Susan Eberhard präsentiert den Fotoband über das Einsiedler Jugendfest aus dem Jahr 1900. Bilder Fredy Stäheli
Susan Eberhard präsentiert den Fotoband über das Einsiedler Jugendfest aus dem Jahr 1900. Bilder Fredy Stäheli
Im Archiv des Bezirks Einsiedeln schlummern einige Schätze, welche in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind – so zum Beispiel als ältestes Dokument diese Urkunde aus dem Jahre 1301.
Im Archiv des Bezirks Einsiedeln schlummern einige Schätze, welche in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind – so zum Beispiel als ältestes Dokument diese Urkunde aus dem Jahre 1301.

Brauchtum / Feste

Im Schutzraum schlummern Schätze

Die Historikerin Susan Eberhard hat ein digitales Verzeichnis der Bezirksarchivs erstellt. Das Archiv des Bezirkes Einsiedeln reicht bis ins Mittelalter zurück. Neben Protokollbüchern und Akten birgt es historische Kostbarkeiten.

Im Kulturgüterschutzraum unter dem Alters- und Pflegeheim Langrüti befindet sich das Archiv des Bezirkes Einsiedeln. Im Archiv werden primär die Akten aus der Verwaltungstätigkeit des Bezirkes aufbewahrt. Doch auch Dokumente aus der Zeit vor 1804, als Einsiedeln Bezirk des Kantons Schwyz wurde, sind im Bezirksarchiv gelagert. Die Historikerin Susan Eberhard hat ein digitales Verzeichnis des gesamten Materials gemacht, die Dokumente teilweise vertiefter erschlossen und die in Kartonschachteln gelagerten Akten gesichtet und beurteilt.

Rund 200 Bücher

2000 Bücher und Brouillons zählt das Archiv. Hinzu kommen zahlreiche Schachteln mit Akten. Allein bis ins Jahr 1969 sind es 23 Laufmeter Akten. Hier gelagert wird auch der Bestand des Bezirksgerichts, über den aber das Gericht die Hoheit hat. Bei der Sichtung und Verzeichnung des älteren Bestandes konnte sich Susan Eberhard auf zwei Verzeichnisse von Martin Ochsner stützen. Eines wurde 1907 angefertigt, das überarbeitete und ergänzte stammt aus dem Jahr 1933.

Im1974 geordnet

Im Jahr 1974 wurden die Bestände des Bezirksarchivs neu geordnet, mit Signaturen versehen und auf Karteikarten erfasst. Die Unterlagen wurden einerseits inhaltlich nach Gruppen und andererseits nach physischen Gesichtspunkten in Bücher, Urkunden und Akten sowie Pläne aufgeteilt.

Politik dokumentiert

Im Archiv findet man sämtliche überlieferten Gemeindeversammlungs- und Ratsprotokolle. Akten und Urkunden von Anbeginn bis 1969. Darunter die Finanzakten und die Akten des Fürsorge- und Vormundschaftswesens, aber auch der Depotbestand der Einsiedler Genossamen, die Schülerverzeichnisse samt Zeugnisnoten der Schüler sind hier gelagert. Der neuere Aktenbestand wird momentan bearbeitet und danach ebenfalls in das Bezirksarchiv in der Langrüti gebracht.

Protokolle von 1557

Der älteste Protokollband des Einsiedler Gemeinwesens stammt aus der Zeit zwischen 1557 und 1565. Eine Besonderheit innerhalb dieser frühen Protokolle ist, dass sie auf die leeren Seiten des Rechenbuches eines Kaufmanns geschrieben wurden. Dank dem sind wertvolle Informationen über das Wirtschaften des Einsiedlers Joachim Weidmann in den Jahren 1538 bis 1546 erhalten geblieben. Lückenlos erhalten sind die Protokolle ab 1732. Sie bieten eine Fülle von auch unterhaltsamen Informationen. Man erfährt, dass sich der Rat im Juli 1832 mit einer grossen Mäuseplage auf den Feldern beschäftigen musste. Der Rat befand, es sollen «gegen billigen Lohn alle disponiblen Mauser gedungen werden». Die Kosten hatten die Landbesitzer zu tragen. Verkehrsprobleme beschäftigten den Rat schon vor rund 90 Jahren. So wird 1928 festgehalten, dass die Zunahme des Automobilverkehrs eine Verbesserung der Strassenverhältnisse an der unteren Schmiedenstrasse nötig mache.

Von 1301 das älteste Dokument

Die älteste erhaltene Urkunde stammt aus dem Jahr 1301. In der Urkunde verleiht Abt Johannes von Schwanden den Brüdern Rudolf Heinrich, Uli und Heinrich (Söhne von Heinrich in der Au) die Schweig «Oberen grossa» für einen Jahreszins von 3,5 Pfund Pfennig Zürcher Münze.

Historische Fundgrube

Historisch wertvoll sind auch die Geburtsregister und andere Verzeichnisse der Einsiedler Bevölkerung. Eine bedeutende Quelle für die Familienforschung ist ein dreibändiges Stammbuch, das um 1830 angelegt wurde und die Einsiedler Geschlechter alphabetisch verzeichnet. Diese werden in wenigen Einzelfällen sogar bis ins Jahr 1619 zurückverfolgt.

Heimatlose aufgelistet

Ein spannendes Geschichtsdokument ist das Vagabundenbuch von 1859. Es verzeichnet die im Bezirk Einsiedeln per Verordnung des Kantons aus dem Jahr 1851 eingebürgerten Heimatlosen. Diese hatten bis anhin keine Bürgerrechte. Sie wurden Neubürger oder eben Vagabunden genannt. Sie würden sich in der Lebensweise so auffallend von der übrigen Bevölkerung unterscheiden, dass man wirklich Grund habe, ein besonderes Stammbuch für dieselben einzurichten und fortzuführen, heisst es in der Einleitung des Vagabundenbuchs. Die Vagabunden

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

27.03.2015

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www.schwyzkultur.ch/KLwu6c