Musik
Wunderbare Stimmen erfüllen Klangkörper Kirche
Ein weiteres Mal erfüllten grossartige Stimmen des Internationalen Opernstudios des Opernhauses Zürich die katholische Kirche in Feusisberg. Im Rahmen des «Musiksommers am Zürichsee» glänzten die jungen Talente mit Stücken aus grossen Opern von Mozart bis Puccini.
Hoffnungsvoll und sehnsüchtig besingen Fiordiligi und Dorabella zu Beginn von Mozarts «Così fan tutte» ihre Verlobten. Ein gebührender Einstieg, mit welchem Maria Stella Maurizi und Indyana Schneider das ebenso neugierige und erwartungsvolle Publikum am Donnerstagabend in der katholischen Kirche Feusisberg sogleich in ihren Bann zogen. Dank klarem Gesang und der Verinnerlichung ihrer jeweiligen Rollen liessen nicht nur die beiden, sondern auch Aksel Daveyan und Raúl Gutiérrez den Aufführungsort vor dem inneren Auge verschwinden und entführten das Publikum in wechselnde Szenerien. Von Mozarts süditalienischer Verwechslungsgeschichte, über die inneren Lebenswelten in Massenets «Werther » und Gounods «Faust» zur spanischen Welt in Bizets «Carmen» und Rossinis «Il Barbiere di Siviglia» bis hin zum winterlichen Paris in Puccinis «La Bohème» – es wurden nahezu sämtliche Register der grossen italienischen und französischen Oper gezogen.
Klangperlen und Schwärmereien
In vier Auftritten kamen die jungen Talente jeweils solistisch zur Geltung: Sie begeisterten das Publikum und füllten den Raum mit ihrem Gesang, wobei manche Stimmen teilweise fast schon zu gross für die kleine Kirche erschienen. Maurizi überzeugte besonders mit ihrer vollen, wandelbaren Stimme, die erst gerade noch atemberaubend voluminös, plötzlich bewusst zerbrechlich anmutete. In klassischer Tenormanier schwärmte Gutiérrez als Rodolfo von Mimi und sorgte so für Gänsehautmomente, während Daveyan mit Rossinis Kassenschlager «Largo al factotum» in figaro’schem Charakter durch das Publikum stolzierte und die schmunzelnden Zuhörenden in die Rolle einlud. Juwel des Abends war Indyana Schneider, die nicht nur ihren Gesang ideal an den Kirchenraum angepasst hatte, sondern zugleich mit klarer Stimme und warmen, durchdringenden Blicken sich selber und ihre Ensemblekollegen und -kollegin in bestes Licht rückte.
Ein kleiner Sommernachtstraum
Das gesamte Programm war ideal auf die Künstlerinnen und Künstler abgestimmt. Mit der Klavierbegleitung Adrian Kellys verschmolzen sie jeweils einzeln in Arien oder zusammen in Duetten zu einem überwältigenden Gesamtklang, der die Kirche erfüllte und diese förmlich zum Klingen und die Bänke zum Vibrieren brachte, sodass das Publikum nicht nur sichtlich berührt war, sondern auch ein Gefühl entstand, man sässe in einem Instrument. Ehe man sich versah, hatte sich auch der hellblaue Himmel draussen plötzlich dunkel verfärbt und man fühlte sich während der drei Nummern aus Puccinis «La Bohème» trotz des herrlich lauen Abends fast schon ins vorweihnachtliche, kalte Paris Puccinis versetzt. Nach der Zugabe Maurizis mit Puccinis weltberühmter Arie «O mio babbino caro», die nach grossem Applaus folgte, entliess das Ensemble das Publikum in die warme Sommernacht unter den klaren Sternenhimmel.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Viviane Nora Brodmann
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