
Musik
Sebastian Krämer's Lieder über schlimme Dinge
Sebastian Krämer kam mit dem Klappvelo nach Gersau gefahren. Dort sorgte der Liedermacher und Kabarettist am Gersauer Herbst mit seinen Liedern über schlimme Dinge für einen überaus heiteren Abend.
Die Macher des Gersauer Herbsts schaffen es immer wieder, Highlights an ihr kleines Festival zu holen. Eines war am Mittwoch mit Sebastian Krämer zu erleben. Der Mann kam extra aus Berlin angereist, stieg in Brunnen aus dem Zug und fuhr mit seinem Klappvelo nach Gersau, um abends im ausverkauften Alten Rathaus aufzutreten.
Sekundärer Liebeskummer
Krämer ist ein ausgezeichneter Pianist, ein Sprachartist, ironisch und poetisch. «Ich besinge gerne schlimme Dinge», sagt er. Ein liebliches Lied kann einen in tiefste Abgründe reissen. Dem Intellektuellen am Klavier hängt das Publikum an den Lippen, jedes Wort sitzt, die Lacher fallen zahlreich. Krämer gelingt es, über Themen zu singen, die noch nie von jemandem besungen worden sind. So singt er im Lied von Jan und Carina, die auseinandergehen, über sekundären Liebeskummer. Der Sänger ist der, der mitleidet, obwohl Carina nicht seine Freundin war und es auch nicht werden wird. Oder er singt über die Deutschlehrer, die die neue Rechtschreibreform hätten verhindern können, und steigert sich in einem Crescendo in eine wahre Hasstirade, sodass sich das Publikum kugelt vor Lachen. Später erfährt man, dass er Sohn eines Oberstudienrats des Deutschen und der Philosophie ist. Wie Krämer stoisch von den Leiden des Vaters an den Korrekturen der Abiturarbeiten erzählt – ein Highlight.
Hommage an Georg Kreisler
Nach der Pause – Krämer ist froh, sind alle noch da – bringt er Georg Kreislers «Vorletztes Lied». Der grosse Kabarettist und bitterböse Chansonnier war tags zuvor 89-jährig verstorben. Krämer nennt das Lied ein schreckliches, trauriges Lied, ein wunderschönes Lied und ein einfaches Lied. Das trifft auch auf seine eigenen Lieder zu, die die Idylle durchbrechen und die miese, böse Seite nach aussen kehren. Das Publikum im Alten Rathaus war begeistert und liess den Sprachakrobaten erst nach zwei Zugaben gehen.
Bote der Urschweiz
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- Musik
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