Musik
Starkes Konzert hinterlässt Fragezeichen
Am letzten Samstag waren die Schaffhauser Min King zu Gast im Mauz Music-Club in Einsiedeln. Min King haben 2012 mit ihrem Album «Am Bluemeweg» einen grossen Wurf gelandet.
Mundartsoul – gab es bis zur Veröffentlichung des Albums von Min King nicht wirklich und der erfrischende Retrosound zusammen mit dieser starken und charmanten Stimme traf beim Publikum sofort den richtigen Nerv. Und was macht man dann, wenn es um das zweite Album geht? Wieder genau das Gleiche, weil es doch so gut funktioniert? Min King haben sich anders entschieden. Auf die Frage, warum das neue Album melancholischer und schwerer geworden ist und warum es fünf Jahre bis zum nächsten Release gedauert hat, sagt René Albrecht, Schlagzeuger der Band: «Wir mussten einen neuen Bassisten und einen neuen Probenraum finden. Wir haben alles neu eingerichtet, sodass wir auch gleich im Probenraum aufnehmen können und wir mussten natürlich Geld für eine neue Produktion auftreiben. Das braucht halt alles seine Zeit. Wir blieben aber immer dran, haben Songs geschrieben und viel zusammen gespielt. Die Musik, die wir jetzt machen, ist beeinflusst von dem, was wir in dieser Zeit erlebt haben und von der Musik, die wir selber verehren. Würden wir heute so klingen wie vor fünf Jahren, wäre dies nicht authentisch.»
Sie gehen ihren Weg
So gehen Min King also ihren Weg und zugegeben, es ist vielleicht nicht der einfachste. Das hat man auch an ihrem Konzert im Mauz gespürt. Min King sprechen Themen an, die musikalisch nicht immer so locker und flockig zu verpacken sind. Und so ist heute an der Stelle, wo früher ein lüpfiger Funk Groove die Band antrieb, ein tief grummelnder Dub Beat. Die Band kam auf die Bühne und schon vom ersten Song an war klar: Aha, da muss man sich auf etwas einlassen. Nicht alle im Publikum wollten sich dem hingeben. Als Phillip Albrecht mit seiner unglaublich ausdrucksstarken Stimme sang, wie sich zwei auseinanderleben, und die Band genau am richtigen Ort den Teppich dazu legte, wusste man nicht, ob man jetzt lieber weinen oder tanzen möchte. Das ganze Konzert war von dieser etwas schleierhaften Stimmung geprägt. Durch die Tatsache, dass leider viel zu wenig Publikum den Weg in den Mauz gefunden hatte, wurde diese Stimmung noch unterstützt. Min King sind auf der Bühne dieselben sympathischen Jungs aus dem Schaffhauser Altstadtviertel wie neben der Bühne. Bleibt die Frage, ob man da vielleicht im Auftritt noch etwas herausholen könnte, ohne dabei an Authentizität zu verlieren? Nach dem Konzert spielte DJ Rico seine Soul-, Funk- und Reggae-Perlen auf Vinyl und schaffte so den perfekten Übergang in die Nacht zum Tanzen. Alles in allem war es einmal mehr ein sehr stimmiger Abend im Mauz. Der Club will mit seinem Programm dem Publikum die Möglichkeit bieten, für einen Abend in die Welt einer Band abzutauchen und so Begegnungen zwischen Künstler und Publikum zu schaffen. Wenn man etwas Neues hört und sieht, eine neue Ansichtsweise bekommt und einen Blick auf die Welt erhält, den man bisher vielleicht nicht hatte, kann dies irritierend sein, aber auch sehr bereichernd. In diesem Sinne geht auch der Mauz nicht den einfachsten Weg, aber für das Publikum bleibt es spannend und interessant.
Einsiedler Anzeiger / mitg.
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Einsiedler Anzeiger
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