Florian Dohrmann (Bass), David Orlowsky (Klarinette) und Jens-Uwe Popp spielten mitreissende Klezmer-Musik. Bild Lilo Etter
Florian Dohrmann (Bass), David Orlowsky (Klarinette) und Jens-Uwe Popp spielten mitreissende Klezmer-Musik. Bild Lilo Etter

Musik

Klezmer-Musik, die tief aus der Seele kommt, gespielt

Der Musiksommer am Zürichsee gastierte am Dienstag mit dem Konzert «Nella furia del momento» in Feusisberg.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Derart tosender Applaus, begleitet mit begeisterten Rufen und heftigem Trampeln mit den Füssen, ist wohl kaum je durch die vollbesetzte katholische Kirche in Feusisberg gebrandet. Zum Schluss erhob sich das hingerissene Publikum und klatschte im Stehen. Schon in seiner Begrüssung berichtete Giovanni Bria, künstlerischer Leiter des Musiksommers, begeistert von den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern und ihren hervorragenden Künstlern. Es waren auch diese Festspiele, die das Konzert an diesem Abend mit hochkarätigen Musikern in Zusammenarbeit mit der Kühne-Stiftung und dem Musiksommer am Zürichsee ermöglicht hatten.

Zuerst Klassik

Der erste Teil des Konzerts war der klassischen Musik gewidmet. Zu Gehör kam «Der Hirt auf dem Felsen (D965)» von Franz Schubert (1797-1828).Mezzosopran Sonja Leutwyler wurde von Ohad Ben-Ari, Klavier, und David Orlowsky, Klarinette, begleitet. Bereits hier sprang der Funke aufs Publikum über.Subtil und mit viel musikalischem Gespür bekam dieses Werk ein inniges, manchmal sehnsüchtiges Leben. Gesang und Klarinette hielten zuweilen feinfühlige Zwiesprache, sachte hielt sich das Klavier im Hintergrund. Als zum Schluss der Frühling besungen wurde, belebte sich der Gesang, wurde strahlender,Klavier und Klarinette hielten mit, wurden rascher und lebhafter. Von anderem Charakter war «Sonate für Klarinette und Klavier» von Francis Poulenc (1899-1963). Darin entwickelten Ohad Ben-Ari und David Orlowsky formenreiche Tongebilde, lebten in harmonischer Übereinstimmung und vollkommener Beherrschung ihrer Instrumente Musikfantasien mit intensiver Farbigkeit aus. Nochmals liess Sonja Leutwyler in «Zwei Lieder für Gesangsstimme und Klavier aus op.10» von Richard Strauss (1864-1949) ihre ausdrucksstarke Gestaltung hören, im stillen «Allerseelen» und im kraftvollen «Zuneigung». Wieder begleitet von Ohad Ben-Ari interpretierte sie zum Schluss dieses Teils «Près des remparts de Séville» aus «Carmen» von Georges Bizet (1838-1875) stolz, selbstbewusst und mit klarer,tragender Stimme sowie danach verführerisch, lasziv «Meine Lippen, die küssen so heiss» aus «Giuditta» von Franz Lehár (1870-1948).

Mitreissende Klezmer-Musik

Nach der Pause spielte das David Orlowsky Trio mit Jens-Uwe Popp, Gitarre,und Florian Dohrmann,Kontrabass, Klezmer-Musik. Alle vorgetragenen Stücke wurden vom Trio arrangiert, darunter befanden sich Titel aus dem Repertoire von Dave Tarras und Naftule Brandwein.Die Musik berührte vom ersten Ton an.Sie klang nach dem Wissen um die vielen Unwägbarkeiten des Lebens, gab Raum für Mut und Zuversicht, Leiden und Verlust, war sinnlich, mitreissend fröhlich und humorvoll. Virtuos spielte jeder sein Instrument, liess ganz feine Schattierungen in Klang und Ausdruck ertönen und bei David Orlowsky konnte die Klarinette sogar weinen,lachen,singen oder ganz hoch pfeifen. Das Publikum war hingerissen.

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger (Lilo Etter)

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

03.09.2015

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