Die Bauernkapelle, verstärkt mit den Ehrenmitgliedern Gusti Camenzind (Besen), Urs Müller (Chlefeli) und David Camenzind (Löffel). Bild Dani Betschart
Die Bauernkapelle, verstärkt mit den Ehrenmitgliedern Gusti Camenzind (Besen), Urs Müller (Chlefeli) und David Camenzind (Löffel). Bild Dani Betschart

Musik

Musikalisch von Gersau in die USA

Die Feldmusik Gersau erzählte an ihrem Jahreskonzert die Auswanderergeschichte von drei Gersauern.

Die drei Gersauer Geschwister Anna, Ferdi und Joe hätten sich 1902 bzw. 1906 bestimmt nicht vorstellen können, dass ihre Auswanderung in die USA 120 Jahre später das Thema eines Konzerts sein würde. Indem die vierzig Mitglieder der Gersauer Feldmusik am vergangenen Samstag in ihrem Jahreskonzert den Spuren und den wechselhaften Erfahrungen der glücksuchenden Auswanderer folgten, boten sie in der voll besetzen Gersauer Aula ihrem begeisterten Publikum ein äusserst abwechslungsreiches und unterhaltsames Konzert. Zu dessen Höhepunkten zählte die von Abschiedsschmerz durchdrungene Ballade «Du bist net mehr do». Die Sopranistin Gabriela Glaus zauberte, subtil von der Feldmusik begleitet, eine innige Stimmung in den Saal, welche die Herzen bewegte. Im musikalischen Porträt «New York: 1927» dürften viele Zuhörer von der stilsicheren Interpretation der jazzigen, bluesigen bis lautmalerischen Klänge und Rhythmen überrascht worden sein; so kompetent und risikofreudig hatte man die Gersauer Musikantenschar selten zuvor erlebt.

 

Roter Faden durch Moderator René Baggenstos 

In einem anspruchsvollen Irish-Folk- Arrangement glaubte man sich in ein Pub rund um einen Krug voll Whiskey versetzt. Wieder andere Welten eröffneten sich dem Publikum durch das Medley der Shanty-Rock-Gruppe «Santiano » oder durch das Arrangement von Filmmusikmelodien des legendären Ennio Morricone. Auch in diesem Stück wuchs die Feldmusik über sich hinaus. Hätte der gewiefte Moderator René Baggenstos die Absichten der Stückwahl nicht durch seine Hinweise auf die Auswanderergeschichte klargemacht, so wäre manches mindestens irritierend geblieben. Auf den bekannten Prozessionsmarsch «Marcia Solenne» folgte beispielsweise unmittelbar der Ländler «De Gersauer II», gespielt von einer Art Bauernkapelle. Das erste Stück stand für den eher braven Ferdi, das zweite für den lebenslustigen Joe. Kein Wunder, gab sich das Publikum beim lüpfigen Ländler nicht ohne Zugabe zufrieden.

 

Faszinierende Solisten

Vize-Dirigent Ralph Jungreitmair leitete das Folk-Medley «Hootenanny» als letztes Stück des offiziellen Konzertprogramms. Darin brillierten die einzelnen Register durch mitreissende Soli. Wer meinte, damit hätte die Feldmusik Gersau ihr musikalisches Pulver verschossen, sah sich getäuscht. In der ersten Zugabe riss der virtuose Schlagzeuger Claude Küttel mit dem Stück «Fascinating Drums» das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin. Der abschliessende Marsch «Gruss an Gersau» der ehemaligen Ländlergrösse Hugo Bigi brachte das Konzert zum Abschluss. Die Ausführenden durften sich verdientermassen über die vielen Komplimente ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer freuen. Diese zeigten sich durch die von der Feldmusik Gersau musikalisch nacherzählte Gersauer Auswanderergeschichte bewegt und begeistert.

 

Bote der Urschweiz / pd

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Bote der Urschweiz

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  • Musik

Publiziert am

23.05.2024

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