Bühne
Gute Nacht mit dem Märchenonkel
«Persönlich finde ich meine Geschichten den Hammer», sagte Timmermahn am Gersauer Herbst. Das Publikum im voll besetzten Alten Rathaus fand das auch. Es liebte die wilden Storys des überbordenden Märchenonkels.
Am Mittwochabend gings am Gersauer Herbst auf den Planeten Timmermahn. Dafür hatte sich der Protagonist warm angezogen. Dem Publikum hingegen wurde es allein von den aberwitzigen Märchen und Geschichten warm ums Herz. Gründe dafür gibt es viele: Timmermahn ist ein begnadeter Erzähler, er hat eine tiefe Stimme, die auch in Höhen klettern kann, und er spricht wunderbares Berndeutsch. Da sitzt der faltige Mann am Tisch und erzählt versaute Geschichten, die nach einem durchaus harmlosen Start mit liebenswerten Protagonisten in absurde Höhen klettern, dort Kapriolen schlagen, vor Derbheit strotzen und im Happy End wieder auf den Boden fallen. Das Publikum in Gersau staunte, schmunzelte und lachte laut.
«Schwindel und Blaascht»
Der Märchenonkel wusste Stimmungen zu schaffen, seine Pausen zu setzen und nahm die Reaktionen mit Schalk entgegen. Sein «Schwindel und Blaascht» auf dem Papier waren ein reines Vergnügen. So etwa, wenn dem Abegglen Emil im Suff ein gut gebauter Engel erscheint, das Grosi nach einer Fressorgie nackt im Dorfbrunnen badet oder ein Mädchen alles hergibt, bis es nur noch Kopf und Füsse ist – dies zeigt: Timmermahns Planet lässt sich nicht nacherzählen. Nur wenn er vorliest, taucht man ein in wunderbare Gutenachtgeschichten.
Bote der Urschweiz
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