Bruno und Margrit Zellweger (r.) taufen die CD, assistiert von den Söhnen Thomas (l.) und Roland Zellweger (m.), die das ganze Geheimprojekt realisiert haben.
Bruno und Margrit Zellweger (r.) taufen die CD, assistiert von den Söhnen Thomas (l.) und Roland Zellweger (m.), die das ganze Geheimprojekt realisiert haben.
Die erste Garde aus der Ländlermusikszene spielte an Bruno Zellwegers CD- und Notenbuchtaufe im Restaurant Gusöteli in Siebnen auf (v. l.): Philipp Mettler, Klarinette, Urs Meier, Akkordeon, Schöff Röösli, Piano, und Carlo Brunner, für einmal am Kontrabass. Bilder zvg
Die erste Garde aus der Ländlermusikszene spielte an Bruno Zellwegers CD- und Notenbuchtaufe im Restaurant Gusöteli in Siebnen auf (v. l.): Philipp Mettler, Klarinette, Urs Meier, Akkordeon, Schöff Röösli, Piano, und Carlo Brunner, für einmal am Kontrabass. Bilder zvg
Bruno und Margrit Zellweger vertiefen sich ins Booklet – und sind beeindruckt von der Sammlung seiner 14 Kompositionen, die auf der CD und im Notenbuch verewigt sind. o
Bruno und Margrit Zellweger vertiefen sich ins Booklet – und sind beeindruckt von der Sammlung seiner 14 Kompositionen, die auf der CD und im Notenbuch verewigt sind. o
Ältere Semester dürften sich noch an diese legendäre Formation aus den 1970er-Jahren erinnern: die Kapelle Bruno Zellweger, Siebnen, mit (sitzend v. l.) Jakob Zellweger und Bruno Zellweger, Klarinette/Saxophon, Vital Bamert, Klavier, Röbi Mächler, Akkordeon, sowie (stehend v. l.) Ruedi Ruoss, Kontrabass, und Urs Wildi, Posaune.
Ältere Semester dürften sich noch an diese legendäre Formation aus den 1970er-Jahren erinnern: die Kapelle Bruno Zellweger, Siebnen, mit (sitzend v. l.) Jakob Zellweger und Bruno Zellweger, Klarinette/Saxophon, Vital Bamert, Klavier, Röbi Mächler, Akkordeon, sowie (stehend v. l.) Ruedi Ruoss, Kontrabass, und Urs Wildi, Posaune.

Musik

Gipfeltreffen der Ländlermusik bei «Zällis» Geheimprojekt

Bruno Zellweger aus Galgenen war ein begnadeter Interpret und Komponist von Ländlermusik. Zu seinem 85. Geburtstag sicherten seine Söhne Thomas und Roland Zellweger dessen musikalisches Erbe in einer CD und einem Notenbuch. Das Projekt blieb bis zur Taufe geheim.

Womit überrascht man seinen Vater zum 85. Geburtstag? Ein wohl einmaliges Geschenk realisierten die Brüder Thomas und Roland Zellweger: Sie produzierten eine CD mit Kompositionen ihres Vaters Bruno Zellweger, boten dabei die erste Garde an Musikern auf – und schafften es erst noch, das Ganze bis zur grossen Präsentation geheim zu halten. Um die ganze Spannbreite dieses Projekts in zeitlicher und musikalischer Hinsicht zu erfassen, ist ein Blick in die Vergangenheit nötig.

Über Umwege in die March


Die Familie Zellweger stammt zwar aus dem Appenzell, wurde aber im Aargau heimisch. So wurde auch Bruno «Zälli» Zellweger im Jahr 1937 in Wohlen geboren. Die Ländlermusik wurde ihm dabei bereits in die Wiege gelegt, denn schon sein Vater Jakob hatte sich mit seinen Geschwistern der Volksmusik gewidmet. So entwickelte sich Bruno schon bald zu einem virtuosen Bläser an Klarinette und Saxophon. Die Gründung der ersten Ländlerkapelle mit seinem Cousin Fritz Schenk im Alter von 18 Jahren unter dem Namen Zellweger- Schenk war die logische Folge. Sie trat in der ganzen Schweiz auf, es folgten erste Radioaufnahmen, und Bruno Zellweger begann, eigene Kompositionen niederzuschreiben. Privat gründete er 1961 mit der Heirat von Margrit Mosimann eine eigene Familie, 1962 wurde Sohn Thomas geboren, drei Jahre später Roland. Auch beruflich ging Bruno Zellweger seinen Weg mit Herz und Engagement. Nach einer Lehre als Feinmechaniker und einigen Jahren als Konstrukteur absolvierte er ein Maschinenbaustudium. Mit diesem Fundament arbeitete er sich bis zum Geschäftsführer in internationalen Unternehmen empor. Eine Arbeit, die ihn und seine Familie im Jahr 1966 schliesslich in die March und ins Eigenheim in Galgenen führte. Mit Familie, Beruf und Hobby war Bruno Zellweger ein vielbeschäftigter Mann. Anfang der 1970er-Jahre gründete er nach dem Umzug an den Zürichsee mit der Kapelle Bruno Zellweger, Siebnen, eine neue Formation. Mit dabei waren einige klingende Namen, die älteren Ländlerfreunden auch heute noch ein Begriff sind. Neben Bruno Zellweger spielte auch sein Vater Jakob Klarinette und Saxophon, am Akkordeon sass Röbi Mächler, am Klavier Vital Bamert, den Kontrabass bediente Ruedi Ruoss, und Urs Wildi vervollständigte mit der Posaune die aus heutiger Sicht etwas ungewöhnliche Besetzung. Die Kapelle war durch ihre schweizweiten Auftritte und Schallplattenaufnahmen populär. Das starke berufliche Engagement von Bruno Zellweger veranlasste ihn jedoch alsbald, nicht mehr öffentlich aufzutreten und nur noch im Familienkreis zu spielen. Seinen letzten ausserordentlichen Auftritt hatte er hingegen vor fünf Jahren anlässlich seines 80. Geburtstags, unter anderem mit der Streichmusik Alder aus Urnäsch. Wer nun glaubt, dies sei auch gleich der absolute Höhepunkt in der späten Karriere von Bruno Zellweger gewesen, irrt gewaltig. Denn seine Söhne schmiedeten im Geheimen einen noch viel ungewöhnlicheren Plan.

Der Geheimplan der Söhne


Thomas und Roland Zellweger bedauerten es stets, dass das Werk ihres Vaters selbst in der Ländlerszene weitgehend in Vergessenheit zu geraten drohte. Immerhin spielt Bruno Zellweger bis heute täglich auf seinen Instrumenten. Und er hat stets weiter komponiert, über 130 Werke im Innerschwyzer Stil entstanden über all die Jahre. Die Kompositionen und deren Titel seien oft von Ereignissen im Familien- und Freundeskreis inspiriert gewesen, erzählt Sohn Thomas Zellweger. Geprägt sei das musikalische Schaffen auch durch Ländlergrössen wie Jost Ribary sen., Edwin Bär, Hans Aregger und Kaspar Muther gewesen. So reifte bei den Söhnen Thomas und Roland die Idee, das musikalische Erbe des Vaters zu erhalten und damit auch zu erreichen, dass seine Musik wieder gehört und vor allem auch wieder gespielt wird. Und dann ging plötzlich alles sehr schnell … Im Mai dieses Jahres machten sich die Gebrüder Zellweger ans Werk, um eine CD inklusive Notenbuch mit schönen Kompositionen ihres Vaters zu produzieren. Das ganze Projekt wurde strikt geheim gehalten, die Eltern wussten bis zur CD-Taufe absolut nichts von der Produktion. Allein das war schon eine kleine Meisterleistung, denn für das Projekt konnten schnell absolute Koryphäen  der Ländlermusik gewonnen werden: Als Produzent amtete Urs Lötscher, die meisten Instrumente spielte Philipp Mettler höchstpersönlich ein, Urs Meier unterstützte ihn am Akkordeon, und bei drei Titeln kam Edgar Schmid mit der Posaune dazu. Aus 130 Titeln 14 auszuwählen, sei schwierig gewesen, erzählt Thomas Zellweger, bei so vielen guten Stücken wäre auch ein Doppel-Album möglich gewesen. Innerhalb eines halben Jahres alles einzuspielen, abzumischen, das Cover zu gestalten, die CD zu pres-sen und auf den Tag genau mit diesem Produkt unter dem Namen «Ächt Innerschwyzerisch» fertig zu werden, ist allerdings für sich schon eine Meisterleistung.

Überraschung am Gipfeltreffen


Doch damit nicht genug. Mit der CD-Taufe setzten Thomas und Roland Zellweger noch einen drauf. An diesem denkwürdigen Freitagnachmittag Ende November sassen bereits Dutzende von Gästen inklusive der am Projekt Beteiligten im Restaurant Gusöteli ob Siebnen, als die Eltern Bruno und Margrit eintrafen – immer noch völlig nichtsahnend. Sie wurden von den Söhnen unter dem Vorwand an den Anlass gelockt, sie hätten noch etwas zu feiern. Als dann die Kapelle Carlo Brunner nach dem berühmten «Waldvogel-Schottisch» Kompositionen von Bruno Zellweger unter Mitwirkung von Edgar Schmid an der Posaune anstimmte, lichtete sich der Schleier langsam. Kein Wunder, war die Überraschung für die Eltern riesig, verständlich, dass sie von ihren Gefühlen überwältigt waren. So entwickelte sich die CD- und Notenbuch-Taufe von «Ächt Innerschwyzerisch » im Gusöteli zu einem richtigen Ländlerfest. Neben kleineren Ansprachen und Erklärungen – und natürlich Speis und Trank – standen vor allem die eingespielten Kompositionen im Vordergrund, die die Kapelle Carlo Brunner allesamt live aufführte. Den Schlusspunkt setzten Carlo Brunner und Philipp Mettler mit «Klänge vom Pilatus» von Heiri Meier sen., zu zweit auf einem einzigen Saxophon gespielt. Den Gästen bleibt dieser Nachmittag ganz bestimmt unvergessen – so unvergessen, wie nun die Musik von Bruno Zellweger dank CD und Notenbuch bleibt. Auf der eigens für dieses Projekt kreierten Website www.brunozellweger.ch können CD und Notenbuch von «Ächt Innerschwyzerisch» bestellt werden.


Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Andreas Knobel

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

14.12.2022

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www.schwyzkultur.ch/5Q63AX