Nach dem Abriss der «Schandsäule in der Wäni» ist die im Galgenchappeli am Pilgerweg vom Etzel nach Einsiedeln, gelegen bei der Abzweigung nach Hinterhorben, installierte Tafel einziges sichtbares Zeichen des «Einsiedler Handels». Bild Franz Kälin
Nach dem Abriss der «Schandsäule in der Wäni» ist die im Galgenchappeli am Pilgerweg vom Etzel nach Einsiedeln, gelegen bei der Abzweigung nach Hinterhorben, installierte Tafel einziges sichtbares Zeichen des «Einsiedler Handels». Bild Franz Kälin
 Als gebürtiger Amgwerd aus Sattel selbst ein Nachfahre eines der sechs Geköpften: Autor Walter Amgwerd mit seinem Buch. Bild Victor Kälin
Als gebürtiger Amgwerd aus Sattel selbst ein Nachfahre eines der sechs Geköpften: Autor Walter Amgwerd mit seinem Buch. Bild Victor Kälin

Brauchtum / Feste

«Die sechs Bauernopfer»

Walter Amgwerd ist direkter Nachkomme von Josef Karl Amgwerd  einem der sechs Geköpften im sogenannten Einsiedler Handel. Neun Jahre lang begab er sich als dessen Nachfahre auf Spurensuche. Daraus entstand ein monumentales Tagebuch.

Es ist wohl der zeitlichen Distanz zuzuschreiben, dass der Einsiedler Handel 1764 bis 1767 seinen Platz im allgemeinen Bewusstsein verloren hat. Ganz aus der Erinnerung ist dieser zwischen den Waldleuten, dem Stift Einsiedeln und dem Land Schwyz ausgetragene Streit indes nicht.

Unabhängigkeitskämpfer

Im Galgenchappeli am Pilgerweg vom Etzel nach Einsiedeln, gelegen bei der Abzweigung nach Hinterhorben, hängen zwei Anfang des 20. Jahrhunderts installierte Tafeln, wovon die eine an die «drei Kälin» erinnert, welche im Dezember 1766 «auf der Waidhuob zu Schwyz für die Unabhängigkeit der Waldleute unter dem Schwerte des Henkers starben und deren Köpfe hier aufgenagelt wurden». Genau genommen wurden nur die Köpfe von Joseph Rupert Kälin und Johann Nikodem Kälin zur Abschreckung aufgesteckt, nicht aber jener von Niklaus Benedikt Kälin («Lochbauer»).

Oder einfach Aufständische?

Dass die Gemüter selbst gut 150 Jahre nach den Enthauptungen sich noch immer erhitzen konnten, zeigt der Brief, den der Einsiedler Benediktiner Pater Norbert Flüeler im November 1933 an den Bezirksrat schrieb. In diesem nahm er Bezug auf die beiden Tafeln im Galgenchappeli: «In der zweiten Inschrift ist zu beanstanden der Ausdruck, dass die drei Kälin für die Unabhängigkeit der Waldstatt oder der Waldleute den Tod durch Henkershand erlitten. Das ist eine Behauptung, die historisch durchaus unhaltbar und unwahr, irreführend und zugleich beleidigend ist, eine schwere Verleumdung der damaligen Obrigkeiten, des Fürstabtes einerseits und des hohen Standes Schwyz andererseits. Damals erhoben sich gewisse Einsiedler, besonders Trachslauer in bedrohlicher Weise gegen das Gotteshaus und seine verbrieften Rechssamen, so dass der Fürstabt Nikolaus Imfeld den hohen Stand Schwyz, als Schirmherrn des Gotteshauses, anrufen musste. Diese drei Kälin und andere waren Aufständische, Revolutionäre gegen die rechtmässige Obrigkeit, die, als Schwyz ein schritt, sich sogar mit der Waffe in der Hand gegen die Amtsleute der Schwyzer zur Wehre setzten. Dieser sogenannte ‹Einsiedler Handel› ist in historisch einwandfreier Weise beschrieben in: ‹Der Geschichtsfreund› Mitteilungen des historischen Vereins der fünf Orte, Band 22, pag. 162 ff.»  Sei es drum: Die Tafeln hängen noch heute, und Anstoss daran nimmt keiner mehr.

Den Todgeweihten eine Stimme

Im Kontext dieser beiden unterschiedlichen Darstellungen oder Deutungen ist die Arbeit von Walter Amgwerd (Olten) zu betrachten. Er will die «sechs Geköpften zur Sprache kommen lassen», wie er sich selbst ausdrückt. Das Interesse des heute 76-jährigen Theologen, Seelsorgers und Priesters am «Einsiedler Handel» wurde spätestens dann geweckt, als seine Recherchen ergaben, ein direkter Nachkomme eines der sechs Opfer zu sein: Der gebürtige Amgwerd aus Sattel ist ein Enkel in fünfter Generation des 1767 hingerichteten Josef Karl Amgwerd. Damit liess ihn die Geschichte nicht mehr los. Neun Jahre lang recherchierte er bekannte und weniger bekannte Dokumente. Er, der in Olten wohnt, verlegte seinen Wohnsitz für ein Jahr nach Brunnen, um näher am Staatsarchiv Schwyz zu sein. Und das Glück war ihm hold: Aufgrund der Erneuerung des Klosterarchivs war dieses genau zu dieser Zeit temporär in Schwyz ausgelagert. Eine der unzähligen verwendeten Quellen verdient eine besondere Erwähnung: Es ist das (Amts-)Tagebuch von Pater Michael Schlageter, der in der Zeit des «Einsiedler Handels» Dekan des Klosters war. Dessen Werk inspirierte Amgwerd, seine historische Arbeit ebenfalls im Tagebuch-Stil abzufassen und dabei Schlageters einmaliges Diarium ausführlich zu zitieren. «Eine Quelle», so Amgwerd, «die bisher wissenschaftlich noch nicht verwertet worden ist.»

Je drei aus Trachslau und Sattel

Wer waren nun jene sechs Männer, die in der Waidhuob ob Schwyz enthauptet wurden? Es waren dies drei Kälin aus Trachslau und drei Sattler: Joseph Rupert Kälin († 15. Dezember 1766), Johann Nikodem Kälin († 15. Dezember 1766) und Niklaus Benedikt Kälin († 16. Dezembe

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

23.09.2016

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