Das Jodel Trio Einsiedeln und das Ensemble Hermitage aus St. Petersburg harmonierten miteinander. Foto: Konrad Schuler
Das Jodel Trio Einsiedeln und das Ensemble Hermitage aus St. Petersburg harmonierten miteinander. Foto: Konrad Schuler

Musik

Russisch-orthodoxer Gesang traf auf Schweizer Jodel

Beim nicht alltäglichen Adventskonzert in der Jugendkirche Einsiedeln sorgten das Ensemble Hermitage aus St. Petersburg und das Jodel Trio Einsiedeln mit der Zusammenführung von Schweizer Jodelgut und russisch- orthodoxem Gesang am Dienstagabend für einen Adventszauber der besonderen Art.

Erstmals wurde dieses einzigartige Adventskonzert in Einsiedeln angeboten. Weit über Hundert Personen liessen sich am Dienstagabend von diesem beeindruckenden und nicht alltäglichen Zusammengehen von zwei unterschiedlichen Kulturen im gesanglichen Bereich verzaubern und begeistern. Bisher wurden ähnliche Konzerte in den Vorjahren dreimal in Küsnacht ZH dargeboten. Wer diesen Genuss auch noch erleben will, hat morgen Samstag in der reformierten Kirche von Küsnacht ZH, um 19 Uhr, dazu Gelegenheit. Das Jodel Trio Einsiedeln stand unter der musikalischen Leitung von Eugen Hänggi. Er war während 20 Jahren am Konservatorium St. Petersburg unter anderem als Gesangslehrer tätig. Seit ein paar Jahren ist er zurück in der Schweiz und wohnt in Einsiedeln. Aktuell dirigiert er die Jodlerklubs von Siebnen und Horgen. Pia Kälin und Marcel Meier traten als Jodlerin und Jodler mit ihm zusammen auf oder wurden von ihm als Dirigent geführt. «Marcel Meier und ich waren mehrere Jahre zusammen im Jodlerklub und singen einfach gerne», äusserte sich Pia Kälin. Das Ensemble Hermitage St. Petersburg wurde im Jahre 1999 gegründet. Die vier Sänger Alexander Alexeev, Tenor, Alexander Karpov, Tenor, Grigori Tschechodanov, Bariton, und Alexander Grogol, Bass, sind ausnahmslos professionelle Konzert- und Opernsänger mit entsprechender umfangreicher Gesangs- und Musikausbildung. Unter der musikalischen Leitung von Alexander Alexeev werden sehr anspruchsvolle Werke gesungen.

Vier Blöcke brachten Abwechslung


Moderiert wurde das Konzert einerseits von Marcel Meier, anderseits von Alexander Alexeev. Marcel Meier hiess die russischen Sänger und die Gäste willkommen. Alexander Alexeev bedankte sich artig für das interessante Projekt. Im ersten Block trat das Ensemble Hermitage St. Petersburg alleine auf und zeigte vom ersten Ton an, auf welch hohem Niveau das Ensemble singt. Mit verschiedenen kirchlichen Liedern wie «Göttliche Donner», «Mein Gebet wird erhört», «Jesus Christus, du bist mildes Licht der heiligen Herrlichkeit» und «Wir wenden uns an deine Gnade Muttergottes » sang sich das Ensemble ein erstes Mal in die Herzen der Besucherinnen und Besucher. Höchst beeindruckend war unter anderem das Solo zu Beginn von «Mein Gebet wird erhört».

«Steimandli-Jutz»


Sonderklasse Im zweiten Block zeigten das Ensemble und das Trio gemeinsam ihr Können. An einigen Stellen wurde hörfällig, dass es nicht so ganz einfach ist, die beiden unterschiedlichen Genres nach nur zwei gemeinsamen Proben einwandfrei zu verschmelzen. Aber das Experiment hat sich klar gelohnt. Von Lied zu Lied wurde die Qualität besser und besser. Dargeboten wurden «Än liebe Gedanke » von Silvia Bürgi-Häfliger, «Lass dir no es betzli Zyt» von Hans Aregger, «Hochsigzyt» von Fred Stocker mit dem Text von Meinrad Lienert und der «Steimandli-Jutz» von André von Moos. Letzterer wurde zu einem Hörgenuss der Sonderklasse. In dieser Form und in dieser Zusammensetzung wurde der Jodel- Klassiker wohl noch nie vorgetragen. Es gab starken anerkennenden Applaus und verdiente «Bravo»-Rufe für diese Darbietung.

Schalk und Humor dabei


Nun folgte der Abschnitt des Ensembles mit meisterhaft vorgetragenen russischen Volksliedern. Bei «Eiche und Eiche» glaubte man zu Beginn Ivan Rebroff zu hören. Dann wurden die Liedabschnitte äusserst rassig, zackig und fulminant vorgetragen. Als Besucher waren die Lust und Freude der Sänger hörbar. Beim Lied «Die Sonne steht tief» beeindruckten einerseits der Rhythmuswechsel, anderseits waren der Schalk und Humor der Sänger hör- und spürbar. Ein Genuss war die Interpretation von «12 Räuber». Die russischen Charakterzüge waren gut herauszuhören, die imposante Solostimme war schlicht ein Genuss, drei der vier Mitglieder schienen zwischenzeitlich bewusst stimmlich gegen ihren vierten Solo-Kollegen antreten zu wollen, insgesamt einfach ein wunderbarer Vortrag. Das Lied «Einsame Glöcklein» wurde dominiert vom grossartigen Solisten Alexander Alexeev. Die Begleitung seiner drei Kollegen war sehr dezent, eine wiederum beeindruckende Leistung. Vom Applaus her bewertet sicherlich einer der Höhepunkte des Abends. «In tiefe Keller» wurde gesungen, interpretiert und gespielt. Vorerst gingen da tatsächlich auch die Stimmen gewollt in den Keller. Die Freude der Sänger kam so richtig zum Ausdruck. Natürlich wurde dort im tiefen Keller wohl auch was getrunken, vielleicht auch über den Durst. Das Lied wurde einerseits auf höchstem und anderseits zugleich unterhaltendem Niveau köstlich präsentiert. Als energisch geforderte Zugabe wurde ein weiteres Weihnachtslied präsentiert. Immer wieder war die Weite des grossen Landes herauszuspüren, immer wieder schwang eine Dosis Wehmut und Melancholie mit.

Weihnachtschoral imponierte


Erneut folgte eine starke Zäsur. Im vierten Block traten die beiden Teams wieder gemeinsam auf. Imponierend nun, wie die beiden Kulturen des Gesangs nun harmonierten. Es wäre der Welt zu gönnen, wenn das auch die Völker dieser Erde im Alltag täten. «Bim Vernachte» von Emil Herzog wurde sehr solide vorgetragen, ebenso das polnische Weihnachtslied «Lulajze Jezuniu ». Das im 17. Jahrhundert entstandene Lied ist mittlerweile auch in verschiedenen deutschen Übersetzungen zu hören, so als «Mein Jesuskind», «Jesuskind, schlafe», «Schlafe, Jesulein » oder «Luleise Gottessohn». Mit dem Weihnachtschoral folgte ein phantastischer Abschluss und ein weiterer Höhepunkt. Die unterschiedlichen Charaktere des russischen Liedguts und des Schweizer Jodels kamen wunderbar zum Tragen. Starker Applaus brandete auf. Als Zugabe wurden «Die goldenen Berge » besungen. Alexander Alexeev: «Dieses Lied wird nun hundertprozentig erstmals so aufgeführt. » Bald einmal stellte sich heraus, dass es sich dabei um die Melodie von «Es Burebüebli» handelte. Mit grossem Applaus und weiteren «Bravo»-Rufen wurden das Ensemble und das Trio würdig verabschiedet.

Einsiedler Anzeiger / Konrad Schuler

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.12.2019

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