Fasnachtszeit ist Geisslechlepferzeit – Alois Kälin bringt allen Interessierten die Kunst des Chlepfens bei. Bild Lukas Schumacher
Fasnachtszeit ist Geisslechlepferzeit – Alois Kälin bringt allen Interessierten die Kunst des Chlepfens bei. Bild Lukas Schumacher

Brauchtum / Feste

«Von den Zehenspitzen bis zum Zwick»

Alois (Gyritz) Kälin aus Einsiedeln ist Geisslechlepfer aus  Leidenschaft. Diese teilt er gerne auch mit Jüngeren, denen er die faszinierende Tradition in Kursen beibringt.

Lukas Schumacher: An der Fasnacht lassen es die Geisslechlepfer knallen. Was verbindet Sie mit dieser Tradition?

Alois Kälin: Das ist vor allem die Einsiedler Fasnacht. Neben dem Chlepfen an der Fasnacht verbindet mich aber auch die Teilnahme am Priis-Chlepfä in Schwyz mit dem Geisslechlepfen. Es geht mir dabei jedoch nicht ums Gewinnen, sondern ums Dabeisein.

Wie sind Sie dazu gekommen?

Als Jugendlicher besuchte ich die Einsiedler Fasnacht und war von den Geisslechlepfern fasziniert. Ich baute mir daraufhin zu Hause eine eigene Geissel. Zu einem späteren Zeitpunkt erhielt ich von einem Freund eine bessere, mit der ich dann mit 18 Jahren loslegen konnte.

Jeder der möchte, darf bei Ihnen kostenlos das Chlepfen erlernen. Warum machen Sie das?

Vor etwa 25 Jahren hatte ich schon einmal Kurse gegeben, hörte jedoch aus Zeitgründen wieder auf. Vor zirka 15 Jahren sah ich an einem Fasnachtsumzug in der Region Chlepfer, deren Technik «himmeltruurig» ausgesehen hatte. Daraufhin beschloss ich, wieder Kurse zu geben, um die Qualität zu steigern.

Was gefällt Ihnen am Geisslechlepfen?

Es ist faszinierend, wie man mit einer Schlinge und einem Stock einen Überschallknall hinbekommt. Der Knall entsteht nämlich, weil der sogenannte Zwick am Ende der Geissel eine Geschwindigkeit von über 343 Metern pro Sekunde erreicht und sich somit schneller als der Schall durch die Luft bewegt.

Wie schwierig ist es, das Chlepfen zu erlernen?

Damit die Technik beim Chlepfen sauber aussieht, braucht man etwa zwei Jahre Übung. Eine Geissel zum Knallen zu bringen, indem man einfach mal schränzt, geht natürlich schnell.

Welche verschiedenen Techniken gibt es?

Beim Aussenstreich schwingt man die Geissel vor sich, dies braucht viel Platz. Beim Chrüzlistreich schwingt man die Geissel abwechslungsweise mit der rechten und linken Hand über dem Kopf hin und her. Beim Chlepfen ist es von den Zehenspitzen bis zum Zwick ein Element, das schwingt.

Wenn die Chlepfer beim Umzug ihre Geissel schwingen, weichen die Zuschauer schnell ein paar Schritte zurück. Ist deren Angst berechtigt?

Wer bei einem Umzug chlepft, muss auf zehn Zentimeter genau einschätzen können, wo seine Geissel beim Knall endet. Es ist gut, wenn die Leute beim Umzug aus Respekt vor den Chlepfern zur Seite weichen. So haben diese genügend Platz, einen schönen Aussenstreich zu präsentieren. Wenn es zu eng wird, wechseln sie zum Chrüzlistreich oder hören ganz auf. Da kann nichts passieren.

Und wie gefährlich ist das Chlepfen für die ausführende Person?

Es ist nicht gefährlich. Nur bei den ersten Versuchen kann es vorkommen, dass man sich die Geissel um den Kopf schlägt. Mit etwas mehr Erfahrung passiert das nicht mehr.

Kann sich jeder eine Geissel kaufen und bei Ihnen in den Kurs kommen?

Ja, wenn man genug Kraft hat, um eine Geissel zu halten, darf gerne jeder zu mir kommen und es ausprobieren. Wer weiter machen möchte, muss sich einfach eine Geissel kaufen und kann einmal pro Woche meinen Kurs besuchen. Zurzeit sind pro Kurs etwa zehn bis zwölf Personen anwesend. Wir üben im Gross in der alten Reithalle Grossbachstrasse.

Einsiedler Anzeiger (Lukas Schumacher)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

24.02.2017

Webcode

www.schwyzkultur.ch/mw9CUP