Unter der musikalischen Leitung von Alphons von Aarburg sangen die rund 50 Knaben und jungen Herren «alte» Musik und zeigten eine in jeder Beziehung reife Leistung. Bild Franz Kälin
Unter der musikalischen Leitung von Alphons von Aarburg sangen die rund 50 Knaben und jungen Herren «alte» Musik und zeigten eine in jeder Beziehung reife Leistung. Bild Franz Kälin

Musik

Junge Sänger mit beeindruckendem Gesang

Das «Geistliche Konzert» der Zürcher Sängerknaben in der Klosterkirche begeisterte am Samstag die zahlreichen Besucher. Es war ein überzeugender Auftritt!

Viele Besucher, wenig Programme,spätestens bei der Hälfte der Kirchenbänke war auch das letzte Programm verteilt. Was mit einer Panne begann, endete mit tiefen Eindrücken und mit anerkennendem Staunen, was junge Leute leisten können. Unter der musikalischen Leitung von Alphons von Aarburg, er steht dem Chor der Zürcher Sängerknaben seit 55 Jahren (!) vor, sangen die rund 50 Knaben und jungen Herren «alte» Musik und zeigten eine in jeder Beziehung reife Leistung. Obwohl der Chor also anzahlmässig nicht aus den Nähten platzte, vermochten die jungen Sänger problemlos die Kirche mit ihrem Klang zu füllen und das nicht nur in lauten, sondern ebenso in leisen Passagen.

Wie das klang!

Bereits mit dem eröffnenden «Jauchzet dem Herren» von Schütz, a cappella gesungen, zeigte der Chor, dass er nicht umsonst einen guten Ruf geniesst. Während der ganzen Konzertstunde überzeugten die hellen, klaren Stimmen mit präziser Artikulation und einem sehr ausgewogenen Chorklang. Herrlich auch, wie der Sopran die hohen Passagen scheinbar mühelos sang! Man merkte die gute Stimmbildung, die diesen Chor auszeichnet. Eine Freude waren zudem die langen Spannungsbögen, die den Werken Struktur gaben. Sehr gekonnt und einfühlsam begleitete Valentina Pfister-Modestova den Chor auf dem Piano durch die Werke. Etwa beim bekannten «Ave verum» von Mozart. Mendelssohn Bartholdy war gleich mit mehreren Chorwerken vertreten. Sein a cappella gesungenes «Jauchzet dem Herrn» gipfelte im perfekt intonierten Schluss, der ins scheinbare Nichts verklingen sollte. Ein wunderschönes Klangerlebnis! Leider vom Applaus abrupt abgebrochen. Die jungen Sänger verdienten den Applaus, sie hätten ihn jedoch mit Sicherheit auch um die berühmten fünf Sekunden verzögert genossen.

Sicher und gekonnt

Erstaunlich sind immer wieder die solistischen Einlagen, die scheinbar das Selbstverständlichste auf der Welt sind. So standen drei Knaben hin, erhielten die Notenblätter und sangen das Engelterzett von Mendelssohn, als wäre das nichts anderes. Oder sie interpretierten zu zweit das «Pie Jesu» von Webber. Und Francks bekanntes «Panis angelicus» gab es als Sopransolo zu geniessen. Nicht unerwähnt dürfen die gefühlvollen Übergänge bleiben, etwa von Solisten zum Chor, vom Chor zu Klavier, von Knabenstimmen zum vierstimmigen Satz. Nicht irgendwann oder irgendwie, sondern dezent präzis beginnend, nie anmas send oder gar grob, Interpretation der feinen, gekonnten Art.

Eindrückliche Schweizer Lieder

Die gehaltvolle Konzertstunde endete mit mehreren Abendliedern. Vor allem «Der Mond ist aufgegangen» passte sehr gut zum zeitlichen Rahmen,die Uhr zeigte gegen halb zehn Uhr. Doch das Publikum wollte noch keine Nachtruhe, es wünschte mehr. Nach dem Riesenapplaus sangen sich die kleinen Solisten mit dem «Ranz des vaches» endgültig in die Herzen der Zuhörer. Dieser eindrückliche Gesang von Abbé Joseph Bovet setzte nochmals einen Höhepunkt. Und mit dem Volkslied «Du fragsch mi, wer i bi» gingen die begeisterten Besucher auf den Heimweg. Dieser Hörgenuss ist nicht zuletzt das Verdienst des musikalischen Leiters. Maestro Alphons von Aarburg dirigierte alles auswendig und führte den Chor souverän ruhig, sein Dirigat war geprägt von sicheren Einsätzen und einer Präzision sondergleichen. Weniger ist mehr, das wurde während dieser eindrücklichen Konzertstunde ganz klar.

Einsiedler Anzeiger (rst)

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Einsiedler Anzeiger

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  • Musik

Publiziert am

07.07.2015

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