Gehören für die Gersauer zu Weihnachten wie Familienfeste und Geschenke: Die fünf Gersauer Weihnachtslieder, hier im Bild jenes mit Ursprung in Stuttgart. Bild Silvia Camenzind
Gehören für die Gersauer zu Weihnachten wie Familienfeste und Geschenke: Die fünf Gersauer Weihnachtslieder, hier im Bild jenes mit Ursprung in Stuttgart. Bild Silvia Camenzind

Brauchtum / Feste

Geheimnis um beliebte Lieder

Die fünf Gersauer Weihnachtslieder haben Hochkonjunktur. Sie sind Gersauer Brauchtum und bergen ein Geheimnis. Denn noch ist nicht erforscht, wie sie nach Gersau fanden und warum sie sich hier halten konnten.

«Ja eilet nur zum Stall geschwind, dort findet ihr das holde Kind», solche Zeilen werden in Gersauer Familien gerade mit Inbrust gesungen. Sie stammen aus «O welch ein süsses Freudenwort» und gehören zu einem der fünf Gersauer Weihnachtslieder. Ohne diese Lieder wäre für viele Weihnachten nur halb so schön, sie vereinen Heimatgefühl mit Weihnachtsstimmung.

«Ein Teil von uns»

«Die fünf Gersauer Weihnachtslieder sind allgegenwärtig, als wären sie seit Ewigkeiten ein Teil von uns», sagt Christoph Monsch, Chorleiter von Cantando, dem ehemaligen Cäcilienchor. Man habe gewusst, dass die Lieder nicht Gersauer Lieder sind, nicht im Ort entstanden waren. Doch bekannt ist wenig. Darum hat sich Monsch letztes Jahr Zeit für dieWeihnachtslieder genommen, gegoogelt und in Musikbibliotheken geforscht und dazu eine Zusammenfassung geschrieben. Darin steht: «Nüchtern besehen dürfen wir diese fünf Lieder nicht so ausschliesslich als die unsrigen einvernehmen, sind wir doch in guter Gesellschaft mit unzähligen Menschen im gesamten deutschen Sprachraum, welche genau diese Lieder auch lieben und regelmässig singen.» (siehe Box) Auf Reisen blättert Christoph Monsch gerne in Kirchen in Gesangsbüchern. So fand er im letzten Jahr eines der Gersauer Weihnachtslieder in einem Münchner Kirchenbuch. Weihnachtslieder sind auch Volksmusik, werden mündlich weitergegeben, und da im Verlaufe der Verbreitung oft textliche und musikalische Veränderungen vorgenommen wurden, gerieten auch die Schöpfer in Vergessenheit.

Im Notenarchiv forschen

Christoph Monsch und mit ihm vermutlich viele Gersauer würde es sehr interessieren, wie die Lieder nach Gersau «importiert» worden sind. Ob Wandersleute sie bei Kirchenbauten aus dem süddeutschen Raum oder aus dem Tirol nach Gersau gebracht haben? Oder vielleicht ein Pfarrer? Primarlehrer Christoph Monsch dazu: «Wenn ich pensioniert bin, werde ich im Notenarchiv und den Chroniken des Cäcilienchors danach forschen und hoffe herauszufinden, wann sie das erste Mal in Gersau gesungen wurden.»

Gedruckt und betitelt

Offen ist auch, warum sich gerade diese fünf Lieder in Gersau halten konnten. Monsch verweist bei dieser Frage auf das Textblättchen «Die Weihnachtslieder der Pfarrkirche Gersau», das von der Druckerei Müller in den 1960er Jahren gedruckt worden war und in den Kirchbänken auflag, als Stütze fürs gemeinsame Weihnachtsliedersingen. Die gedruckte Überschrift wurde später noch vereinfacht in die «Gersauer Weihnachtslieder». Das prägt sich ein. Die Lieder blieben populär. Jedes Gersauer Schulkind kennt sie auswendig, seit sie 2009 von der Schule auf CD veröffentlicht und in einem Konzert gesungen wurden.

Mit dem Pfarrer nach Illgau

Die Gersauer Weihnachtslieder werden auch in Illgau gesungen. Dies weil Kaplan Ferdinand Vieli, der älteren Generation noch bekannt, als Pfarrer nach Illgau berufen wurde. Er hat die lieblichen Lieder in seine neue Pfarrei mitgenommen.

Von Innsbruck bis nach Regensburg

Unzählige Weihnachtslieder fanden im 19. Jahrhundert gemeinsam mit dem neu aufkommenden Christbaum- und Krippenbrauchtum eine grosse Verbreitung. Christoph Monsch nennt die Menschen, die die Weihnachtslieder geschaffen haben:

«O welch ein süsses Freudenwort»:
Melodie und Text von Franz Xaver Weninger, 1805–1888,Theologe und Musiker, Jesuit, Autograph im Provinzarchiv des Franziskanerklosters in Schwaz, Österreich. Abschrift von 1860 im Musikarchiv des Servitenklosters Innsbruck.

«Es kam die gnadenvolle Nacht»:
Text: Johann Caspar Lavater, 1741– 801, Zürich. Theologe und Schriftsteller, reger geistiger Austausch unter anderem mit Goethe und Herder. Melodie: Franz H. Bühler (auch Bihler), 1760–1823, Augsburg, Theologie-, Philosophie- und Musikstudium, Benediktinermönch in Donauwörth bis 1794, dann Stiftsorganist in Bozen, 1801 Domkapellmeister in Augsburg. Nr. 808 im «Gotteslob» der Diözese Augsburg (heutiges Kirchengesangsbuch Deutschlands).

«Schönstes Kindlein, bestes Knäblein»:
Anonym, Regensburg 1861. Handschrift zw

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Brauchtum / Feste

Publiziert am

27.12.2012

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