Ein Musikfest ganz privat: Stargast Marc Sway nicht auf der Hauptbühne, sondern zum Anfassen inmitten einer wogenden Menge. Fotos: Fritz Tschümperlin
Ein Musikfest ganz privat: Stargast Marc Sway nicht auf der Hauptbühne, sondern zum Anfassen inmitten einer wogenden Menge. Fotos: Fritz Tschümperlin
Beschwingt, vielfältig, publikumsnah: Dodo zog alle in seinen Bann.
Beschwingt, vielfältig, publikumsnah: Dodo zog alle in seinen Bann.
«Ä hejbsch schöine Oubig»: Brigid Kaelin im Dialekt ihrer Vorfahren.
«Ä hejbsch schöine Oubig»: Brigid Kaelin im Dialekt ihrer Vorfahren.
Einheimische Power: Maria Horath überzeugte mit den «Empty Bottles».
Einheimische Power: Maria Horath überzeugte mit den «Empty Bottles».
Gibt es ein Morgen? Marc Amacher rockte die Hauptbühne.
Gibt es ein Morgen? Marc Amacher rockte die Hauptbühne.

Musik

Mitreissendes Musikfest

Mit der fünften Auflage ist das Musikfest definitiv zum Dorffest geworden. Das Publikum ist nicht nur in Rekordzahl aufmarschiert; es hat den neuen Standort gleich ins Herz geschlossen.

Man darf mit Superlativen durchaus achtsam umgehen. Doch das fünfte Einsiedler Musikfest war das stimmungsvollste und trotz Rekordbesuch auch das bisher intimste. Möglich machte dies die Verlegung des Festivalgeländes aufs Adlermätteli und den Paracelsuspark sowie die choreografisch sehr gefällige Infrastruktur des organisierenden Vereins Einsiedler Musikfest. Mit Liebe, Sachverstand und Herzblut hat das OK um Lukas Hasler diesen Anlass organisiert. Die Botschaft ist angekommen, wie die unzählig positiven Rückmeldungen belegen.


Einsiedler Kraftakt zum Auftakt


Mag das Ambiente noch so schön sein, stand trotzdem die Musik im Zentrum der beiden Tage. Zwölf Bands sorgten auf den zwei Bühnen für einen bunten Stilmix. Dieser stand durchaus auch im Zeichen einheimischer Interpreten, wurde das Festival sozusagen mit einem Einsiedler «Kraftakt» eröffnet. Auf der kleineren Bühne bewiesen «Empty Bottles», dass der Name nicht zwingend Programm sein muss. Die Partyband gefiel mit fülligem Sound, ihren gekonnt gecoverten Songs – und natürlich mit Sängerin Maria Horath, deren weitere Entwicklung man gespannt verfolgen darf. Weniger Mainstream boten «Pete&Pelos», eine weitere gestandene Einsiedler Grösse, deren virtuoses Gitarrenspiel den Auftritt auf der Hauptbühne mehr als rechtfertigte. Ob still und unaufgeregt, oder auch ’mal rockig und laut: Immer erwiesen sich die Einsiedler als ausgereiftes und virtuoses Quartett. Ein echter Export-Schlager! Die Dritte im Bunde der «Einheimischen» war die US-amerikanische Multi-Instrumentalistin Brigid Kaelin. Die 40-Jährige verband ihren Einsiedler Aufenthalt gleich mit einer Ahnensuche und schoss vorsorglich eine Foto all jener Fans, die ebenfalls Kälin heissen. Wetten, dass sich darunter unbekannterweise auch einige ferne Verwandte befinden? Die Einsiedler lernten eine äusserst sympathische Person kennen, deren enormes Können nicht nur gesanglich, sondern auch instrumental allgemein bewundert wurde. Dass die Stimmung zwischenzeitlich etwas abflachte, war weniger dem Auftritt, als vielmehr dem Umfeld geschuldet: Das Publikum war weniger auf Folk, Country und Americana, sondern vielmehr auf Rock und Pop eingestimmt. Doch mit ihrem typischen «Cowboy Jodeling» mobilisierte sie zum Abschluss noch einmal alle Klatschhände.


Dodo drückt den Stempel auf


Weiter ging es auf der grossen Bühne mit der Ostschweizer Pop- Band «Panda Lux», die mit dem häufig zitierten, vielschichtigen Album «Zoo» auch in Einsiedeln zeigte, dass sie kein Versprechen, sondern bereits Gegenwart ist. Den musikalischen Stempel des Freitags drückte aber unbestritten Dodo auf. Er brillierte als Sänger ebenso wie als Entertainer und als Tanzanimator bewegte er sich «fit wie ein Turnschuh». Gleichzeitig bewies die als Ersatz eingesprungene Band «Hamp goes wild» auf der kleinen Bühne, dass sie sich auf eine treue Fangemeinde verlassen kann. OK – die Männer boten auch eine hinreissende Show. Spätestens als um Mitternacht der letzte Ton gespielt wurde, war klar: Das ist mehr als ein Musikfest. Das ist ein Fest fürs ganze Dorf.


Noch mehr Fans am Samstag


Und dieses Dorf fand sich am Samstag in noch grösserer Zahl auf dem Festgelände ein. Marc Sway und Marc Amacher haben damit ihren Status als Zugpferde bereits vorzeitig bestätigt. Eröffnet wurde Tag zwei allerdings mit drei vielversprechenden Brüdern aus Brunnen, die unter dem Namen «Carpet Town» erst drei Jahre musizieren, was sie aber nicht davon abhielt, 2016 das Finale von «BandXsz» zu gewinnen. Dass diese kantonalschwyzerische Veranstaltung durchaus Sprungbrett sein kann, zeigten die Jungs mit einer reifen, packenden Rockshow – es sollte nicht ihr letzter Auftritt sein. Auf der Hauptbühne unterhielt inzwischen Reto Burrell. Der Nidwaldner Rocker zeigte sich nicht nur spielfreudig, sondern auch konziliant. Spontan holte er aus dem Publikum die Brunner Sängerin Cécile Lüönd für ein Duett auf die Bühne und bevor er noch einige Zugaben geben durfte, tauchte auch noch «Carpet Town» auf, als deren Fan sich Burrell outete. Fünf Gitarren auf einmal: Das knisterte mächtig im Gebälk! Musikalisch nicht den einfachsten Weg schlägt «Rasputin’s Way» ein. Progressiver Alternativ-Rock war nicht ganz nach dem Gusto der Mehrheit. Wer aber vor der kleinen Bühne ausharrte, wusste weshalb: Fulminante Arrangements, höchste Präzision und unbändige Spielfreude sorgten für einen Groove, der Gänsehaut garantierte. Und dann schlug die Stunde von Marc Sway. Wer den Sänger vom Handy und vom Fernsehen her kannte, wurde nicht enttäuscht. Sway war ein professionell-charmanter Entertainer, der den proppenvollen Platz vor der Hauptbühne vom ersten Ton an «im Sack hatte». Und als er seinen Freund «Bligg» ankündigte, geriet das Publikum «schier aus dem Häuschen». Die beiden Grössen sorgten für das erwartete Spektakel – leider nur für das eine, gemeinsam aufgenommene Stück. Während Sway noch für Zugaben herausgeklatscht wurde, machte sich auf der kleinen Bühne die charismatische Sängerin Annie Kaser mit der Band «Dudes reloaded» daran, mit ihrem Potpourri aus Funk, Pop und Rock die Herzen der Jungen und Junggebliebenen im Sturm zu erobern. Für das letzte musikalische Highlight sorgte Marc Amacher. Der erdige Bluesrocker tigerte auf der Bühne herum, als ob es kein Morgen gäbe. Und hätte nicht die Kirchenuhr irgendwann Mitternacht geschlagen, das Kraftpaket hätte wohl unentwegt weitergespielt. Doch auch so legte er seinen eigenen Songs, aber auch mit seinen AC/DC-Covers «viel Strom» fürs nächste Musikfest.


Einsiedler Anzeiger / Vi

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

07.08.2018

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