Oscar Sales Bingisser, Masha Bingisser und Jonas Züllig (von links) liessen mit den von Walter Kälin zusammengestellten Texten von Daniel Keel und Rudolf C. Bettschart ein lebendiges Bild entstehen. Foto: Victor Kälin
Oscar Sales Bingisser, Masha Bingisser und Jonas Züllig (von links) liessen mit den von Walter Kälin zusammengestellten Texten von Daniel Keel und Rudolf C. Bettschart ein lebendiges Bild entstehen. Foto: Victor Kälin

Literatur

Fram-Abende sind weniger langweilig

Mit ihrem Verlag haben Keel und Bettschart auch den Namen Einsiedeln in die belletristische Welt hinausgetragen. Am letzten Donnerstag holte der Fram-Club die beiden für anderthalb Stunden in ihren Heimatort zurück.

«Diogenes-Bücher sind weniger langweilig»: Frech und unkonventionell trat der Diogenes-Verlag seinerzeit auf, der Überzeugung seines Gründers Daniel Keel folgend, dass Bücher alles dürfen, nur eines nicht: langweilig sein. Dieses Credo muss sich auch Walter Kälin einverleibt haben – explizit für den 23. September. Als Chef Veranstaltung des Fram-Clubs widmete er einen Abend ausgerechnet den beiden ehemaligen Verlagsbesitzern Daniel Keel (1930 bis 2011) und Rudolf C. Bettschart (1930 bis 2015). Und dieser Anlass durfte nur eines nicht: langweilig sein.

«Lebenslange Freundschaft»


Vorweg: Es war ein kurzweiliger, humorvoller und berührender Abend. Er variierte mit Tempo und Intensität, mit Wort und Musik, mit Schalk und Ernsthaftigkeit. Obwohl nicht ganz offensichtlich, war es auch der Abend von Walter Kälin. Er war für Text und Dramaturgie verantwortlich. Eine Doppelbelastung, von der die Anwesenden nichts spürten. Das Ergebnis war im Gegenteil ein beschwingter, belletristisch- leichter Abend. Mit der Veranstaltung «Zwei Freunde, ein Verlag» wollte der Fram-Club bereits letztes Jahr den 90. Geburtstag von Keel und Bettschart feiern. Sie kamen beide im gleichen Jahr am gleichen Tag zur Welt, nämlich am 10. Oktober 1930. Beides waren sie Einsiedler, Nachbarbuben, «Sandkastengspäneli », Pfadfinder und letztlich Geschäftspartner, verbunden in einer lebenslangen Freundschaft. Es geht die Legende, dass Daniel in der Primarschulzeit die Aufsätze von Ruedi schrieb, während dieser des anderen Mathe- Aufgaben löste. Und als sie sich im 24. Altersjahr zufällig in Zürich über den Weg liefen, Daniel Keel von seiner Verlagsgründung erzählte, lachte Ruedi Bettschart nur: «Und wer macht die Buchhaltung?» Als dann Bettschart 1961 vollumfänglich bei Diogenes einstieg, wurde «aus einem guten Verlag auch ein gutes Geschäft». Neun Jahre nach dessen Gründung.

Lasst Dritte sprechen!


Doch wie widmet man einen Abend zwei Männern, von denen der eine nur las, der andere nur rechnete, aber keiner von beiden selbst schrieb? Walter Kälin fand die Antwort: Man lässt Dritte für die beiden Einsiedler sprechen. Fündig wurde Kälin in der von Daniel Kampa verfassten Verlagschronik und in den beiden Schriften «Lustig ist das Verlagswesen» und «Zwei Freunde – ein Verlag». In der Textcollage kamen Autorinnen und Autoren, Angestellte des Verlags und die Geehrten selber zu Wort. Die Stimme liehen ihnen die Sprecher Oscar Sales Bingisser, Masha Bingisser und Jonas Züllig. Ein gut eingespieltes Trio, das die von Kälin grundgelegte Leichtigkeit virtuos transportierte, am Flügel begleitet von Laurent Girard, der mit seinen Improvisationen für einige Bestseller sorgte, wenn seine (ohnehin nicht vorhandenen) Partituren denn Bücher gewesen wären. Der Applaus war lange und herzlich. Und über 100 Gäste sorgten dafür, dass die ansonsten tadellose Organisation «heillos überrannt wurde». Das kann passieren, wenn sich herumspricht, dass die Fram-Abende halt weniger langweilig sind …

Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

28.09.2021

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