Konzertmeister Donat Nussbaumer und Krimiautor Michael Theurillat als Erzähler. Bild Martina Krieg
Konzertmeister Donat Nussbaumer und Krimiautor Michael Theurillat als Erzähler. Bild Martina Krieg

Musik

Mit Bratsche und Babar nach Paris

Peter Reuteler, alt Regierungsrat, der seit März 2013 den Kulturverein «Schwyz Kultur Plus» anführt, begrüsste am Freitagabend das Publikum im Dorfzentrum. Der Verein widmet sich kulturellen Anlässen innerhalb des Kantons Schwyz sowie der Förderung junger Talente.

Das Sinfonieorchester Ausserschwyz wurde vor neun Jahren gegründet, unter anderem vom Märchler Urs Bamert, der das Orchester nach wie vor dirigiert. Die Musiker stammen allesamt aus der Region und sind entweder Profioder sehr versierte Laienmusiker. Das Konzert wurde kommentiert von Michael Theurillat, dem bekannten Schweizer Krimiautor («Rütlischwur», «Sechseläuten»), der sich nicht nur als charmanter Moderator, sondern auch als begnadeter Erzähler erwies.

In die französische Haupstadt

Als erstes stand die Vertonung der «Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten» von Jean de Brunhoff auf dem Programm. Francis Poulenc hatte 1940 auf Anraten seiner Nichte angefangen, die Geschichte in ein Musikstück umzuwandeln und Jean Françaix schrieb später die Orchesterversion.

Am Freitagnachmittag durften Schulklassen das Konzert kostenlos besuchen und kamen so in den Genuss und in Kontakt mit klassischer Musik vom Feinsten. Gefühle wie Angst, Trauer, Zuversicht, Har-monie und Fürsorglichkeit sind durch die Musik förmlich spürbar und ganz gebannt hörten die Kleinen am Nachmittag, wie auch die Grossen am Abend, den Klängen und Erzählungen zu, die durch die Präsentation der Zeichnungen unterstützt wurden.

Besonderheit

Eine Besonderheit stand als Zweites auf dem Programm, denn grosse Bratschenkonzerte gibt es nur drei. Der junge Einsiedler Musiker Lorenz Küchler trat als Solist im Stück «Der Schwanendreher» von Paul Hindemith auf. Dieses 1935 geschriebene Stück hat drei Sätze, die auf mittelalterlichen Volksliedern basieren. Die Violinisten fehlen in diesem Stück, damit die Bratsche nicht übertönt wird und ihren gebührenden Platz erhält. Es war ein wahrer Augenschmaus und pure Freude, dem jungen Musiker zuzuschauen, wie er förmlich mit seiner Bratsche verschmolz, als sei sie ein erweiterter Teil seines Körpers. Voller Hingabe und Leidenschaft, dabei ausdrucksstark und geradezu beseelt wirkend, spielte er auch schwierigste Passagen meisterhaft. Hindemith selber war ein hervorragender Bratschist und komponierte ein virtuoses Stück, welches das ganze Potenzial eines Bratschisten zur Geltung bringt.

Guter Mix

Weil das zweite Stück auch vom Zuhörer viel Aufmerksamkeit forderte, wurde im dritten Teil dann absolut leichte klassische Kost gespielt, die Pariser Sinfonie von Mozart. Weil sich das Publikum damals noch nicht so gesittet auf den Plätzen verhielt, sondern eher plaudernd, essend und johlend, baute Mozart Passagen ein, die das Publikum wieder ans Stück fesseln sollten. Während im ersten Teil des Konzertes der Besucher eher auf die Geschichte von Babar fixier t war, im zweiten Teil der junge Solist im Zentrum stand, so stellte man als Zuhörer im dritten Teil fest, dass man ein grossartiges Orchester vor sich hat. Die Mixtur von Profi- und Halbprofimusikern besticht durch hervorragendes Zusammenspiel und hohe Professionalität und wir Schwyzer dürfen stolz sein, ein solches Orchester in unserem Kanton zu wissen.

Einsiedler Anzeiger

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Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

17.09.2013

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