Ulrike Ganz und Heinz Nauer im Archiv der Stiftung Kulturerbe Einsiedeln. Im Hintergrund ein Teil des Benziger-Archivs. Bild Patrizia Pfister
Ulrike Ganz und Heinz Nauer im Archiv der Stiftung Kulturerbe Einsiedeln. Im Hintergrund ein Teil des Benziger-Archivs. Bild Patrizia Pfister

Brauchtum / Feste

Spaziergang durch 200 Jahre Verlagsgeschichte

Momentan steht die Ausstellungsfläche im Museum Fram an der Eisenbahnstrasse leer. Im Verlaufe des Winters soll die Dauerausstellung vergrössert werden, dazu laufen die Vorbereitungen für die nächste Wechselausstellung 2017: «Benziger Einsiedeln - ein Weltverlag im Klosterdorf».

Wenn es den Einsiedler Benziger Verlag noch gäbe, könnte er 2017 sein 225-jähriges Bestehen feiern. Dieses Jubiläum nahm die Stiftung Kulturerbe Einsiedeln als Grund für die bevorstehende Ausstellung zum «Weltverlag im Klosterdorf». Der Startschuss fiel bereits im letzten Sommer, momentan läuft die Konzeptionierung der Ausstellung parallel zur Sponsorensuche.

Die Materie

Der Benziger Verlag, den es seit Mitte der 1990er-Jahre nicht mehr gibt, hatte eine Ausstrahlung weit über Einsiedeln und die Schweiz hinaus. Er produzierte und exportierte Heiligenbilder und Gebetbücher in riesigen Auflagen, er gab bedeutende Zeitschriften heraus und machte sich mit theologischer und belletristischer Literatur einen Namen. Im 19. Jahrhundert beschäftigte das Unternehmen Benziger in Einsiedeln und Umgebung bis zu 1000 Mitarbeiter, die Familie tat sich als Mäzen hervor und schob im Dorf wichtige Projekte an.

Material aus eigener Sammlung

Als Kuratoren der sechsten Fram-Ausstellung wirken Dr. Ulrike Ganz und Heinz Nauer, die sich mit dem Benziger Verlag bestens auskennen. Der 32-jährige Heinz Nauer ist in Egg aufgewachsen und studierte an der Universität Luzern Kulturwissenschaften und Geschichte. Er ist mittlerweile Stiftungsrat bei Kulturerbe Einsiedeln und hat seine Dissertation über den Benziger Verlag verfasst und vor wenigen Monaten eingereicht. Dr. Ulrike Ganz wohnt in Zürich und ist seit letztem März im 40-Prozent-Pensum als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt. Die Recherchen für die bevorstehende Ausstellung sind weitgehend abgeschlossen. «Jetzt geht es darum, welche Objekte konkret gezeigt werden sollen», erklärt Ulrike Ganz. Der grösste Teil stammt aus dem eigenen Sammlungsbestand: Bücher und Bilder, Briefe, Gemälde und Fotografien aus 200 Jahren Verlagsgeschichte, Devotionalien, religiöse Statuen und Textilien aus der Einsiedler Wallfahrtsindustrie. Diese Exponate werden ergänzt mit diversen Leihgaben aus Einsiedler und anderen Sammlungen sowie Objekten aus Privatsammlungen von Nachkommen der Familie Benziger.

Spuren heute und Chronologie

Die Eröffnung der neuen Ausstellung ist für Mitte Oktober 2017 geplant. Bereits jetzt haben sich Ulrike Ganz und Heinz Nauer diverse Stationen im Raum überlegt. «Die Ausstellung ist vom Aufbau her von meiner Dissertation inspiriert. Sie folgt einem groben chronologischen Ablauf, setzt aber verschiedene thematische Schwerpunkte», erklärt Die Firma Benziger gründete ab 1853 Filialen in New York, Cincinnati und Chicago in den USA. Sie importierten Gebetbücher, religiöse Bilder und Statuen aus Europa, produzierten aber auch Devotionalien und Kirchenornamente in eigenen Ateliers und Fabriken in Cincinnati und Brooklyn. Als Einstieg stellt man sich eine «Spurensuche» mit Erinnerungen und Anekdoten von Zeitgenossen vor. Heute gibt es in Einsiedeln nur noch wenige Spuren des Verlages, beispielsweise die Benzigerstrasse oder die Buchhandlung Benziger. Vor 100 Jahren sah das noch ganz anders aus: «Die Geschäftshäuser von Benziger befanden sich an bester Lage am Klosterplatz, die Fabrikationsgebäude mitten im Dorf. Auch der nördliche Dorfteil in Richtung Panorama war zu einem grossen Teil in den Händen von Benziger.»

Benziger Avenue in USA

In einem nächsten Ausstellungsteil widmet sich die Ausstellung den Anfängen mit der Unternehmensgründung 1792 durch Johann Baptist Carl Benziger, den Beziehungen zum Kloster und Benziger als Teil der Wallfahrtsindustrie. Ab den 1830er-Jahren expandierte Benziger in die USA und gründete diverse Filialen. Auch in Übersee waren mit der Zeit mehrere 100 Mitarbeiter für den Verlag tätig, auch heute sind davon noch einzelne Spuren vorhanden. Beispielsweise auf Staten Island bei New York gibt es die Benziger Avenue. Auch die alte Fabrik für Kirchenornamente in Brooklyn steht noch. Im Rahmen seiner Dissertation stellte Heinz Nauer Nachforschungen in den USA an und besuchte einige Nachfahren. In Cincinnati gibt es heute noch einen katholischen Schulbuchverlag mit dem

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

16.12.2016

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