«Wir waren bereit – doch der Weltuntergang fand nicht statt»: Mit dem hoffnungsvoll grünen U-Boot auch für schlechtere Zeiten gerüstet. Bild Franz Kälin
«Wir waren bereit – doch der Weltuntergang fand nicht statt»: Mit dem hoffnungsvoll grünen U-Boot auch für schlechtere Zeiten gerüstet. Bild Franz Kälin

Brauchtum / Feste

Der grosse Einsiedler Fasnachtsumzug am Güdelmontag

Draufgängerisch, prächtig, gruselig – am Güdelmontag stand beim Wagenumzug alles im Zeichen einer bunten Fasnacht und sorgte bei den vielen Zuschauern für Aufsehen und für manchen Lacher.

Das Publikum säumte zahlreich die Strassenränder und freute sich, trotz der Kälte, trockenen Fusses, Gott sei Dank, sichtlich am Umzug. Die Zuschauer waren dankbar, dass der Umzug so gut organisiert war.

Städtische Dimension



Er begann auch ganz pünktlich und kam zügig voran. Die Gruppen zogen strammen Schrittes vorbei, nervig-lange Pausen gab es nicht. Mit 60 Nummern hat der Fasnachtsumzug schon beinahe städtische Dimensionen, aber auch etwas von städtischer Anonymität angenommen. Die Umzugssujets waren grösstenteils kreativ gestaltet und prächtig anzuschauen. Aber etlichen fehlte es an «Salz und Pfeffer», am gewissen Etwas, das von Klatsch, Tratsch und kleinbürgerlichter Intimität lebt. Vielleicht ist es auch gut so! Was das Publikum indes während gut zweier Stunden zu sehen und zu hören bekam, war Augenweide und Ohrenschmaus zugleich – das Intrigieren, die pfiffigen Stimmungsmacher und die träfen Sprüche waren doch wieder eher Mangelware. Natürlich sorgten einige Hudi mit derben Spässen für Leben und Publikumsnähe entlang der Umzugsroute. Freude hatten vor allem die Kinder – und jene, die zu solchen wurden –, als die Süssigkeiten vom Himmel fielen und der Konfettiregen niederging. Den Erwachsenen bescherte Letzterer vor allem tiefe Einblicke in vormenschliche Prägungen: Kaum wirbelten nämlich die Papierschnipsel umher, begannen die Pärchen sich diese vom Kopf zu lausen.

Viel Fantasie

In die Klatschmühle gerieten nur gerade die einsiedlerische Steuerpolitik und der Parkplatz im Rabennest, der sich wohl besser für einen Aldi eignen würde. Daneben gab es noch etwas Lokalkolorit für die Einheimischen. Einige Gruppen nahmen sich allgemeiner Themen wie des herbeigesagten, aber glücklicherweise nicht eingetretenen Weltunterganges an. Wirklich Brisantes, ja Ironisches vermieden die Fasnächtler in diesem Jahr und für einmal wurden politische und andere Lokalthemen nicht durch den Kakao gezogen. So fehlte es dem ansonsten recht vielseitigen Umzug definitiv an Lokalkolorit. Dafür gibts einen kleinen Punkteabzug. E nen Grossteil des Umzugs bestritten einheimische Gruppen oder Vereine. Das zeigt, dass die Einsiedler Fasnacht noch hausgemacht ist und allein schon deshalb Zukunft hat. Dafür gibts einen grossen Pluspunkt. Da wurde es manchem Zuschauer warm ums Herz und auch um die Beine. Die Hudi 17 und die Guggenmusik Menzikus waren trotz Minusgraden, ganz treu dem Motto «Schottland», in Schottenröcken unterwegs, die meisten gar ohne Strumpfhosen. Damit die Zuschauer nicht frieren mussten, gab es ab vielen Wagen direkt Kaffee fertig. Wer gedacht hat, dass die Einsiedler Fasnacht nichts mit deutschem Schlager, sondern nur mit Pop zu tun hat, wurde von einer Gruppe um Roberto Blanco eines Besseren belehrt. Besonders farbenprächtig und originell setzte sich der fasnächtliche Nachwuchs als Gnomen, Hexen, Vampire, Drachen oder Clowns in Szene. Und einmal so richtig hässlich sein, das gehört halt einfach zur Fasnacht, obschon hier die Meinungen natürlich auseinander gehen. «Grüüsig», sagen die einen, «toll», meinen die anderen. Eigentlich auch egal: Hauptsache, die Hudi haben Spass daran. Spass machten auch die vielen gelungenen Sujetwagen, die in unzähligen Freizeitstunden zusammengebastelt wurden. Schön am Umzug waren die inoffiziellen Nummern, die sich zwischen die offiziellen schmuggelten. Aber auch sonst noch gab es traditionell, gruselige, anarchisch verspielte und fröhliche Sujets zu sehen.

Gugger in Form

Was wäre ein Fasnachtsumzug ohne Guggenmusigen? Gastmusigen und einheimische Formationen sorgten für harmonische, disharmonische und mehr oder weniger rhythmische Begleitung. Sie schränzten und trommelten, was das Zeug hielt und präsentierten sich in kakaphonischer Hochform. Die Kleider der Töndlitätscher Meierskappel verrieten so etwas wie «Haute Couture», und die Grinden waren die reinsten Kunstwerke. Freunde von schrägen, lauten Klängen und schönen Kleidern kamen jedenfalls voll auf ihre Rechnung. Abgerundet wurden ihre Kläng

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

15.02.2013

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