Viktor Weibel darf schweizweit als einer der profundesten Orts- und Flurnamenkenner bezeichnet werden. Foto: Werner Bösch
Viktor Weibel darf schweizweit als einer der profundesten Orts- und Flurnamenkenner bezeichnet werden. Foto: Werner Bösch

Brauchtum / Feste

Von Guggus bis Luegeten

Der Verein Biblioversicum lud seine Mitglieder auf eine Fahrt mit Ross und Wagen ein. An verschiedenen Orten gabs einen Halt, wo Namenforscher Viktor Weibel Interessantes zu den gängigsten Einsiedler Flurnamen aufzeigte. Da wurde viel Licht ins Dunkel gebracht.

Biblioversicum-Präsident Kuno Blum begrüsste am letzten Samstagnachmittag im Furren  was ursprünglich Furche, Kante bedeutet  15 Mitglieder und stellte Viktor Weibel, seines Zeichens Germanist und Ortsnamenexperte, vor. Der profunde Kenner zeigte auf, dass bereits im 19. Jahrhundert erste Deutungsversuche von Orts- und Flurnamen stattfanden. Mehr und mehr druckte man Namenbücher. Der 72-jährige Schwyzer ist Autor des 2012 erschienenen Buches «Vom Dräckloch i Himel», welches als Volkausgabe auf riesigen Anklang stiess. Man findet darin eine Unzahl von kantonalen Orts- und Flurnamen mit entsprechender Erklärung, was Herkunft und Bedeutung betrifft. Diese sind anders als Sachwörter verankert und durch den täglichen Gebrauch bleiben sie aktuell. Wie Bräuche gehört auch der Namenschatz einer Region zum Kulturgut. Gemächlich zu den Flurnamen Nach der kurzen Einführung bestieg man den von Peter Ziegler pilotierten Pferdewagen und fuhr Richtung Guggus. Diesen Namen gibt es seit rund 1870; er heisst so viel wie «schau hinaus!» Das Chüelmattli ist auch nicht weit weg: Mit «kühl» hat das gerade gar nichts zu tun, sondern will «Külle», eine längliche Vertiefung, heissen. Schliesslich erwähnte Viktor Weibel Gimmermeh, von denen es im Kanton gerade mal fünf zu geben scheint. Es ist ein Gebiet, das weniger hält, als es verspricht. Bleibt das Birchli, was eine kleine Birke bedeutet.

Oft auch Spekulationen

Oft war vom Referenten zu hören, dass bei der Deutung von Flurnamen natürlich auch immer Spekulationen im Spiel sind.Weiter gings zu den Schanzen. Die Platte ist eine Fläche, der Kobiboden dürfte auf einen «Jakob» zurückgehen. Die Endung -berg bezieht sich auf ein höher gelegenes Landwirtschaftsgebiet, so in Schnabelsberg sowie Bolzberg, wo mit man schon beim Posten im Gebiet der Rietstrasse war. Bei Bolzberg stellte Weibel ein Fragezeichen hinter die Bedeutung «Bolz». Könnte es ein Familienname gewesen sein? Klarer hingegen der Scheidweg: Da ist immer eine Grenze im Spiel. Heidenbühl: Büel heisst so viel wie Hügel, Heiden geht auf die Heidekräuter zurück. Wussten Sie, wie der Namenforscher Katzenstrick deutet? Als einen ansteigenden Weg, wo man die Behändigkeit einer Katze braucht.

Fantasienamen

Den letzten Halt gabs im Gebiet Feilenstaub. Das könnte  so Weibel  ein Fantasiename sein. Giritz dann wieder eine klare Sache, das ist ein Ort, wo der Kibitz vorkommt, heute wohl kaum mehr. Den Grossmorgen deutete Weibel als eine gegen Osten (Morgen) gerichtete Wiese und die Grotzenmühle hat nicht mit einer «Krüppeltanne» (Grotzli), sondern mit Grütze als Getreide zu tun. Und zu einem der letzten Flurnamen, der Luegeten, sagte der versierte Fachmann: «Die Luegeten ist immer ein Punkt, wo man gut ins Gelände sieht.» Von der Luegeten war es dann noch ein Katzensprung ins Restaurant Klostergarten, wo die ganze Gruppe die interessante Flurnamen-Exkursion bei Speis und Trank gemütlich ausklingen liess. Man war sich einig: Da hatte der Biblioversicum-Vorstand eine ganz tolle Aktivität ausgeheckt. Viktor Weibel darf schweizweit als einer der profundesten Orts- und Flurnamenkenner bezeichnet werden. Foto: Werner Bösch

Einsiedler Anzeiger (Werner Bösch)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

22.09.2015

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