lob Gottes singen zu dürfen. Pater Basil sprach anschliessend über die Weihnachtskuppel mit Maria und Jesus im Fluchtpunkt. Dann sangen Nuria Richner (Sopran) und Lukas Albrecht (Tenor) das bezaubernde Duett «Sub tuum präsidium», welches Mozart zugeschrieben wird. Die Botschaft der Geburt Jesu wird von Bethlehem aus in die ganze Welt hinausgetragen. Pater Basil wies auf die vier Erdteile Europa, Asien, Amerika und Afrika hin, welche im Kanzelraum unter der Abendmahlskuppel dargestellt sind. Stefan Albrecht lieferte mit seinem riesigen Klangkörper die passende Musik dazu, die schwungvolle Motette «Eja gentes» von Joseph Haydn mit konzertanter Orgel (Martin Dettling) und glanzvollen Trompeten sowie das unsterbliche «Ave verum» von Mozart.


Haydn am Anfang und Schluss


Perfekter kann man Musik und Ikonologie der Klosterkirche gar nicht zusammenbringen. Jetzt war Pater Basil in seinem virtuellen Gang durch die Klosterkirche im Oktogon mit der Gnadenkapelle angekommen und wies auf die Taube, das Symbol für den Heiligen Geist, im Gewölbe über der Schwarzen Madonna hin. Mit Michael Haydn hatte die eindrückliche Feier begonnen. Mit dem Salzburger Haydn schloss sie auch. Wie zu Beginn vereinten sich Solisten, Chor und Orchester mit der Antiphon «Veni Sancte Spiritus» zum rauschenden Finale. Der genialen künstlerischen Ausgestaltung unserer Klosterkirche entsprach in verblüffender Weise ein symmetrisch aufgebautes Musikprogramm, begeistert dargeboten von einer grossen Schar von Kirchenchormitgliedern, professionell begleitet von Solisten und Orchester und jederzeit überragend zusammengehalten von Maestro Stefan Albrecht. Himmlische und irdische Musik sind sich in einer Sternstunde begegnet. Dank dem phantastischen Engagement so vieler Frauen und Männer für die Kirchenmusik in unserem Kanton. Chapeau!


Einsiedler Anzeiger / PLH

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

03.07.2018

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