«Teufelsgeiger» Daniel Frankenberg beeindruckte mit Schnelligkeit und Ausdruck. . Fotos: Paul Jud
«Teufelsgeiger» Daniel Frankenberg beeindruckte mit Schnelligkeit und Ausdruck. . Fotos: Paul Jud
Der Einsiedler Lorenz Küchler an der Bratsche.
Der Einsiedler Lorenz Küchler an der Bratsche.

Musik

Teufelsgeiger spielte in Einsiedeln

Konzert des Barockensembles «Kulturschock» im Café «Dreiherzen».

Da spielte mit Geiger Daniel Frankenberg ein Musiker auf, der mit seinem Temperament und dem schnellen Spiel an den »Teufelsgeiger» Niccolò Paganini erinnert. Das Orchester und die Sängerin hielten brillant mit. Und die spezielle Atmosphäre des Cafés passte wunderbar. Kaffeeduft, abgezapftes Bier, der Wohlgeruch frisch zubereiteter Speisen, halbhelles, farbiges Licht und der «Hintergrundsound» der Klimaanlage – ungewöhnliche Attribute oder Zugaben für ein Barockkonzert! Und doch, so ähnlich muss es vor einigen Jahrhunderten bei Konzerten mit Kleinformationen zugegangen sein. Da spielten Kleinformationen neben «offiziellen» Konzerten auch in Kneipen und Kaschemmen auf, um Geld zu verdienen, oder um Essen und Trinken. Und an diesem Freitagabend war niemand «zufällig» im Café «Dreiherzen » – Fans der Klassik und speziell der Barockmusik machten es sich bequem. Glücklich, wer einen der Ohrsessel oder Fauteuils «eroberte », denn so liess sich die Musik noch sinnlicher geniessen.


Frankenberg, der «Paganini»


Das Barockensemble begann mit einer Ouverture von Händel. Die allesamt jungen Musiker beeindruckten gleich mit genauem, lebendigem Spiel. Bei Vivaldi danach hatte die Begleitung den Groove einer Rockband, einer Hardrock-Band! Da stampfte man den Rhythmus gerne mit – in aller Diskretion natürlich, man war ja in einem Klassikkonzert! Ja, und da spielte Daniel Frankenberg gross auf. Der Geiger bestach mit horrenden Tempi, die er in aller Sauberkeit hinzauberte. Das alles, verbunden mit seiner Mimik und Gestik, nahm die Zuhörer gefangen. Sein Spiel erinnerte an den «Teufelsgeiger » Paganini! Zur Erinnerung: Niccolò (oder Nicolò) Paganini (* 27. Oktober 1782 in Genua; † 27. Mai 1840 in Nizza) war ein italienischer Geiger, Gitarrist und Komponist. Zu seiner Zeit war er der führende und berühmteste Geigenvirtuose. Sein äusseres Erscheinungsbild und seine brillante Spieltechnik machten ihn bereits zu Lebzeiten zu einer Legende. Dieser Daniel Frankenberg löste Staunen, offene Münder und begeisterten Beifall aus. Das soll das Spiel der andern sechs Musikantinnen und Musikanten keineswegs schmälern. Sie trugen das ihre zu einem wundervollen Abend bei. Sängerin Lydia Opilik (hochschwanger) duellierte sich auf hohem Niveau mit Trompeter Marc Jaussi. Beim «wilden Tanz» von Jean-Philippe Rameau, dem vor 250 Jahren verstorbenen französischen Komponisten, wähnte man sich musikalisch in einem Film des Italieners Fellini. Herrlich, diese Vielfalt im Konzertprogramm. Schade, dass nach gut einer Stunde – und einer Zugabe – das Konzert zu Ende war. Man erwachte aus einem berückend schönen Traum aus vergangener Zeit. Solch ein Konzert hätte man an gleicher Stelle gerne wieder – erst geht der Dank an die Gastgeber für diesen Abend – natürlich mit der Hoffnung auf eine Fortsetzung.


Einsiedler Anzeiger / lj

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

19.12.2017

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