Musik
Wenn vier Hände und vier Füsse gleichzeitig musizieren
Am Freitagabend gaben Muriel Fässler und Julien Brügger ein Orgelkonzert in der Jugendkirche Einsiedeln. Zahlreich erschienene Konzertbesucher genossen die vielfältigen musikalischen Darbietungen und erlebten eine stimmungsvolle Stunde.
Die junge Einsiedlerin Muriel Fässler, die als Lehrperson an den Schulen Einsiedeln arbeitet, den Kirchenchor Willerzell leitet sowie Orgeldienste in Kirchen der Region übernimmt, kennt Julien Brügger vom Musikstudium in Luzern. Beide studieren an der dortigen Hochschule: Muriel «Musik und Bewegung» und Julien Kirchenmusik. Im Rahmen ihrer Orgelausbildung ha-ben sie in den letzten Monaten einige Werke gemeinsam erarbeitet, welche am vergangenen Freitagabend nun zur Aufführung gelangten. Angela Schnüriger moderierte den rund stündigen Anlass und lieferte den Zuhörenden wertvolle Hintergrundinformationen zu den einzelnen Werken. Zoé Wyttenbach war derweil als Registrantin im Einsatz, sodass der Wechsel der verschiedenen Register der Orgel der Jugendkirche, wie von den Organisten gewünscht, klappte. Zwei Werke für Orgel zu vier Händen bildeten den Auftakt und den Schlusspunkt des Konzerts: Als Eröffnung erklang der 1. Satz, das Allegro moderato, aus der Orgelsonate No. 1 Op. 30 in d-Moll von Gustav Merkel. Imposant und romantisch, ein wahres Klangspektakel!
Solo Performances: Bach und Messiaen
Daneben kamen beide Musiker auch solistisch zum Einsatz: Julien Brügger mit dem wunderbaren Choralvorspiel «Wir glauben all an einen Gott, Vater» BWV 740 von Johann Sebastian Bach sowie mit zwei Sätzen aus dem «Livre du Saint Sacrement », einem tiefgründigen Werk von Olivier Messiaen, einem französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Im Satz «Adoro te» waren in der Jugendkirche für einmal nicht nur harmonische Mehrklänge, sondern manch dissonante Klangcluster zu hören. Im Satz «Le Dieu caché» kamen gar Vogelstimmen vor. Muriel Fässler interpretierte die viersätzige Sonate Nr. 2 Op. 65 in c-Moll von Felix Mendelssohn ausdrucksstark und mit viel Feingefühl – ein üppiges Wechselspiel an Klangfarben. Beide Organisten musizierten mit grosser Hingabe, virtuose technische Passagen erklangen spielerisch und ihre Freude, die anspruchsvollen Werke vor interessiertem Publikum aufzuführen, übertrug sich alsbald auf dieses.
Vom Klang zum Bild: Die «Sonate parisienne»
Den passenden Abschluss bildete die «Sonate parisienne pour orgue à quatre mains» von Julien Bret. Dem 1974 geborenen französischen Komponisten gelang es, mit diesem eingängigen dreisätzigen Werk eine heitere Atmosphäre zu schaffen, sodass man sich in einem Bistro in einem Viertel der Weltmetropole wähnte, das Geschehen auf Plätzen und in Avenues beobachtend. Die Konzertbesucher belohnten die eindrückliche Leistung mit herzlichem Applaus und verlangten nach einer Zugabe, der die Aufführenden gerne nachkamen. Mit dem «Walzer zu vier Füssen nach Johann Strauss» gelang den beiden jungen Musikern eine aussergewöhnliche Darbietung, bei der sowohl die Wiedergabe der Melodie wie auch die harmonische Begleitung «lediglich» mit dem Orgelpedal, das heisst mit den Füssen und damit ohne den Einsatz der Hände, erfolgte. Weil beide Musizierenden in Luzern auf dem Weg vom Bahnhof zu Orgellektionen in der Jesuitenkirche immer wieder Bedürftigen begegnen, entschieden sie sich, die Kollekte dem «Verein Kirchliche Gassenarbeit Luzern» zukommen zu lassen – eine bemerkenswerte Geste!
Einsiedler Anzeiger / Andrea Kälin
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Einsiedler Anzeiger
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