Performte in Brunnen eine dramatische Geschichte vom aus Übermut zum Tode gekommenen Wasserknecht: Wehwalt Koslowsky war extra aus Berlin angereist.
Performte in Brunnen eine dramatische Geschichte vom aus Übermut zum Tode gekommenen Wasserknecht: Wehwalt Koslowsky war extra aus Berlin angereist.
Hat alles frei vorgetragen, im Finale die Esoterik-Welle auf die Schippe genommen und den Poetry-Slam gewonnen: Annika Biedermann aus Zürich. Bilder: Josias Clavadetscher
Hat alles frei vorgetragen, im Finale die Esoterik-Welle auf die Schippe genommen und den Poetry-Slam gewonnen: Annika Biedermann aus Zürich. Bilder: Josias Clavadetscher

Literatur

Feuerwerk an irrwitziger Poesie in Brunnen

Der Poetry-Slam in Brunnen war vollständig überbucht – acht Wortakrobaten boten ein tolles Erlebnis.

Ein absolut vergnüglicher Vorsommerabend am See in Brunnen: Kultur Brunnen lud zum Poetry-Slam ein. Angetreten sind acht Konkurrentinnen und Konkurrenten, die wie üblich in Stil, Thematik, Vortrag, Humor-Dosis und Performance sehr unterschiedlich waren. Eine Vorausgarantie lieferte Moderator Kilian Ziegler. Selber professioneller Slammer, ehemals Schweizer Meister, inzwischen auch Kabarettist und Gastautor in der auslaufenden «Deville»-Staffel. Ziegler, der gerne den Oltener Hauptstädtler spielt, kennt das Genre und auch das Verhalten des Publikums, als er mit seinem Oktett die «Crème de la Slam» nach Brunnen mitgebracht hat. Und eigentlich waren es mit Ziegler sogar neun Poetry-Slammer, denn er selber hat auch performt, aber ausser Konkurrenz.

Cup-System mit engen Entscheidungen


Der Slammer-Wettstreit wurde wie immer im Cup-System ausgetragen. In der ersten Runde traten drei, zwei und nochmals drei der Poeten an. Der jeweilige Sieger wurde vom Publikum und erst recht von Moderator Kilian Ziegler als «Applausometer» erkürt. Im Final machten die drei Rundensieger dann den Tagessieger unter sich aus. Für Poetry-Slammer ist es dabei offensichtlich kein Thema, die letztlich doch subjektive Entscheidung zu akzeptieren. Der Auftritt ist ihnen wichtig. Die acht Wettbewerberinnen und Wettbewerber haben sich bunt abgewechselt. Die Spoken-Word-Vorträge waren faszinierend. Marvin Suckut, Konstanz, hat begeistert, indem er sein Hobby Spaziergehen und den wirren Kurs zur Piratenkarriere geschildert hat, teils in Hamburger Dialekt. Gregor Stäheli, Basel, verblüffte mit seinen Meditationen unter Ketchup-Beihilfe. Annika Biedermann, Zürich, trat sehr lyrisch auf, in freiem Vortrag ohne Manuskript, gesellschaftskritisch, und sie zerpflückte ihre Körperprobleme. Wehwalt Koslowsky, Berlin, spielte sehr dramatisch mit der Legende der Butterhanne in Goslar, ein martialisches Lehrstück. Johannes Elster, Ludwigsburg, fragte sich, warum man nicht bewährte Taktiken und Verhaltensweisen von Kindern übernehmen könnte, um so einfacher durchs Leben zu kommen. Gina Walter, Basel, sinnierte über den Verlust ihres Katers, Fine Degen, Basel, über das skurrile Reiten auf Pferden und Phibi Reichling, Stäfa, über eine fette Robbe auf der Sandbank. Es war ein Feuerwerk an Wortspielen, skurrilen Einfällen, exzentrischen Schilderungen, bizarren Vergleichen, von verblüffenden Ahas und lauten Ohos, es war irrwitzige, fantasievolle Poesie. Gäbe es eine Humor-Skala von eins bis zehn, dann war das eine Zwölf. Ins Finale geschafft haben es Annika Biedermann, Johannes Elster und Phibi Reichling. Gesiegt hat Biedermann, eine schwierige Entscheidung, wie Ziegler diplomatisch festhielt. Der Preis, eine Flasche Whisky, also eine flüssige Trophäe, ging zwar an Biedermann, ist aber sicher nicht zu Hause angekommen.

Kultur Brunnen ist Poetry-Pionierin


Kultur Brunnen als Veranstalterin ist übrigens in der weiteren Region so etwas wie Avantgarde in Sachen Poetry- Slam. Der Event vom letzten Freitag war bereits der sechzehnte in einer ganzen Serie und gehört glücklicherweise zum Standardprogramm. Frühere Events fanden im damaligen Kultsaal Helvetia, dann im Schützenhaus statt und neu nun im «Quai 2». Dort war am Freitag das Lokal zum Bersten voll, die Stimmung super und das Publikum sehr erwartungsoffen aufgekratzt.

Bote der Urschweiz / Josias Clavadetscher

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

30.05.2023

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