Musik

Zwischen Klassik und Moderne: Bochsa, Penderecki & Weingartner

Das Accento musicale überzeugte einmal mehr mit seinem Auftritt. «Nur» drei Werke, aber rund 80 Minuten spannende Musik gekonnt gespielt – am letzten Sonntag im Museum Fram.

Das Accento musicale lud zu einem Konzert «zwischen Klassik und Moderne» ein. Der Besucheraufmarsch am Sonntagabend im Museum Fram hielt sich in überschaubaren Grenzen. Das herrliche, heisse Sommerwetter lock-te wohl eher zum Baden und Aufenthalt im Freien. Doch der erlauchte Kreis der dankbaren Zuhörer durfte in spannende Musik eintauchen, die nicht unbedingt dem landläufigen Musikmuster folgte und doch die Seele ansprach, oder so gut gespielt war, dass der Hörgenuss zum Erlebnis wurde. Bereitwillig erklärte Urs Bamert die Beweggründe zur Wahl der drei Werke: Sie spielten «in der Regel, was uns gefällt». Wenn das so einfach ist, machen wir es mit dem Konzertbericht ebenfalls kurz und bündig. Vorerst. Zu viert, zu fünft spielten die Musiker über eine Stunde lang ohne Pause hervorragend, konzentriert und mit sichtlichem Spass drei Werke. Vom unbekannten Charles Bochsa eine hübsche Romanze im klassischen Stil, ein zeitgenössisches Klarinettenquartett von Krzysztof Penderecki und gleichsam als abrundendes Werk etwas Romantisches, das Quintett Opus 50 von Felix Weingartner. Da wäre also der mögliche Schluss. Keinesfalls! Zu gut war die Kost!

 

Es scheint ihnen Spass zu machen

Bleiben wir bei der Besetzung, die technisch überzeugend und mit Spielfreude aufspielte – echt ansteckend. Am Klavier eine brillante Eleonora Em, ein äusserst gepflegt musizierendes Streichertrio mit Donat Nussbaumer, Violine, Lorenz Küchler, Viola, und Severin Suter, Violoncello, sowie Urs Bamert, der sich mit seiner Klarinette gekonnt mal unterordnete, mal dominierend einbrachte. Bamert erzählte zudem viel Wissenswertes zu den einzelnen Werken. So etwa das wenige, das man zu Charles Bochsa und seiner Romance «Les plus jolies mots» sagen konnte. Das Werk entstand um 1800, Zeit der französischen Revolution. Entsprechend wirkte die Musik mal wuchtig, doch auch zart und fein, mit rassigen Läufen.

 

Ungewohnte Akkorde, «falsche» Töne

Das mittlere Werk grenzte sich deutlich von den anderen beiden ab. Das «Quartett für Klarinette und Streichtrio» des polnischen Komponisten Krzysztof Penderecki ist zeitgenössische Musik. Laut Bamert sei es ein «spezielles Werk», das alles ineinander packe. Recht hat er, ein wirklich spannendes Klarinettenquartett mit seinen ungewohnten Akkorden. Beeindruckend auch, wie Penderecki auf dem Grundton des Cellos die Klangwelt aufbaut und Nussbaumer seiner Violine die höchsten Töne herausgelockt. Den Abschluss machte «leicht schwülstige Spätromantik », so war es in der Vorschau zu lesen. Beim Vorstellen des Werks warnte Bamert vor falschen Tönen! Die Komposition von Felix Weingartner verlange «falsche Töne» und Bamert betonte, «diese falschen Töne sind richtig». So fanden sich in diesem Werk also durchaus modern anmutende Klangmuster. Rhythmisch allerdings war von Moderne nichts zu spüren. Besonders bei dieser Interpretation fiel auf, wie diese fünf Könner aufeinander hörten, wie sie austariert musizierten, sich unterordneten, aber auch den Lead übernahmen. Beeindruckend der überraschend erfrischende Schluss mit seinem «zupf-zupf».

 

Einsiedler Anzeiger / René Steiner

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

24.06.2025

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