Die Projektion unterstützte die Bläser bei ihrer Aufführung. Bild Franz Kälin
Die Projektion unterstützte die Bläser bei ihrer Aufführung. Bild Franz Kälin

Musik

Nicht alltägliche Bläser-Klänge

Die Bläser des Sinfonieorchesters Ausserschwyz waren am Freitag in Einsiedeln. Dass auch junge Orchester hochstehend zu musizieren wissen, wurde am 27. Juni bewiesen. Was die Bläser vor enttäuschend dünn besetzten Reihen im Klostertheater boten, verdient das Prädikat hervorragend. Dirigent Urs Bamert führte eine sehr gut eingeübte Formation durch das Programm, als ob er unsichtbare Fäden ziehen würde.

Viel Probenarbeit ist hinter der Aufführung zu erahnen. Ein unterstützender Einfall war die begleitende Bilder-Projektion.

1. Teil: Robert Kurka

In unseren Gauen ist dieser amerikanische Komponist (19211957) nicht allzu bekannt. Der Dirigent gab mit kurzen Hinweisen etwas Nachhilfe über ihn und das aufzuführende Stück. «Der brave Soldat Schweijk» schrieb Kurka als Oper. Die Komposition lässt sich leicht als musikalische Begleitung einer Verfilmung des Romans vorstellen. Das Gehörte bestätigt, was im Programmheft erwähnt ist. Es waren Abschnitte zu hören, welche stark an die Musik von Kurt Weill erinnerten, der damit die Theater von Bert Brecht begleitete.

2. Teil: Modest Mussorgsky

Der deutsche Komponist Modest Mussorgsky (18391881) wurde 1874 durch eine Gedächtnis-Ausstellung für den Kunstmaler Viktor Hartmann zum musikalischen Werk «Bilder einer Ausstellung» ange regt. Im Original war es eigentlich ein Klavierzyklus. Der 1956 geborene Komponist und Arrangeur schrieb dieses aber für Bläser um. Die Musikliteratur berichtet, dass der russische Tonkünstler in den Sätzen jeweils die Gemälde musikalisch beschreibt. Auch in der von den zwölf Blasmusikern des Sinfonieorchesters Ausserschwyz glänzend gespielten Version war dies eindrücklich herauszuhören.

Musik, die man spürt

Zum Beispiel beim mit «Promenade» übertitelten Satz glaubt man zu spüren, wie der Betrachter durch die Bildgalerie spaziert. Fast pastoral mutet dies an. Vom Bild des «Gnomus» angeregt, scheint der Komponist einen ungelenken Zwerg linkisch tanzen zu lassen. Die Klangfärbung weist denn auch darauf hin, dass dies nicht gelingen will. Der Zuhörer glaubt in der Klangfülle förmlich das Hinken, Stolpern, erneutes Hochspringen, aber auch erstauntes Erstarren, miterleben zu können. Die Musik bei «Limoges» führt das Marktleben in seiner ganzen Lebendigkeit vor. Teils wirken die Takte etwas neckisch. Das gut geführte Orchester meisterte die geforderte Temposteigerung, als Deutung des intensiven Marktlebens, in souveräner Manier. Dass dies, einem Absturz gleich, in «Catacombes» und «Cum mortuis in lingua mortuo» übergeht, ist ein starker Gegensatz. Übersetzt heisst die zweite Nennung: Mit den Toten in einer toten Sprache. Es war ein besonderes Hörerlebnis, wie die in Moll tönende Promenade in einem wie Anrufung klingenden Übergang in den bassbegleiteten Weg ins Totenreich zu führen scheint. Einem feierlichen Totenmarsch gleich.

Gedanken zur Aufführung

Die gehörte Aufführung lässt erahnen, wie wuchtig diese Komposition zu wirken vermag, wenn das Werk von einer grösseren Formation gespielt wird. Aber schon dieses Ensemble wusste sich als Tonmaler gekonnt zu zeigen. Es ist den Sponsoren zu danken, dass sie es ermöglichen, solche Musik zur Aufführung bringen zu lassen. In der Biographie über Mussorgsky wird dessen Ansicht zur Kunst wiedergegeben: Kunst ist ein Mittel zur Kommunikation mit Menschen, nicht ein Ziel in sich selbst. Wer dies in solcher Weise aufnimmt, findet schnell Zugang zu diesem Kulturbereich.



Einsiedler Anzeiger

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Einsiedler Anzeiger

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  • Musik

Publiziert am

01.07.2014

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