Die beiden brillanten Solisten des Konzertabends, Meinrad (links) und Lorenz Küchler. Foto: Paul Jud
Die beiden brillanten Solisten des Konzertabends, Meinrad (links) und Lorenz Küchler. Foto: Paul Jud

Musik

Wenn der Vater mit dem Sohne zum Instrument greift …

Das Orchester hatte sich viel vorgenommen – und bestand. Die «Sinfonia concertante in Es für Violine, Viola und Orchester» von W. A. Mozart war Höhepunkt des Abends. Die Solisten, Meinrad Küchler (Violine) und Lorenz Küchler (Viola), zeigten ihr Können.

Der Orchesterverein Einsiedeln unter der Leitung von Lucia Canonica lud am Sonntagabend zum Konzert in den Grossen Saal des Klosters. Viel Publikum kam. Alle wollten die beiden Solisten hören – und die enttäuschten nicht. Doch schön der Reihe nach.


Anspannung – Entspannung


Das Konzert wurde eröffnet mit «Echoes of Georgian Dublin» des Iren Arthur Duff. Das war ein farbiger, barocker Beginn, auch wenn der Komponist erst vor 60 Jahren verstarb. Hörner und Bläser dominieren in «In College Green», während im folgenden «Song for Amanda» die Flöte lieblich über einem wehmütigen Orchester thront. Im «Minuet» geben Flöte, Oboe und Fagott dem Zuhörer ein warmes Gefühl, während das «Largo» wie ein Requiem daherkommt, feierlich, niemanden verletzend. Das «Rigaudon» zum Schluss setzt heftig ein, niemand tritt hervor. Ganz anders kommt «Divertimento di danza» des deutschen Komponisten Harald Genzmer daher. Seine fünf Sätze sind von ganz anderem Muster. Dissonanzen durchziehen das Werk. Da kann man nicht entspannt zurücklehnen und geniessen. Gleich zu Beginn werden Spannungsbögen aufgebaut, doch bevor man sich eine melodische Fortsetzung denken kann, gehts ganz anders weiter – ungewohnt, teils befremdend. Da hat man im «Adagio» das Gefühl, die Welt werde zerstört, ganz langsam, aber bestimmt. Im «Presto» kommt da jemand, der das Ganze wie bei einem rückwärts laufenden Film wieder zusammensetzt. Im «Finale» trauen sich wieder Tiere hervor, versuchen Pflanzen, Wurzeln zu schlagen. Ein versöhnliches Ende. Dieses Werk verlangte viel vom Orchester und seiner Dirigentin, Lucia Canonica, denn das «verfluchte » an Dissonanzen ist, dass man die noch genauer spielen muss, weil sonst das Ganze noch vertrackter klingt.


Vater-Sohn-Zwiegespräch


Alle warteten auf W. A. Mozarts «Sinfonia concertante in Es für Violine, Viola und Orchester». Das war ein abwechslungsreiches Spiel der beiden, unterstützt vom aufmerksam mitgehenden Orchester. Wie Meinrad und Lorenz Küchler einander Vorlagen geben, die der andere scheinbar mühelos weiterspinnt – ein Vergnügen, ihnen zuzuhören. Da kommen beschwingte, zarte Melodien vom Vater daher, quasi im Sopran. Und der Sohn intoniert die gleiche Melodie im Alt. Ein schöner, berückender Farbenreichtum tut sich auf – man könnte ewig zuhören und zuschauen. Doch alles ist einmal zu Ende und man erwacht wie aus einem Rausch. Klar, dass das «Presto» als frenetisch geforderte Zugabe noch einmal zum Besten gegeben wurde. Das war eine beeindruckende Leistung der beiden Küchlers. Aber auch Orchester und Dirigentin Lucia Canonica standen nicht nach. Das war Musikgenuss pur, zerging auf der Zunge – schön. Eine kleine Kritik zum Schluss: Bitte beim nächsten Mal die Komponisten nicht mehr en bloc vorstellen, sondern unmittelbar vor ihren Werken. So könnte man sich unmittelbar in die Stücke vertiefen.


Einsiedler Anzeiger / lj

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Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

16.01.2018

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