Musik
Geschichte von Havanna bis Einsiedeln
Der kubanische Dudelsackspieler Wilber Calver lebt mit seiner Frau Gaby Kälin in Einsiedeln. Mit kubanischen Rhythmen und keltischen Klängen möchte er der Einsiedler Bevölkerung seine Kultur näherbringen.
Sein Leben lang ist er nicht auf der faulen Haut gelegen. Immer schon hat er Musik gemacht, gearbeitet oder studiert oder alles miteinander. Einen linearen Lebenslauf, wie die meisten Schweizer ihn vorweisen können, hat Wilber Calver nicht. Das ist auf Kuba, wo er geboren und aufgewachsen ist, auch gar nicht möglich. Bis zu seinem 17. Lebensjahr lebte der heute 35-jährige Wilber Calver in der Stadt Holguin. Während seiner Zeit im Militär kam er nach Havanna.
Geschichte, Kultur und Musik
Da ein Universitätsabschluss eine Reise ins Ausland für immer erheblich erschwert und Wilber Calvers grosse Neugier die Grenzen Kubas überschritt, brach er sein Studium als Krankenpfleger zwei Monate vor dem Abschluss ab und konzentrierte sich hauptsächlich auf die Musik, studierte aber gleichzeitig Geschichte. Immer schon haben ihn, so Calver, die Wurzeln und Zusammenhänge zwischen Geschichte, Kultur und Musik auf Kuba sehr interessiert. Bevor er zum Dudelsackspielen kam, spielte er Perkussion in verschiedenen Bands. Als er dann von einer Gruppe hörte, die in Havanna auf Dudelsäcken spielte, wollte er diese unbedingt hören. Der Grund für sein grosses Interesse lag in seiner Kindheit. Damals kam in einem Märchen ein Dudelsack vor. Seither ist er von diesem Instrument fasziniert. Er durfte dann in dieser Band mitspielen. Da es allerdings zu wenig Dudelsäcke gab, konnte er nicht als Dudelsackspieler mitmachen, sondern als Perkussionist. Später traf er ebenfalls in Havanna einen alten Mann, der aus Galicien stammte und ein Meister im Dudelsackspielen war. Galicien ist eine Region in Spanien, in welcher der Dudelsack ein wichtiges, traditionsreiches Instrument ist. Bei diesem Mann konnte Wilber Calver 16 Musikstunden nehmen. Mit den erworbenen Grundkenntnissen begann er nun, zwölf Stunden am Tag zu üben.
In zwei Filmen mitgewirkt
1999 gelang es ihm, eine Band zusammenzustellen, die es ihm ermöglichte kubanische Rhythmen in seine Musik zu integrieren. Denn der Dudelsack, so Calver, töne zusammen mit anderen Instrumenten besser als alleine. Mit dieser Band spielte er dann gratis an verschiedenen Festivals. Denn nur wer auf Kuba ein abgeschlossenes Musikstudium hat, darf für seine Auftritte Geld verlangen. Diese Auftritte an Festivals brachten ihm soviel Bekanntheit, dass er die Möglichkeit erhielt, in zwei Filmen mitzuwirken. In einem Dokumentarfilm ging es um die Lebensgeschichte seines früheren Lehrmeisters Eduardo Lorenzo. 2005 wirkte Wilber Calver im Musikspielfilm «Habana Blues» mit, welcher ihm auch in Spanien hohe Popularität einbrachte. Dank dieser Popularität bekam er schliesslich von der kubanischen Regierung das Ausreisevisum.
Zehn Euro in der Tasche
Mit einem kleinen Koffer, seinem Dudelsack und zehn Euro in der Tasche bestieg er das Flugzeug nach Spanien. Um Geld zu verdienen, verschaffte ihm ein Freund einen Job auf dem Bau. Es kam zu weiteren Engagements im spanischen Fernsehen und in verschiedenen Fernsehserien. Indes hatte er erneut eine Gruppe von Musikern zusammengestellt, mit der er Musik machte.
Der Weg nach Einsiedeln
Seine Einsiedler Frau Gaby Kälin lernte Wilber Calver noch in seiner Zeit auf Kuba kennen. Sie verbrachten einige Wochen auf der Insel. In dieser Zeit bekam Wilber Calver sein Visum. Gaby Kälin lebte und arbeitete mit ihm zwei Jahre in Spanien, wo die beiden im November 2007 heirateten. Während der Wirtschaftskrise verlor er seinen Job auf dem Bau. Gaby Kälin ging für einige Zeit zurück in die Schweiz, um zu arbeiten. Als Wilber Calver sie besuchte und sah, dass sie sich hier zu Hause fühlte, beschloss er, in Spanien seine Zelte abzubrechen und nach Einsiedeln zu kommen. Seit August 2009 lebt er nun hier und arbeitet wie zuvor in Spanien auf dem Bau. In vielerlei Hinsicht musste er hier wieder bei null anfangen, eine neue Sprache lernen und sich vor allem in musikalischer wie auch in sozialer Hinsicht ein neues Netzwerk aufbauen. Mittlerweile hat er Musiker kennengelernt, mit denen er seit letztem Jahr an
Autor
Einsiedler Anzeiger
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- Musik
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