Etwa so könnte eine der zahlreichen Pfahlbausiedlungen rund um den Zürichsee ausgesehen haben. Bild Kantonsarchäologie Zürich, Rekonstruktion Archaeolab Basel
Etwa so könnte eine der zahlreichen Pfahlbausiedlungen rund um den Zürichsee ausgesehen haben. Bild Kantonsarchäologie Zürich, Rekonstruktion Archaeolab Basel
Rekonstruktion der Pfahlbausiedlung Parkhaus-Opéra beim heutigen Zürcher Sechseläutenplatz. So könnten auch die Pfahlbauten bei Freienbach ausgesehen haben. Bild Kantonsarchäologie Zürich, Rekonstruktion Archaeolab Basel
Rekonstruktion der Pfahlbausiedlung Parkhaus-Opéra beim heutigen Zürcher Sechseläutenplatz. So könnten auch die Pfahlbauten bei Freienbach ausgesehen haben. Bild Kantonsarchäologie Zürich, Rekonstruktion Archaeolab Basel
Dieses Keramik-Fundstück wurde in der Gemeinde Freienbach gefunden – bei der Fundstelle Hurden Seefeld. Jahrtausende lang lag es im Obersee, bis es schliesslich von Archäologen entdeckt wurde. Bild Amt für Städtebau – Unterwasserarchäologie Zürich
Dieses Keramik-Fundstück wurde in der Gemeinde Freienbach gefunden – bei der Fundstelle Hurden Seefeld. Jahrtausende lang lag es im Obersee, bis es schliesslich von Archäologen entdeckt wurde. Bild Amt für Städtebau – Unterwasserarchäologie Zürich

Dies & Das

Unesco-Weltkulturerbe an den Ufern von Freienbach

Seit 2011 gehören zwei Freienbacher Fundstellen aus der Pfahlbauzeit zum Unesco-Weltkulturerbe. Es sind die einzigen Weltkulturerbestätten des Kantons Schwyz – rund um den Zürichsee gibt es aber noch weitere.

Im Jahr 1972 hat sich die United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (Unesco) den Auftrag gegeben, die Kultur und Naturgüter von aussergewöhnlichem universellen Wert für die kommenden Generationen zu erhalten. Insgesamt gelten inzwischen weltweit über 1100 Stätten als Welterbe. Seit 2011 stehen auch zwei Fundorte im Kanton Schwyz auf dieser Liste – Freienbach-Hurden Seefeld und Freienbach-Hurden Rosshorn. Sie wurden von der Unesco damals zum Weltkulturerbe «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» erklärt. Dazu gehören insgesamt 111 Fundstellen aus der Schweiz, Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien.

 

Acht Fundstellen in Freienbach

In der Gemeinde Freienbach gibt es insgesamt acht Fundstellen aus der Pfahlbauzeit. Warum gerade Rosshorn und Seefeld zum Weltkulturerbe erklärt wurden, weiss Archäologin Christine Michel. Sie arbeitet für das Amt für Städtebau der Stadt Zürich im Bereich der Unterwasserarchäologie. «Bei der Fundstelle Rosshorn handelt es sich nicht um eine Siedlung, sondern um eine Brücke oder einen Steg», sagt sie. In der Nähe fand man auf St.Galler Gebiet noch eine weitere Fundstelle. Es sei ein spezielles Bauwerk, das auch jahrgenau datierbar ist. «Es war für die Menschen damals ein wichtiger Ort, möglicherweise eine Wegstation oder gar ein heiliger Ort», so Michel. Bei der Fundstelle Seefeld befindet sich eine sehr gut erhaltene Pfahlbausiedlung aus der Zeit um 2700 vor Christus. Damit eine Fundstelle aber überhaupt zum Weltkulturerbe erklärt wird, müsse davon natürlich noch etwas übrig sein, so Michel. Heisst: Sie darf weder zerstört noch ausgegraben sein. Es müsse im Boden effektiv noch Kulturgut erhalten sein, erklärt sie weiter.

Ideales Gelände

Die Fundstellen in Freienbach sind aber kein Einzelfall. Entlang der Ufer des Zürichsees gibt es zahlreiche andere Fundorte aus der Pfahlbauzeit, die ebenfalls zum Welterbe gehören. Sie finden sich in Rapperswil-Jona, Meilen, Erlenbach, Zürich und Wädenswil. Dass es am Zürichsee einst so viele Pfahlbauten gab, hat verschiedene Gründe. Dazu gehört beispielsweise auch die Topographie des Seeufers. «Es gibt hier viele Uferplatten die sich für Pfahlbauten eignen, also Orte, wo das Wasser nicht allzu tief ist», sagt Michel. Zudem sei der See schiffbar und auch das Hinterland sei nicht allzu steil. Entsprechend habe man dort gut Landwirtschaft betreiben können.

 

«Gibt immer Überraschungen»

Trotz der vielen Fundstellen geht Michel nicht davon aus, dass noch viele Neuentdeckungen folgen werden. «Die Pfahlbauten rund um den Zürichsee sind recht gut erforscht, wir hatten ein paar Mal den Auftrag gehabt, Prospektion zu machen, unter anderem wurden dabei auch Bohrungen durchgeführt sowie mit anderen Methoden Untersuchungen gemacht», sagt sie. Zudem seien die Pfahlbauten topographisch gesehen nur auf gewisse Standorte beschränkt. «Daher erwarten wir nicht, dass es noch allzu viele zu entdecken gibt – es gibt aber immer mal wieder Überraschungen.»

 

Seen als Hauptverkehrswege

Die Pfahlbauzeit nahm in der Schweiz in der Jungsteinzeit gegen 4300 vor Christus ihren Anfang und endete um circa 800 vor Christus mit der Bronzezeit. Die Pfahlbauer gehören zu den frühen Ackerbauern und Viehzüchtern des Alpenvorlandes und besiedelten See- und Flussufer sowie Moore. Doch was veranlasste die Menschen zu jener Zeit, ihre Unterkünfte auf Pfählen zu bauen? Ein Grund dafür ist laut Michel, dass die Landschaft damals noch ganz anders ausgesehen hat. «Die Ufergebiete waren bewaldet und bebuscht und mussten zuerst gerodet werden, wollte man dort etwas bauen», sagt sie. Der Seeuntergrund hingegen bot sich zum Bau von Gebäuden regelrecht an. Denn Pfosten konnten gut in dieses weiche Mate-rial gedrückt werden und blieben stabil. Zudem hatten die Menschen so direkten Zugang zum See. Einerseits für den Fischfang andererseits stellten die Seen damals auch die Hauptverkehrswege dar, so die Archäologin.

 

Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Martin Bruhin

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Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Publiziert am

16.01.2024

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www.schwyzkultur.ch/C2uVdQ