André Kälin, Geschäftsführer des Mauz Music-Clubs in Einsiedeln: «Wir sind sehr dankbar über die Zusammenarbeit mit den Kulturkommissionen von Bezirk und Kanton.» Foto: Magnus Leibundgut
André Kälin, Geschäftsführer des Mauz Music-Clubs in Einsiedeln: «Wir sind sehr dankbar über die Zusammenarbeit mit den Kulturkommissionen von Bezirk und Kanton.» Foto: Magnus Leibundgut

Musik

«Unsere Vision war immer, Menschen zu verbinden»

Der Mauz Music-Club in Einsiedeln feiert sein 5-Jahr-Jubiläum am 12. März mit einem Konzert von Evelinn Trouble. Geschäftsführer André Kälin steht Red und Antwort zum Gedeihen des Klubs in turbulenten Zeiten.

Magnus Leibundgut: Wie fällt Ihr Blick zurück auf fünf Jahre Mauz aus?


André Kälin: Es ist uns gelungen, unsere Vision umzusetzen: Es bestätigt sich, wie wichtig es ist, ein kulturelles Leben in Einsiedeln zu pflegen. Unsere Vision war immer, Menschen zu verbinden und dem Publikum zu ermöglichen, Unerwartetes zu entdecken und neue Perspektiven zu erlangen.

Passt der Mauz aufs Land?


Interessant ist ja, dass allerorten ein Stadt-Land-Graben überhandnimmt. Dabei zeigt sich just im Klosterdorf, welch Überschneidung hierzulande zustande kommt: Ein Teil der Menschen auf dem Land fahren unter der Woche in die Stadt zur Arbeit, und die Städter kommen am Wochenende zu uns als Touristen. Man braucht einander in unserer Gesellschaft. Es ist an der Zeit, aufeinander zuzugehen. Zudem ist Einsiedeln mit seinen über 16’000 Einwohnern selber eine kleine Stadt. Wir erachten es als sehr wichtig, dass sich die Konzertkultur nicht nur in kommerziellen Häusern der grösseren Städte abspielt. Wir wollen so einer einschleichenden Gleichschaltung entgegenwirken und zeigen, dass Einsiedeln etwas zu bieten hat.

Wie hat sich Corona auf den Music-Club ausgewirkt?



Am 7. März 2020 fand das letzte Konzert im Mauz vor dem Lock-down statt. Am letzten Wochenende war der Mauz wieder offen nach der Pandemie. Zwischenzeitlich gab es zwei Konzerte im Sommer und vier Konzerte im Herbst 2020 und dann wieder ab Sommer 2021 bis am 10. Dezember. Während der zweijährigen Pandemie fanden zwanzig Konzerte statt: Ohne Corona wären es wohl sechzig gewesen. Trotz Ausfallentschädigung sei-tens des Kantons und des Bundes hat die Pandemie naturgemäss zu schmerzhaften Verlusten in unserem Betrieb geführt.

Wie kam es im Jahr 2017 zur Gründung des Klubs?


Es gab in Einsiedeln vor fünf Jahren kein Konzertlokal mit überregionaler Ausstrahlung. Die Konzertkultur ging im Klosterdorf zu einem grossen Teil verloren. In Einsiedeln fehlte es an einer kulturellen Identität. In den 80er- oder 90er-Jahren mag es das gegeben haben. Aber unterdessen hat sie stark an Ausdruck eingebüsst und die Einsiedler Musikszene wird ausserhalb von unserem Kanton kaum wahrgenommen. Es war an der Zeit, wieder einen Begegnungsort zu schaffen.

Was würden Sie anders machen im Rückblick?


Bewährt hat sich, dass wir unsere Linie beibehalten, uns nicht verbiegen, immer wieder Überzeugungsarbeit leisten, authentisch bleiben und auch in Einsiedeln völlig unbekannte Bands präsentieren: Hauptsache ist, dass die Formation «verhebbed ». Es ist schön zu sehen, wenn sich dann die Leute überraschen lassen von einer Band, die sie gar nicht gekannt haben. Genauso kommt es oft dazu, dass einheimisches Publikum auf das Publikum von auswärts trifft, das wegen der Band nach Einsiedeln fährt.

Welches Konzert ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?


Der Auftritt von Black Sea Dahu, einer Zürcher Indie-Folkband: Sie standen damals noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Das Konzert war überaus eindrücklich. Es war der stimmungsvollste Auftritt einer Band, den ich im Mauz miterleben durfte.

Wie schafft es der Mauz immer wieder, Leute wie Endo Anaconda oder Pedro Lenz ins Klosterdorf zu locken?


Es ist wohl der Lohn dafür, dass wir unserer Linie treu geblieben, immer dran geblieben sind, Kontakte schufen, uns mit Leuten ausgetauscht und ein Netzwerk gepflegt haben. Mit der Zeit spricht sich das bei den Musikern herum: Es kommt der Zeitpunkt, an dem sie uns anfragen: Hey, wir würden gerne im Mauz spielen.

Weshalb ist der Klub gescheitert, den Einsiedler Lee «Scratch» Perry im Mauz auftreten zu lassen?


Oh, der Lee «Scratch» Perry war ein so chaotisches Genie (lacht): Vielleicht lag es an uns, dass wir das nicht geschafft haben. Vielleicht hätten wir, mehr nachhaken müssen. Womöglich fehlte es uns an den richtigen Kontakten. Wir wollten ihn unbedingt mit Band – und alleine mit Soundsystem wäre er vielleicht gekommen. Zu Ehren von Perry veranstalten wir, zusammen mit der Kulturkommission des Bezirks, am 23. April im Mauz eine Nacht namens «Hail to Lee Scratch Perry» – mit Konzerten von Phenomden und Dub Spencer & Trance Hill.

Bietet der Klub auch einheimischen Bands aus dem Klosterdorf eine Plattform?


Die Zahlen zeigen es deutlich: Seit dem Jahr 2017 sind 65 Konzerte mit einheimischen und regionalen Formationen im Mauz über die Bühne gegangen. Es haben 57 Bands aus der Schweiz und 8 internationale Formationen bei uns gespielt. Der Mauz ist also durchaus eine Plattform für einheimisches Schaffen. Wir geben uns grosse Mühe, damit das auch so bleibt.

Wünscht sich der Mauz eine grosszügigere Unterstützung seitens des Bezirks und des Kantons?


Wir sind sehr dankbar über die Zusammenarbeit mit den Kulturkommissionen von Bezirk und Kanton. Klar ist hierzulande die Unterstützung massiv kleiner als in anderen Kantonen. Das hat unter anderem auch mit politischen Tendenzen zu tun. Weil man niemandem auf die Füsse stehen will und versucht, die Wähler möglichst bei der Stange zu halten, hält man am Giesskannenprinzip fest. Alle sollen ein kleines Stück vom verhältnismässig eh schon kleinen Kuchen bekommen. Das ist zum einen legitim, zum anderen relativ unmutig. Wir wollen unsere Arbeit aber nicht von der Politik abhängig machen. Deshalb preschen wir einfach weiterhin optimistisch und mit Leidenschaft nach vorne.

Wie sehen die Perspektiven des Klubs in der Zukunft aus?


Wir wollen den ganzen Prozess intensivieren und so richtig Gas geben. Wir möchten das Team vergrössern und suchen Mitarbeiter für den Gastro-Bereich, die Produktion, Organisation, Koordination und die Technik: Leute, die offen sind für Kultur und Musik und die gerne Verantwortung übernehmen.

Kommen Veränderungen im musikalischen Programm auf den Mauz zu?


Wir arbeiten momentan an einem coolen Format für eine neue Jazz-Reihe. Sobald es wieder möglich wird, wollen wir vermehrt internationale Acts nach Einsiedeln holen. Weiter wollen wir mit unserem Programm möglichst breit bleiben, ohne den roten Faden unserer Vision zu verlieren. Wir sind offen für Neues, und bleiben am Ball.

Welcher Höhepunkt erwartet das Publikum in diesem Jahr?


Eines meiner persönlichen Highlights wird sicher der Auftritt von Fai Baba und seiner Band: Sie spielen zwischen amerikanischer Musik und Schweizer Mundart eine einzigartige Melange, die klanglich wie lyrisch ein neues Genre kreiert: Swiss-Neo-Folk.

Am 12. März spielt Evelinn Trouble mit ihrer neuen Band am Geburtstagsfest vom Mauz, nachdem sie bereits im Sommer solo im Klub aufgetreten ist: Hat sich die Musikerin in den Katerkauz verliebt?


Es ist eher umgekehrt: Der Mauz hat sich in Evelinn Trouble verliebt (lacht). Wunderbar, dass diese stilbildende Musikerin wieder nach Einsiedeln kommt. Eigentlich war ihr Auftritt diesen Samstag geplant. Aber aufgrund zweier Corona-Fälle in der Band verschiebt sich jetzt das Konzert um eine Woche und geht definitiv am 12. März über die Bühne: Das wird ein freudiges Geburtstagsfest!

Hinweis:
Evelinn Trouble tritt mit neuer Band am 12. März, um 20.30 Uhr, im Mauz in Einsiedeln auf. Der Vorverkauf läuft über showticket.ch (23 Franken). An der Abendkasse kostet ein Ticket 27 Franken.

Einsiedler Anzeiger / Magnus Leibundgut

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

04.03.2022

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