Zeno Schneider (hinten links), Sandra Bauer und Rita Simon hörten den aussergewöhnlichen Klängen von Hubert Schnyder auf dem Schwyzerörgeli aufmerksam zu. Foto: Konrad Schuler o
Zeno Schneider (hinten links), Sandra Bauer und Rita Simon hörten den aussergewöhnlichen Klängen von Hubert Schnyder auf dem Schwyzerörgeli aufmerksam zu. Foto: Konrad Schuler o

Kunst & Design

Über das Sicht- und Greifbare hinaus

Vernissage der Ausstellung «Dimension4» im Fram inspirierte Rund 50 Kunstbegeisterte wurden an der Vernissage am Mittwochabend im Museum Fram positiv überrascht und geizten nicht mit Lob an die Adresse der drei Kunstschaffenden Rita Simon, Sandra Bauer und Zeno Schneider.

Die gut gelaunten Besucherinnen und Besucher sorgten schon vor Beginn des offiziellen Programms und dem Apéro für eifrige Diskussionen. Hubert Schnyder, der im Ausstellungsgebäude aufgewachsen ist, sorgte auf dem Schwyzerörgeli mit aussergewöhnlich feinen Klängen für eine beruhigende Einstimmung. Diese wurde mit einer ebenso aussergewöhnlichen Darbietung von Eliane Vogel aus Zürich verstärkt. Es knisterte im Raum, als sie mit Stecken eine Ebene in ein dreidimensionales Gebilde verwandelte. Sie selber nannte dieses Werk «namenlos» oder eben dem Ausstellungsnamen entsprechend «Dimension4». Zeno Schneider führte in die Ausstellung und deren Zielsetzung ein. «Wenn es uns gelingt, bei den Besucherinnen und Besuchern Anregungen zum Denken über das Sicht- und Greifbare hinaus zu vermitteln, haben wir das Ziel erreicht.»

Inspirierend und tiefgründig


Die Werke der drei Kunstschaffenden ergänzen sich im Raum auf wunderbare Weise. Die kleine, gediegene, ineinandergreifende, tiefgründige und kleinstrukturierte Ausstellung wirkt überaus einladend. «Es ist eine megafeine und megaschöne Ausstellung», meinte eine etwas ältere Kunstliebhaberin. Rita Simon lebt im Malcantone und ist Maltherapeutin, Kraniosakraltherapeutin und freischaffende Künstlerin im Bereich Malerei. Sandra Bauer lebt in Oberägeri, ist Kraniosakraltherapeutin und seit etwa vier Jahren leidenschaftliche Polsterin. Sie führt Neupolsterungen bei antiken Möbeln wie Stühlen, Sesseln und Sofas ebenso aus wie das Schaffen von modernen Polsterstühlen nach eigenem Design. Zeno Schneider, quasi der Einheimische unter den Kunstschaffenden, lebt in Egg, ist pensionierter Arzt und freischaffender Künstler. Er arbeitet vorwiegend plastisch und installativ, daneben stellt er grafische Arbeiten her und befasst sich auch mit dem Schauspiel und der Musik.

Gewagter Bogen gelungen


«Die Ausstellung spannt einen gewagten Bogen vom Plastisch-Objekthaften über die Malerei zu hochwertigen Polsterarbeiten. Der Titel «Dimension4» verweist auf sämtliche Dimensionen, die im Sichtbaren und Begreifbaren verborgen und enthalten sind. «Was wir sehen und erkennen, mit den Händen greifen und mit unseren Massen vermessen können, enthält sehr viel mehr, als wir zunächst erkennen», so Zeno Schneider. «Die unendlich vielen Möglichkeiten eines Gegenstandes oder eine Ansicht zeigen sich beim zweiten und dritten Blick, beim Versuch, das ‹Bekannte›, die ‹Ansicht›, zu hinterfragen und dabei dem Verstand die Zügel freizugeben.»

Verfremdungen oder Formvariationen


Die Bilder von Rita Simon zeigen die Folgen einer Entwicklung im Raum, die Schritte einer Annäherung, die in der Umkehrung zur Entfernung wird. Aus dem unendlich Nahen wird das unendlich Entfernte, komponierte Bildflächen lassen den Blick in astronomische Leere gleiten. Bild um Bild ergibt ein jedes von ihnen das nächste, dem es als «Vorbild» vorangeht. Makroskopisches gleitet ins Mikroskopische, welches sich dabei überraschend vergrössert. Sandra Bauer zeigt Polsterarbeiten an alten und modernen Stühlen und Sesseln. Die vierte Dimension findet sich bei ihren Werken in den Polstern selber. Dort hat Sandra Bauer die Angaben über das bisherige Dasein der Sessel eingearbeitet. So bewahren die neu gepolsterten Möbelstücke ihr «Leben» als Geheimnis in sich, bis sie dereinst wieder neu gearbeitet werden. Zeno Schneider zeigt Stahlplastiken, deren feine Federdrähte zum Berühren und Bewegen einladen. Aus starren Grundformen ergeben sich lebendige Körper, die den Impuls in ihre eigenen Schwingungen umsetzen. Eine grössere Gruppe von Objekten, auf den ersten Blick gewohnte Gegenstände oder Werkzeuge, zeigen Verfremdungen oder Formvariationen, die mit etwas Schalk und Heiterkeit auf das Noch-Mögliche, auf den Hintersinn und den heiteren Unsinn des Objekts verweisen. «Sie erleichtern den weiterführenden zweiten Blick, der uns vom Gewohnten zu neuen Sichten hinführt», so Zeno Schneider.

Einsiedler Anzeiger / Konrad Schuler

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

18.09.2020

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www.schwyzkultur.ch/Set5cC