Musik
Zwei Bands – zweierlei Interpretationen
Letzten Freitagabend konzertierten die «apples paradise big band» und die «Let’s go Big Band» in Einsiedeln.
Es kann für die Musiker wie das Publikum bereichernd sein, wenn ein gemeinsamer Auftritt die Chance bietet, zum Erlebnis zu werden. Einen solchen Versuch wagten die beiden Formationen «apples paradise big band» aus Bonstetten und die einheimische «Let’s go Big Band» am vergangenen Freitagabend im Kultur- und Kongresszentrum Zwei Raben.
Die Band aus Bonstetten
Mit viel Schmiss eröffnete die «apples paradise big band» ihre Darbietungen mit einer Georges-Gershwin-Melodie, die durch ein kurzes Posaunen-Solo bereichert wurde. Bereits da fiel der Dirigent Benjamin Knecht mit seiner präzisen Einsatz gebenden Leitung auf. Angenehm zu hören war «How high the Moon», der durch das Keyboard eingeleitet wurde, um dann von der Band nahtlos übernommen zu werden. Dieser Song wurde erstmals im Jahre 1940 innerhalb eines Musicals präsentiert. Beim Blues «Tribute to the Duke», gemeint war dabei der legendäre Duke Ellington, vermisste der Zuhörer den effektiven Blues-Einschlag. Die Gesangsvorträge von Patricia Moos kamen sicher und überzeugend von der Bühne. Talent ist unschwer festzustellen. Ein kleiner Wermutstropfen war die schlecht verständliche Moderation des Dirigenten. Bei den Gesangseinlagen war der gleiche Mangel festzustellen. Eine Anleitung für bessere Mikrofon- Handhabung könnte für beide von Nutzen sein. Mit jedem Vortrag der Band musste man feststellen, dass unverkennbar sehr gutes Bläser- Material auf der Bühne sitzt, aber es macht den Anschein, als ob die Direktion die Dynamik vernachlässigen würde. Ebenso wäre wünschenswert, etwas mehr Swing erleben zu lassen. Es kann gewiss da und dort ein Forte angedeutet werden, aber solches soll den Vortrag nicht mehrheitlich dominieren. Es darf in dieser Sparte nicht zu stark «geschränzt» werden. Der üppige Beifall soll die Musikanten zu neuen Auftritten anspornen.
Let’s go Big Band
Die einheimische Formation vorzustellen, wäre Wasser in die Alp getragen. Im Gegensatz zu den vorgängigen Darbietungen fand Erwin Füchslin als musikalischer Leiter den gewünschten Ausgleich zwischen Vollklang und swingendem Stil in dieser Musiksparte. Ob das die gut gelungenen Soli der Saxophone oder diejenigen der weich klingenden Posaunen war, das Ohr der Zuhörer wurde gut eingeübt und gekonnt verwöhnt mit wohlbekannten Melodien. Ob das Oldies von Georges Gershwin, Count Basie waren oder gar südamerikanische, tänzerische Mitreisser, die manchen Gast zum Mitwippen animierten, es war ein Genuss zuzuhören. Ein leichtes Schmunzeln entlockte dem Schreibenden die Übersetzung des Titels «Hot Toddy», verbirgt sich doch hinter dieser Bezeichnung ein Whisky-Rezept gegen Erkältung. Dem qualifizierten Vortrag der Musikanten war aber nicht anzumerken, dass sie vor ihrem Vortrag solche genossen hätten. Im Gegensatz zum ersten Teil war die Präsentation durch Erwin Füchslin verständlicher. Das gleiche konnte erfreulicherweise bei der Darbietung der Sängerin Anne Maria Raaflaub festgestellt werden. Ihr Gesang wusste, wie in der Vorschau angekündigt, zu begeistern. Dank ihrer praxiserprobten Erfahrung wurde das Mikrofon zu einem willkommenen Instrument. Die den Zuhörer mitnehmende Stimme gefiel zweifellos. Als Zugabe sang sie, von den locker aufspielenden Bläsern begleitet, «What a Wonderful World». Wohl wenige Zuhörer wissen, dass Louis Armstrong dieses Lied zur Zeit der Bürgerrechts-Proteste 1967 aufnahm und präsentierte. Mit viel Applaus, speziell auch immer wieder nach den Soli, verdankte ein gut gelauntes Publikum die gern gehörten Melodien. Viele Zuhörer werden sich gewiss auf den nächsten Auftritt freuen.
Einsiedler Anzeiger / Karl Hensler
Autor
Einsiedler Anzeiger
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Kategorie
- Musik
Publiziert am
28.09.2021
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