Ein gelungenes Sujet war auch der Bau des neuen NEAT-Gotthardtunnels. Bild Franz Kälin
Ein gelungenes Sujet war auch der Bau des neuen NEAT-Gotthardtunnels. Bild Franz Kälin

Brauchtum / Feste

Diese Fasnacht ist noch hausgemacht

54 Nummern machten aus dem Einsiedler Umzug ein Spektakel für Aug und Ohr. Neben nationalem gabs auch einigen Lokaltratsch. Dabei bekam auch der Bezirksrat sein Fett weg. In ungeduldiger Vorfreude hüpfte eine Gruppe von flauschigen Hasen und Drachen am Strassenrand auf und ab. Auf der anderen Strassenseite hämmerte ein kleiner Junge unablässig auf seine Pauke ein. Und dann gings los: Punkt zwei Uhr startete der Umzug bei fast frühlingshaften Temperaturen, bei denen so manche dicke Fasnachtsjacke noch aufgeknöpft wurde.

Und die Zuschauer mussten in den nächsten rund eineinhalb Stunden wahrlich vor so manchem «gfürchigen» Wesen beschützt werden. Die Hexen waren da noch vergleichsweise harmlos. Ausserirdische, Untiere, Vampire und Drachen schnaubten rauchend durch Einsiedelns Strassen. Und traditionellerweise erschreckte die Urgestalt Teufel nicht nur den bald endenden Winter, sondern auch die Kinder am Strassenrand. Aber sonst erschienen die Narren auf den ersten Blick noch freundlich: Doch wer etwa die «Figuren» aus dem Mittelalter bei ihren mystischen Tänzen beobachtete, sah den leicht diabolischen Zug in ihren Grinden. Natürlich durften auch die Märchenwesen bei den Kleinen nicht fehlen: Neben Zwergen und Hexlein gab es noch viel mehr zu sehen. Und es raunte immer wieder durchs Publikum: «Lueg ä mal das a! Unglaublich!» Das Bob Sliding Team (Hudi 17), die Troja (Rümli Trachslau), MS Maisgold (Dreamteam Einsiedeln) oder Gottardo 2016 (FG Humoria) haben Wagen und Sujets, die sich buchstäblich durch die Strasse schoben, mit viel Liebe zum Detail gebaut und gezimmert.

Viele inoffizielle Nummern

Schön am Umzug waren auch die vielen inoffiziellen Nummern, die sich zwischen die offiziellen schmuggelten und für Heiterkeit sorgten. So fehlte wiederum Maradona nicht, der für seine Ballkünste immer wieder Szenenapplaus erhielt. Wild «tschätternde» Guggenmusigen präsentierten sich vom Start bis zum Schluss in bester Spiellaune. Ob die Rabäschränzer, Biberchrouser oder Vilercella: Freunde von schrägen, lauten Klängen und schönen Kleidern kamen bei ihnen voll auf ihre Rechnung. Und: Alle Guggen hielten ihr Niveau bis am Ende der Umzugsroute. Neben ihnen sorgten auch die einheimischen Trichler für den fasnächtlichen Touch. Eine Trichlergruppe weckte unter dem Motto «I d'Hosä für Einsiedlä» die Vorfreude auf das Innerschweizerische Schwingfest am 3. Juli in Einsiedeln. Es kam auch auswärtiger Besuch an den Umzug: Das Fasnachtskomitee Bassersdorf begeisterte mit einem tollen Sujet. Die Wagen mit Ausschank waren natürlich besonders gefragt. Ein Kafi avec, ein Becher Bier, ein Gläschen Mehrprozentiger oder Pizza. Beim Essen und Trinken kamen die Besucher auf ihre Kosten. Mit der Umzugsnummer 54 wurde der Pagat gebracht. Bald wird es ihm heiss und die «Uslumpete» der Fasnacht beginnt. Und je länger der Umzug dauerte, desto dreckiger wurden Einsiedelns Strassen. Wo es fasnächtelt, fallen halt auch mal Becher auf den Boden. Doch wird in Einsiedeln deswegen noch kein Depotsystem eingeführt. Erstmals konnte der Abfall und Dreck zum Schluss in den Güselwagen geworfen werden, womit auch sauberkeitsverliebte «Fasnächtler» zufrieden sein dürften.

Auf die Schippe genommen

Der Fasnachtskropf dürfte in Einsiedeln wieder für ein Jahr geleert sein: Die Fasnächtler haben näm lich aufgeräumt. Was im und ums Dorf in den letzten Monaten zu reden gab, wurde für den Fasnachtsumzug zu einem bekömmlichen Umzugsmenü aufbereitet und unter die Leute gebracht. Unter dem Motto «Dr Einsiedlerhof isch für alli da» bekam der Bezirksrat von der Trichlergruppe Einheit sein Fett weg. Das geplante Hotel auf dem Einsiedlerhof-Areal war ein willkommener Fasnachtsstoff, der so richtig gewürzt wurde. Da wurde mit Sticheleien gegen Einsiedelns «Classe politique» nicht gegeizt. «Am beschte, mir lönds erscht emol sou, wies isch», passte wohl am ehesten zu diesem Thema. Ein Wunder, dass die Politiker sonst unbehelligt davongekommen sind. Wem die dörflichen Sujets nicht genügten, der konnte sich an eidgenössischen oder weltweiten gütlich tun. Promis wie «Fifa-Blatter-Sepp» wurden gehörig aufs Korn genommen. Auf der Skala befand sich auch der unrühmliche VW-Abgas-Skandal. Da nützten auch die dicksten Schläuche nichts, um die Abgase einzufangen. In der Tat, es gab viel zu schmunzeln und zu lachen beim Einsiedler Fasnachtskorso. Die in unzähligen Stunden gefertigten Sujets verliehen dem Umzug erst das Tüpfchen auf dem i.

Viele Einheimische

Erfreulich auch, dass viele einheimische Gruppen mit zahlr

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

12.02.2016

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