Am Obersee: Taucher markieren Fundstücke (links), Angelhaken, Dolche und Keramik aus dem Obersee (rechts).
Am Obersee: Taucher markieren Fundstücke (links), Angelhaken, Dolche und Keramik aus dem Obersee (rechts).

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Weltkulturerbe am Obersee rückt näher

Die Unesco könnte Rapperswil-Jona bald weit über die Region hinaus bekannt machen. Zwei historische Fundstätten stehen kurz davor, Welterbe zu werden. Der Tourismus reibt sich bereits die Hände.

Bis zu 1000 Menschen wandeln jeden Tag über den Holzsteg zwischen Rapperswil-Jona und Hurden. Dass sie dabei den Spuren der Zeit folgen, ist aber den wenigsten bewusst. Die Verbindung war nämlich schon lange vor den Römern wichtig. Der heutige Holzsteg feierte zwar erst vor Kurzem sein 10-Jahr-Jubiläum. Laut dem St. Galler Kantonsarchäologen Martin Schindler sind die ältesten Spuren einer Brücke über den Obersee aber über 5500 Jahre alt. Das Wasser habe Holzpfähle, Waffen und Gebrauchsgegenstände gut konserviert. Ganze Pfahlbausiedlungen habe es offenbar am Zürichsee gegeben, sagt Martin Schindler.

Regionale Fundstätten bedeutend

Zwei dieser Siedlungen könnten Rapperswil-Jona im Juni das Label «Unesco-Welterbe» bescheren. Denn zwei der Fundstätten liegen in der Region rund um Rapperswil. Die erste in der direkten Umgebung der heutigen Hochschule für Technik Rapperswil (HSR). Von hier aus zogen sich den historischen Pfahlresten nach auch schon früher Brücken bis nach Hurden. Die zweite Fundstätte liegt in der Feldbach-Bucht am Seedamm. Die Siedlungsreste stammen aus einer Zeit etwa 3500 Jahre vor Christus. «Das wirft Licht in die noch grösstenteils unbekannte Zeit vor den Römern, unsere Urgeschichte», freut sich Kantonsarchäologe Martin Schindler. Er hofft auf eine Aufnahme der regionalen Pfahlbauten ins Unesco-Welterbe. «Die regionalen Fundstellen gehören zu den bedeutendsten in der Schweiz», sagt Schindler.

Aufwendige Schutzmassnahmen

So bedeutend, so gefährdet scheint es. «Erosion gefährdet die Fundstätten», erklärt Schindler. Diesen schädlichen Einflüssen sei nur mit aufwendigen Schutzmassnahmen beizukommen. Im Herbst sollen etwa rund 1400 Quadratmeter Fläche im See vor der HSR mit einem speziellen Stoff abgedeckt werden. Kostenpunkt: rund 200 000 Franken. Mit mehr Budget könnten die Pfahlbauten noch besser geschützt werden, ist Schindler überzeugt. Trotz der angespannten Finanzlage im Kanton hofft Schindler offenbar auf mehr Geld, wenn die Unesco die Pfahlbauten zum Welterbe ernennt. Die Chancen für den Welterbe-Titel stehen nicht schlecht. Der internationale Rat für Denkmalpflege unterstützt eine entsprechende Kandidatur der Alpenländer Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Slowenien und Österreich. Die Länder hatten sich im Januar 2010 mit dem gemeinsamen Dossier «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» bei der Unesco für die Aufnahme in das Welterbe beworben. Aus mehr als 1000 Pfahlbaufundstätten wählten die Länder 111 historisch besonders wertvolle aus. Mit 56 Fundstätten liegt mehr als die Hälfte davon in der Schweiz. «Für uns wäre das ein grosser Erfolg», sagt deshalb auch Anne Weibel, Sprecherin des Bundesamtes für Kultur.

Museum wäre Segen

Auch der Tourismus will eine Scheibe vom möglichen Welterbe-Status: «Ein Pfahlbau-Museum oder weitere touristische Nutzungen wären für die kulturelle Vermarktung am Obersee ein Segen», sagt Karin Stalder, Leiterin Zürichsee Tourismus, und weiter, «Gemeinden und Kulturvereine sollten nach Möglichkeiten suchen.»

Bote der Urschweiz

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Publiziert am

11.05.2011

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